Naturschutzverbände werfen Olympiabewerbung bewusste Täuschungen vor
MÜNCHEN - Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) und der Deutsche Naturschutzring (DNR) haben der Münchner Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen Winterspiele 2018 vorgeworfen, die Öffentlichkeit bewusst zu täuschen.
Das „Bid Book“, das offizielle Bewerbungsdokument für die Spiele, bagatellisiere die geplanten Eingriffe in die Natur, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger am Montag in München. DNR-Präsidiumsmitglied Sebastian Schönauer bekräftige unterdessen Vorwürfe, die Bewerbungsgesellschaft habe den Naturschutzring bewusst fälschlicherweise als Unterstützer angegeben. Der Bewerbungsgesellschaft sei „jedes Mittel recht um den Zuschlag zu erhalten“, sagte Schönauer.
Weiger sagte, im Zuge der Olympischen Spiele drohten erheblich größere Eingriffe in die Natur, als bisher öffentlich diskutiert werde. So seien etwa die im „Bid Book“ veröffentlichen Zahlen zum Flächenverbrauch massiv untertrieben, wie aus anderen Dokumenten der Planer hervorgehe.
Dennoch bekenne sich die Bewerbung nicht zu den Zerstörungen, und verhindere so einen informierten Meinungsbildungsprozess. „Es wird so dargestellt, als sei die Natur nachher besser als vorher“, sagte der Vorsitzende des BUND. Tatsächlich fehle ein tragfähiges Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept bislang beinahe völlig. „Schein und Sein“ klafften immer deutlich auseinander.
„Bewerbungsgesellschaft arbeitet mit Unwahrheiten“
Weiger warnte zudem vor erheblichen finanziellen Risiken. So leiste der bayerische Staat für mögliche Olympische Spiele „Garantien in unbegrenzter Höhe“. Nach Berechnungen des Bund Naturschutz in Bayern ist für den Steuerzahler mit sicheren Kosten in Höhe von bis zu 5,5 Milliarden Euro zu rechnen. In diese Rechnung fließen allerdings auch die Baukosten für die zweite Stammstrecke der Münchner S-Bahn in Höhe von 2,5 Milliarden Euro ein.
Auch der Deutsche Naturschutzring erneuerte seine Vorwürfe gegen die Olympiabewerbung. Entgegen Aussagen des Aufsichtsratsvorsitzenden der Bewerbungsgesellschaft und Generaldirektors des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, sei der DNR im „Bid Book“ unberechtigterweise als Unterstützer der Bewerbung aufgeführt worden, sagte DNR-Präsidiumsmitglied Sebastian Schönauer am Montag in München. Vesper hatte argumentiert, der Deutsche Naturschutzring sei im August 2010 über einen Vertreter des bayerischen Landesbundes für Vogelschutz (LBV) an der Verabschiedung des Umweltkonzeptes des Bewerbung beteiligt gewesen.
Schönauer betonte, der Bewerbungsgesellschaft und dem DOSB sei seit Juni 2010 bekannt gewesen, dass der DNR an dem Umweltkonzept der Bewerbung nicht mehr mitarbeite. Der Abgesandte des LBV habe folglich nicht im Namen des DNR sprechen können. Die Münchner Olympiabewerbung arbeite mit „Unwahrheiten und Halbwahrheiten“, sagte Schönauer. Die Planungen der Bewerbungsgesellschaft zum Umwelt- und Naturschutz bezeichnete Schönauer als „völlig unzureichend“.
dapd