Neue Serie: Ein Münchner weiß, wie's geht

Xander Heijnen war Sprecher der Formel 1-Hersteller-Vereinigung und arbeitet unter anderem für Allianz und Daimler. Im Interview erklärt er die neue Serie.
von  Abendzeitung
Wo ziehen sie nächstes Jahr ihre Kreise? Der Motorsport steht vor dem Beginn einer neuen Ära.
Wo ziehen sie nächstes Jahr ihre Kreise? Der Motorsport steht vor dem Beginn einer neuen Ära. © dpa

Xander Heijnen war Sprecher der Formel 1-Hersteller-Vereinigung und arbeitet unter anderem für Allianz und Daimler. Im Interview erklärt er die neue Serie.

AZ: Herr Heijnen, Sie haben jahrelang an einer Alternativserie zur Formel 1 gearbeitet. Nun haben acht Teams dem Weltverband FIA gekündigt und die Abspaltung beschlossen. Ist es möglich, dass die FOTA 2010 eine Serie mit Marken wie Ferrari, Mercedes oder BMW auf die Beine stellt, aber ohne die FIA?

XANDER HEIJNEN: Auch wenn niemand sich eine Abspaltung wünscht, muss man klar sagen: Ja, das kann funktionieren. Die Fota hat mit Ihren Marken und Stars die zwei wichtigsten Schlüssel zum Erfolg auf Ihrer Seite. Die Frage ist aber, ob Max Mosley - womöglich auf Druck von Ecclestone - nicht doch noch auf die FOTA zugeht. Und es hängt vielleicht auch davon ab, ob er im Herbst als FIA-Präsident wiedergewählt wird.

Gibt es Ihre Pläne für eine Alternativserie noch?

Die gibt es sicher, das waren etwa 500 Seiten, ein sogenanntes „Blueprint".

Was müssten die Teams jetzt als erstes machen?

Ein umfangreicher Businessplan müsste her, der regelt, bis wann welche Investitionen getätigt werden müssen. Und es müsste eine rückwärts orientierte Zeitleiste erstellt werden, die darstellt, welche Schritte bis zum Start der neuen Serie wann erledigt sein müssten: das Reglement, die Vermarktungsverträge, Verträge mit Streckenbetreibern und TV-Anstalten.

Wie schätzen Sie den Finanzbedarf ein?

Ich schätze die Anlaufkosten auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Darüberhinaus werden einige Bankgarantien nötig, die ich auf einen höheren zweistelligen Millionenbetrag beziffern würde.

Wie stark sind die Teams und die Hersteller?

Sie haben nicht nur das Know-How und die Ressourcen. Vor allem haben sie die Fahrer, was natürlich für die Fans enorm wichtig ist. Auch, was den Glamour anbelangt, mache ich mir keine Sorgen.

Die neue Serie könnte aber nicht Formel 1 heißen.

Die Rechtssituation ist tatsächlich nicht so klar wie mancher sie darstellt. Mancher Experte glaubt, die FOTA hätte rechtliche Chancen, die Marke ‚Formel 1’ an sich zu ziehen. Das wäre sicherlich sehr wichtig, aber nicht das wichtigste.

Jetzt zum Geld. Wo ist der Knackpunkt?

Früher kassierten die Teams 47 Prozent der Fernseheinnahmen. Nach intensiven Verhandlungen zwischen den Autoherstellern und dem Rechteinhaber lenkte Ecclestone ein und sagte alle Teams ab 2007 eine Beteiligung zu 50 Prozent an allen denkbaren Vermarktungseinnahmen zu. Das war etwa eine Verdoppelung ihrer Einnahmen.

Bekommen haben die Teams aber offenbar nichts. Die Teams fordern von Ecclestone rund 200 Millionen nach.

Tatsächlich warten einige Teams noch auf Beträge aus dieser Zeit, was belegt, wie lange die Teams versucht haben, auf friedlicher Art ihre Ziele zu erreichen.

Interview: Peter Hesseler

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