Neureuther wird Dritter: "Brutal happy"
Levi - Er mag ihn nicht so besonders, den Hang Black Levi. Zu flach im oberen Teil, bevor es dann mit 52 Prozent Gefälle steiler wird. „Das ist eher so ein Frauen-Hang“, hatte Felix Neureuther vor dem Rennen noch gegrantelt. Dabei hatten die Veranstalter im finnischen Lappland extra ein paar Bodenwellen eingebaut, die es den Cracks nicht ganz so einfach machen sollten. Leicht war der erste Slalom der Weltcupsaison dann auch beileibe nicht, aber Spaß hat der Garmischer dennoch gehabt, und wie! „Ich bin so was von happy, dass es brutaler gar nicht geht“, sagte er über seinen dritten Platz hinter dem Norweger Henrik Kristoffersen und dem Österreicher Marcel Hirscher.
Gerade mal acht Slalom-Trainingstage hatte Neureuther in seiner Saisonvorbereitung – wegen seines maladen Rückens, eine Lendenwirbelentzündung, die ihn schon lange begleitet. „Der Rücken ist nach wie vor nicht optimal“, gab er nach seinem 31. Weltcup-Podiumsplatz zu, „ein bissl Risiko war schon dabei. Ich hab’ ja vor zwei Wochen praktisch erst mit dem Skifahren angefangen. Aber das musste jetzt irgendwie gehen.“
Und wie das ging: Nach einem eher tastenden ersten Durchgang, der ihm mit 75 Hundertstelsekunden Rückstand zunächst einmal einen achten Platz einbrachte, drehte der Vize-Weltmeister im zweiten Lauf dermaßen auf, dass dem Reporter des österreichischen Fernsehens entfuhr: „Ist das ein guter Techniker! Ein fehlerfreier Lauf. Viel besser wird schwierig werden.“ Der Mann behielt Recht: Nur Hirscher und Kristoffersen waren schneller als Neureuther.
Mannschaftskollege Fritz Dopfer fuhr zunächst auf Rang fünf vor und ist mittlerweile nicht mehr nur im Riesenslalom ein Kandidat fürs Podest. Doch wie schon so oft riskierte er im zweiten Lauf nicht alles und rutschte auf Rang sechs ab – immer noch eine glänzende Platzierung. Das gute Ergebnis für den Deutschen Skiverband rundete Philipp Schmid ab, der mit Platz 14 das zweitbeste Weltcup-Ergebnis seiner Karriere einfuhr – und schon die halbe Norm für die WM in Vail/Colorado im Februar. Alpin-Direktor Wolfgang Maier zeigte sich „richtig stolz“ und „mega zufrieden“, besonders über die „Punktlandung“ Neureuthers: „Besser kannst du es nicht machen. Felix ist eben ein Wettkampftyp. Das konnte so aber keiner erwarten.“
Die WM ist auch das große Ziel Neureuthers. Es könnte das letzte Großereignis für Deutschlands besten Skifahrer werden. Über Motivation verfügt er zwar zur Genüge, doch ob sein seit vielen Jahren malträtierter Körper noch mitmacht, ist fraglich. Bei 70 Prozent seiner Leistungsfähigkeit sieht er sich bislang – was natürlich vielversprechend ist, wenn er dennoch schon aufs Podest zu fahren vermag. Neureuther sagt: „1,3 Sekunden Rückstand auf Kristoffersen und Hirscher – das ist schon viel. Diese Lücke muss ich nun schließen.“
Er wird die Belastung für seinen Rücken gut dosieren müssen. An Riesenslalom war zuletzt gar nicht zu denken, gab er zu. Mal sehen, ob er den nächsten Riesenslalom Anfang Dezember in den USA überhaupt mitfährt oder sich auf den Slalom konzentriert, der dann vor allem im Januar auf dem Programm steht. Neureuther sieht es im Moment so: „Ich bin einfach nur froh, wieder auf Ski zu stehen.“ Und seinen mehr als 400.000 Facebook-Freunden teilte er mit: „Wahnsinn! Elchtest bestanden!“