Neue Saison, alte Fehler

Das fünfte Eigentor im Jahr 2008, diesmal von Mate Ghvinianidze, verdirbt 1860 den Start in die Zweitliga-Saison. Wo es bei den Löwen sonst noch hakt.
von  Abendzeitung
Benny Lauth trifft bei seinem Debüt in Liga zwei. Sein Klub hat das erste Saisonspiel aber trotzdem verloren.
Benny Lauth trifft bei seinem Debüt in Liga zwei. Sein Klub hat das erste Saisonspiel aber trotzdem verloren. © sampics/Augenklick

FREIBURG - Das fünfte Eigentor im Jahr 2008, diesmal von Mate Ghvinianidze, verdirbt 1860 den Start in die Zweitliga-Saison. Wo es bei den Löwen sonst noch hakt.

Für gewöhnlich ist Daniel Bierofka ein eher ausgeglichener, höflicher und zurückhaltender Mensch. Doch nach dem 1:2 in Freiburg und dem verpatzten Zweitliga-Auftakt konnte sich der neue Löwen-Kapitän nicht mehr beherrschen.

„Das war die gleiche Scheiße wie letztes Jahr“, polterte Bierofka (29) in für ihn untypischer Wortwahl. Seine Augen funkelten böse im Halbdunkel des Freiburger Kabinentraktes. Bierofka legte nach: „Wir haben durch zwei Unaufmerksamkeiten das Spiel verloren. Es müssen sich manche Spieler hinterfragen, ob sie nicht richtig aufgepasst haben!"

Beim 0:1 (28.) war der Ball 40 Sekunden im 1860-Strafraum zirkuliert, ehe ihn Ali Günes aus 18 Metern ins Tor schmetterte. Und beim 1:2 versenkte der Georgier Mate Ghvinianidze die Kugel beim Rettungsversuch im eigenen Kasten (66.).

So etwas regt Bierofka auf. Wohl erst recht, seit er Kapitän ist. „Das hat nichts mit Können zu tun, sondern mit Aufmerksamkeit“, schnaubte er, „darüber werden wir am Montag klar sprechen." Und Sportdirektor Stefan Reuter, der letzte Woche noch verkündete, dass sich 1860 „nicht gegen den Aufstieg wehren würde“, gestand nun ein: „Wir stehen jetzt gegen Mainz schon unter Druck.“ Neue Saison, alte Fehler. Das 1:2 in Freiburg war bereits die neunte Pleite der Löwen im 18. Zweitligaspiel in diesem Kalenderjahr. Eine miserable Bilanz. Auch weil die Blauen beim Start in die neue Saison wieder die alten Fehler machten:

Die Abstimmungsprobleme

Der neue Abwehr-Chef Mathieu Béda versuchte zwar gestern nach Kräften, die neu formierte Viererkette zu lenken und zu ordnen, doch dem Ex-Lauterer gelang das nur ansatzweise. „Wir haben wieder dumme Gegentore kassiert“, schimpfte Torben Hoffmann. Diese Aussage kam einem altbekannt vor – aus der Vorsaison. Gestern war vor allem die linke Abwehrseite mit Fabian Johnson mehrmals überfordert. Immerhin, Hoffmann glaubt: „Das kriegt man schnell wieder raus.“ Sie arbeiten freilich schon ziemlich lange daran.

Die Konzentration

Die Konzentration:1860 hat zwar jetzt in Erich Böswald (46) einen festen Mentaltrainer. Aber gefestigt scheint die Löwen-Psyche noch nicht. Das Ghvinianidze-Malheur beim 1:2 darf als Konzentrationsfehler gelten. Es war bereits das fünfte 1860-Eigentor in diesem Jahr. Ist der Löwe ein Nerverl? Auch Nik Ledgerwood, in der Vorbereitung noch hoch gelobt, wirkte wie Johnson gestern immer wieder abwesend. Vergleiche zur desaströsen Vorsaison behagen Sportdirektor Stefan Reuter naturgemäß aber nicht. Er fand: „Ich will das mit der Rückrunde gar nicht vergleichen. Diese Mannschaft funktioniert. Es ist ja nicht so, dass wir in Freiburg auseinander genommen wurden.“

Die Torausbeute

Was sich schon in der Vorbereitung andeutete, bestätigte sich in Freiburg. 1860 ist vor dem Tor viel zu harmlos: noch so eine ungewünschte Parallele zur vergangenen Rückserie. Bierofka konnte sich auf dem linken Flügel genauso wenig durchsetzen wie Mustafa Kucukovic in der Spitze. Hoffnung gibt, dass Rückkehrer Benny Lauth (der ja in der letzten Saison noch nicht da war) Klasse zeigte: Sein Tor zum 1:1 war wunderschön.

Vielleicht auch deshalb befand Reuter hinterher: „Die Stimmung in der Mannschaft ist gut, daran ändert diese Niederlage nichts.“ Zumindest dies ist zum Saisonstart als Fortschritt zu werten.

Oliver Griss

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