Neureuther zieht’s zum BVB
Der Skifahrer, Bayern-Fan und alte Spezl von Bastian Schweinsteiger entdeckt seine Liebe zu Borussia Dortmund – und schuld daran ist sein Kinetik-Trainer Horst Lutz, ein alter Sechzger.
ST. LEONHARD Diese Woche weilt Felix Neureuther im Pitztal. Zum Training auf dem Gletscher, gut drei Wochen vor Saisonstart nebenan in Sölden. Und zur Präsentation seines Buches, das er am Donnerstag vorstellt. Jedenfalls ist Deutschlands bester Skifahrer weit weg von München und damit auch außer Reichweite seines uralten Spezls Bastian Schweinsteiger. Und das ist vielleicht auch besser so. Denn Neureuther, ein Bayern-Fan von Kindheit an, ist nun plötzlich Anhänger von Borussia Dortmund. Und schuld daran ist, was sonst, ein alter Sechzger.
Angefangen hatte das alles im Frühjahr 2007, nach einem verkorksten Slalom-Winter, in dem Felix Neureuther öfters rausflog als ins Ziel kam. Über seinen Vater Christian kam Neureuther mit Horst Lutz zusammen, einem Diplom-Sportlehrer aus Wolfratshausen, der von 1988 bis 1990 unter Präsidentin Lilo Knecht auch Jugendleiter beim TSV 1860 war.
Seit 2003 hatte Lutz die sogenannte „Life Kinetik“ entwickelt, ein spezielles Bewegungstraining mit Koordinationsübungen. Training für die Gehirnzellen mit dem Effekt besserer Konzentration und höherer Leistungsfähigkeit.
Bei Neureuther hatte das Erfolg. Im Weltcup 2007/2008 kam er bei allen Slaloms ins Ziel, mit sechs Top-Ten-Plätzen, zwei davon auf dem Podium. „Dann hat der Felix leider gemeint, das passt schon“, sagt Lutz, „so gab es bis Weihnachten 2008 kein einziges Training mehr.“ Prompt schied Neureuther wieder unentwegt aus, nach mehreren Trainingseinheiten mit Lutz brachte er den Winter halbwegs ordentlich zu Ende.
Und dann kam im Sommer 2009 eben die Sache mit Borussia Dortmund. Denn Lutz war mit seiner „Life Kinetik“ da bereits längst von BVB-Trainer Jürgen Klopp engagiert. Und so fuhr Lehrmeister Lutz eines Tages ins Dortmunder Trainingslager und ließ dort seinen Schüler Felix Neureuther die Übungen vorführen. „Der Felix hat gleich am Anfang gesagt, dass er eingefleischter Bayern-Fan sei“, erzählt Lutz, „aber am Ende fand er die Jungs so nett, dass er meinte, jetzt sei er auch Dortmund-Fan.“ Als Dank gab es am Ende auch noch von Trainer Klopp ein Original BVB-Trikot mit Neureuthers Vornamen und allen Unterschriften der Profis.
Dass es bei der Borussia in dieser Saison allerdings überhaupt nicht läuft, dafür kann Neureuther nichts, im Gegenteil, sagt Lutz: „In der Vorbereitung hat Jürgen Klopp gemeint, bei den ermüdenden Trainingseinheiten wäre ihm Life Kinetik noch zu viel. Und das bringt ja nur etwas, wenn man es regelmäßig macht.“ So wie jetzt bei Neureuther, vor der so wichtigen Olympia-Saison.
Mit Lutz stellt er nun erst einmal am Donnerstag das gemeinsame Buch „Mein Training mit Life Kinetik“ vor (Nymphenburger Verlag, 111 Seiten) – mit Übungen, die auch bei Nicht-Sportlern zu besseren Leistungen im Alltag helfen sollen.
Am 25. Oktober beginnt dann die Saison, in der die Terminplanung günstig ist. Denn nach dem Nachtslalom von Schladming (26. Januar) ist mehr als ein Monat Pause bis zum Olympia-Slalom (27. Februar) von Whistler. Bliebe Zeit für einen Abstecher nach Fröttmaning. Am 13. Februar spielen da seine Lieblingsteams: Bayern gegen Dortmund. Vielleicht meidet Neureuther aber das Spiel und fliegt früher nach Kanada. Sonst kommt er nur in einen Gewissenskonflikt.
Florian Kinast