Neues Gift aus Berlin: Weiter Streit mit Alba

München - Als Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke den Fußballern des FC Bayern vorwarf, seinen Verein „zerstören“ zu wollen, indem sie die besten Spieler abwerben, erkannte sich Axel Schweitzer in Watzkes Worten wieder. Der Vorstandschef von Alba Berlin will das gleiche Vorgehen der Bayern im Basketball erkannt haben. „Mit abstrusen Gehältern werden die Jungs gelockt, so dass du mit ihnen nicht verlängern kannst. Da werden Spieler mit Geld zugeschüttet“, schimpfte Schweitzer in „Bild“.
Die Attacken aus der Hauptstadt haben mittlerweile Tradition – die Basketball–Fehde zwischen gelb und rot lodert schon fast einem Jahr. Am Tag des Pokal-Viertelfinals gegen Artland (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht begonnen) verzichteten die Bayern allerdings auf eine Retourkutsche: „Wir haben auch diese Äußerung der Kollegen aus Berlin sehr interessiert zur Kenntnis genommen. Wir werden uns allerdings weiterhin nur auf den Sport konzentrieren“, teilt Sportdirektor Marko Pesic lediglich mit. Die AZ erklärt den Zwist der beiden Spitzenvereine.
Was ist bisher vorgefallen? Die beiden Vereine stichelten schon seit Anfang 2013 – erst Alba-Coach Sasa Obradovic, dann mischte auch Bayern–Präsident Uli Hoeneß mit. Der Streit eskalierte, als Bayern im vergangenen Sommer mit Deon Thompson, Nihad Djedovic, Yassin Idbihi und Heiko Schaffartzik vier Spieler aus der Vorjahresmannschaft des Konkurrente verpflichteten – das Feindbild war zementiert. Und das ließen die Berliner die Bayern Anfang November, vor und bei ihrem 94:74-Sieg zu Hause spüren. Der Eklat: Fans hängten ein Schaffartzik-Trikot an einem Kreuz aus zwei Stangen auf. Die Atmosphäre in der Halle: So giftig und feindselig wie noch nie. „Mit dem Spiel in Berlin ist eine Grenze überschritten worden“, sagte Pesic damals. „Meines Wissens haben zum ersten Mal im deutschen Basketball Verantwortliche eines Vereins die Fans aufgefordert, den Gegner auszu-pfeifen.“
Was steckt dahinter? „Die anderen Vereine haben eben mitbekommen, dass ganz Deutschland zuhört, wenn man die Worte Hoeneß und Bayern in den Mund nimmt“, hatte Marko Pesic schon im vergangenen Jahr erklärt. Sich gegen den FC Bayern zu positionieren hat sich als effektive PR-Maßnahme in der Basketball-Bundesliga herausgestellt. Fans machen nur allzu gerne beim Spiel Gut gegen Böse mit. Auch der Hintergedanke, Sponsoren auf den scheinbar übermächtigen Gegner hinzuweisen und zu emotionalisieren, dürfte eine Rolle spielen.
Was sind die Konsequenzen? „Niemand wird es schaffen, einen Keil zwischen Alba und mich zu bringen. Nach wie vor ist Alba mein Klub, meine Erinnerung an die schöne Zeit dort kann mir keiner nehmen“, sagte Bayern-Trainer Svetislav Pesic. Berlin ist so etwas wie die deutsche Heimat der Familie Pesic. Das Band zur Hauptstadt dürfte allerdings schwächer und schwächer werden. Aus Freunden sind mittlerweile fast Feinde geworden.
Die Basketball-Bundesliga allerdings dürfte der gelb-roteStreit ganz gelegen kommen: Sie gewinnt dadurch Aufmerksamkeit.