Neureuther triumphiert: "Felix, du bist a Hund!"

Neureuther gewinnt den Riesenslalom von Adelboden – der erste deutsche Sieg seit 1973. Spezl Schweinsteiger gratuliert, eine Kapelle stört, Alpinchef Maier erklärt das Geheimnis
von  tbc
Ein historischer Sieg: Neurether in Adelboden nach seinem Triumph im Riesenslalom.
Ein historischer Sieg: Neurether in Adelboden nach seinem Triumph im Riesenslalom. © dpa

 

 

Neureuther gewinnt den Riesenslalom von Adelboden – der erste deutsche Sieg seit 1973. Spezl Schweinsteiger gratuliert, eine Kapelle stört, Alpinchef Maier erklärt das Geheimnis

 

Adelboden - Geduscht hat Felix Neureuther noch nicht, als sich der Bildhauer an die Arbeit macht. Im Renn-Ornat sitzt der Triumphator vor ihm, zieht die Skisocken aus und stellt einen der ramponierten Füße auf den Gipsabdruck: Zeit für ein Denkmal! Als Adelboden-Sieger wird nun auch Deutschlands bester Skifahrer auf dem Dorfplatz verewigt.

Mit seinem Sieg am berüchtigten Chuenisbärgli hat Neureuther Geschichte geschrieben. Der 29-Jährige gewann am Samstag als erster DSV-Athlet seit fast 41 Jahren einen Riesenslalom im Weltcup. Dass er tags darauf im Slalom kurz vor dem Ziel auf Podestkurs liegend ausschied? Geschenkt. „Vielleicht ist es ganz gut, dass ich jetzt mal ausgeschieden bin“, sagte Neureuther, „damit mal wieder ein bisschen Ruhe einkehrt.“

Davon war nach dem Riesenslalom-Triumph nicht zu denken. 30000 feierwütige Fans, darunter auch Evi Mittermeier, Fanclub-Chefin und jüngere Schwester von Felix’ Mutter Rosi, stellten den 3500-Einwohner-Ort auf den Kopf, liefen in Batman-, Zebra- und Giraffen-Kostümen rum und ließen sich das Bier mit einer kleinen Pistenraupe palettenweise kommen. Mittendrin: Felix Neureuther, den nur eine Blaskapelle, die in der Nacht im Hotel musizierte, ein wenig störte in der Vorbereitung auf den nächsten Tag. Nicht der Rede wert. „Jetzt geht's mir endlich gut“, sagte er bei der Siegerehrung, als er „wie englische Queen Elizabeth" (Neureuther) aus einem Seilbahn-Korb hoch über den Köpfen des Publikums in den VIP-Bereich schwebte.

Kumpel Bastian Schweinsteiger postete auf Facebook: „Felix, du bist a Hund! Hut ab!“ Konkurrent Marcel Hirscher schrieb auf Twitter von „the one and only Neureuther“. Der Gefeierte postete ein Jubelbild aus dem Hotelzimmer: halbnackt inmitten eines Skiklamotten-Chaos. Mehr als 42000 Fans drückten den Like-Button. Ein Anhänger schrieb: „Hoffentlich wird mein Sohn auch mal so“, eine andere klagte: „Schade, dass du kein Österreicher bist.“

„Dass das heute passiert, ist brutal“, meinte der Garmischer, „und das hier in Adelboden. Das ist unglaublich – und auch historisch.“ Als einziger Deutscher hatte Max Rieger 1973 am Mont St. Anne in Kanada ganz oben auf einem Riesenslalom-Podest gestanden. Das ist echt der Wahnsinn“, jubelte Neureuther, „vor zwei, drei Jahren hätte ich nie zu träumen gewagt, dass ich mal einen Riesenslalom-Weltcup gewinne. Echt richtig geil.“

Neureuther schickt sich an, erfolgreichster deutscher Weltcup-Fahrer zu werden. Mit Armin Bittner liegt er nach dem siebten Sieg noch zwei hinter Markus Wasmeier – und einen Erfolg vor Christian Neureuther. „Dass ich den Vater überflügelt habe, ist schon wichtig. Jetzt kann ich ihn daheim ein bisschen aufziehen“, scherzte der Junior. „Schon schade, dass ich mit nur sieben Weltcupsiegen der Zweitbeste in Deutschland bin. Wir haben noch viel Arbeit in Ski-Deutschland.“

DSV-Alpinchef Wolfgang Maier sprach vom „Hammer", einem „extremen Glückstag". Doch er sagte auch: „Der Felix ist ein Jahrhunderttalent, das sehr lange gebraucht hat, bis es nachhaltig das Podium attackieren konnte.“ Nach der verkorksten Heim-WM 2011 hatte er ihm eine „knallharte Entscheidung" angedroht: „Entweder Felix kommt jetzt in die Mannschaft und arbeitet im Team, oder die Familie Neureuther muss einen eigenen Trainer finanzieren." Neureuther entschied sich fürs Team – und holte seitdem 15 seiner 23 Podestplätze.

 

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