Neuner auf der Suche nach dem Licht
Biathlon-Superstar Lena Neuner verzichtet auf das Trainingslager in der finnischen Finsternis. „Nach einer Woche muss ich Sonne sehen.” Bei der WM in Ruhpolding will sie sechs Medaillen holen
Erding - Richtig blond ist sie geworden, die Magdalena Neuner. Der Wintersport-Superstar von der Sonne verwöhnt?
„Nee, die sind immer schon so”, meint die Biathlon-Olympiasiegerin Neuner. Frisch wie der Sommerwind steht sie im Dirndl vor dem Weißbräu-Zelt beim Erdinger Herbstfest. Sponsorentermin. Mitten im Training vor den Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen in Ruhpolding. Von wegen Urlaub! „Der ist lange her” sagt sie, „im April zehn Tage Mauritius. Sehr schön. Ende Mai ging das Training wieder los. Wenig Zeit zum Verschnaufen. Aber mir geht's gut.” Genau so sieht sie aus.
Vielleicht hängt die gute Laune der überragenden Biathletin der letzten Jahre auch mit einer Reise zusammen, die sie auslassen wird: das Trainingslager in Muonio, 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. „Diese Finnland-Vorbereitung hat mir schon zwei Mal das Genick gebrochen. Da bin ich jedes Mal krank geworden und hab' den Weltcup-Auftakt verpasst”, erzählt die 24-Jährige, „das war der Anlass zu sagen: ‚Ich mache jetzt die Vorbereitung im Alpenraum.’ Ich brauche das Licht. Drei Wochen Finnland: Das geht die erste Woche gut, aber dann muss ich die Sonne sehen. Vielleicht bin ich da sensibler als andere. Ich hab' im Hinterkopf, dass ich da zwei Jahre hintereinander krank geworden bin. Wenn man mit so einem Gefühl da hin fährt, ist das ungut. Muonio und ich, das funktioniert nicht.”
Schon im Winter hatte sie Gespräche mit dem Präsidium geführt: „Man hat mir keine Steine in den Weg gelegt, sondern gesagt: ‚Wir sehen es ja selbst, wollen auch, dass du erfolgreich bist.' Auch die Trainer verstehen und akzeptieren es. Das hat auch nichts mit der Mannschaft oder der Kompetenz der Trainer zu tun.”
Statt nach Lappland wird Neuner nach Osttirol fahren, nach Obertilliach. „Die fangen im Oktober an Schnee zu schießen”, sagt Neuner, „insofern hab' ich dann gleichviele Schneekilometer wie die anderen.” Derzeit trainiert sie in Mittenwald, „mit zwölf jungen Sportlern”, erzählt die Wallgauerin, „alle jünger als ich, fast nur Jungs”. Eine Behördengruppe, zusammengewürfelt aus Bundeswehr und Zoll. Am 30. November startet dann der Weltcup in Östersund (Schweden).
Und im März die WM in Ruhpolding: „Ein Highlight in meiner Karriere”, sagt Neuner, „es ist was Besonderes nur zwei Stunden von daheim eine WM zu laufen.” Sechs Medaillen will sie holen. „Irgendwo brauch’ ich das für mich zur Motivation. Aber wenn's zwei oder eine werden, ist das auch okay. Ich werd' Spaß haben bei der WM, weil ich weiß, dass im Publikum viele sein werden, die ich kenne. Das ist Ansporn.”
Weiter planen will sie nicht. Die letzten zwei Jahre tat sie sich schwer, nach dem Urlaub wieder reinzufinden: „Ein Monat Normalität: Das ist schön. Einfach mal daheim sein, mit Freunden weggehen. Nicht schon in der Früh das gesunde Müsli essen, sondern mal ein Nutella-Brot. Wenn ich trainiere, tut mir so was halt nicht gut. Man geißelt sich ganz schön mit dem Sport.” An ihrem Golf-Handicap hat sich auch nichts geändert: „Ein Mal war ich diesen Sommer. Abends, da war's aber schon dunkel.”