Nadjfeji im Interview: "Wenn ich Eichhörnchen sage, lachen alle"

Aleksandar Nadjfeji (35) wurde vor seiner dritten Saison bei den Basketballerm des FC Bayern zum Reservisten degradiert. Hier spricht der Serbe darüber, wie er mit der ungewohnten Rolle klar kommt, seine Zukunft beim FC Bayern - und was bei seinem Ziehsohn Bogdan Radosavljevic falsch läuft.
von  Julian Galinski
Einer, der nicht gerne im Mittelpunkt steht: Aleksandar Nadjfeji.
Einer, der nicht gerne im Mittelpunkt steht: Aleksandar Nadjfeji. © sampics/Augenklick

Aleksandar Nadjfeji (35) wurde vor seiner dritten Saison bei den Basketballerm des FC Bayern zum Reservisten degradiert. Hier spricht der Serbe darüber, wie er mit der ungewohnten Rolle klar kommt, seine Zukunft beim FC Bayern - und was bei seinem Ziehsohn und Bogdan Radosavljevic falsch läuft.

AZ: Herr Nadjfeji, Sie leben nun seit 11 Jahren in Deutschland. Sprechen Sie mittlerweile Deutsch?


ALEKSANDAR NADJFEJI (auf englisch): Ich verstehe recht viel und spreche auch ein paar Worte. Aber Deutsch zu lernen ist als Basketballprofi gar nicht so leicht. In der Mannschaft wird fast nur Englisch gesprochen, die Trainer sowieso. Entsprechend schwer war es für mich, mein Deutsch zu verbessern.


Gibt es ein Wort, dass Ihnen besondere Probleme bereitet?


(ziemlich deutlich) Eichhörnchen! (wieder englisch) Wenn ich das sage, dann fangen immer alle zum Lachen an. Vor allem meine Kinder.


Ihre Deutschkenntnisse dürften in Zukunft von Vorteil sein – der FC Bayern will Sie mittelfristig als Trainer einsetzen.


Früher oder später werde ich sicher als Trainer arbeiten. Ich möchte Kindern helfen, gute Basketballer zu werden. Mittlerweile habe ich ja auch meine B-Lizenz gemacht. Ich denke ich habe im Laufe meiner Karriere viel Wissen über Basketball angesammelt. Und genauso, wie ich von anderen gelernt habe, will ich das weitergeben, damit nun andere davon profitieren. Aber jetzt bin ich erst einmal noch Profi.


Ihre Rolle in der Mannschaft hat sich allerdings im Vergleich zu den vergangenen beiden Spielzeiten verändert. Sie sind der siebte von sechs erlaubten Ausländern – und damit vorerst zum Zuschauer degradiert worden. Wie haben sie das aufgenommen?


Als Trainer Dirk Bauermann zum ersten Mal mit mir darüber gesprochen hat, klang es hart. Ich dachte mir: Diese Saison wird nicht leicht für mich. Aber ich gehe wie ein Profi damit um. Ich bin gesund und werde für meine Chance arbeiten, jeden Tag. Ich bin Profi und werde alles tun, damit wir unsere Ziele erreichen.


Welche Ziele?


Wenn man eine Mannschaft mit so viel Talent zusammenstellt wie nun beim FC Bayern, muss man auch hohe Ansprüche stellen. Das Finale sollte schon drin sein. Es wird nicht leicht, aber wir werden vorbereitet sein.


Es ist die zweite Saison des FC Bayern in der BBL – es wird keinerlei Aufsteiger-Bonus mehr geben. Der Druck wird weiter wachsen.


Die anderen Teams werden uns im Auge haben. Aber wir sind erfahren genug, um damit umzugehen, da bin ich mir sicher. Wichtig ist nur, dass jeder im Team seine Rolle annimmt und akzeptiert. So wie ich. Wenn ich nicht spiele, dann sitze ich eben direkt hinter der Bank und unterstütze meine Mitspieler so gut es geht.


Hatten Sie nicht den Gedanken, den Verein zu wechseln – um mehr spielen zu können?


Es geht hier nicht nur um mich. Ich denke auch an meine Familie. Ihnen den Stress eines Umzugs anzutun, wäre für mich nicht infrage gekommen. Wir alle fühlen uns sehr wohl hier in München. Und ich sehe auch meine Zukunft hier im Verein.


Nachwuchs-Center Bogdan Radosavljevic kämpft gerade um seine Profikarriere, bevor sie richtig begonnen. Bauermann hat ihm mangelnde Einstellung vorgeworfen. Sie kennen ihn gut, sind seine Bezugsperson im Team – was ist schiefgelaufen?


Bogdan muss lernen, wie ein Profi zu denken. Was in der kommenden Saison passiert, wird ganz entscheidend für seine Zukunft sein. Das Problem mit jungen, sehr talentierten Spielern ist oft, dass sie denken, alleine mit ihrem Talent durchzukommen. Sie arbeiten nicht so hart wie nötig, versuchen Abkürzungen zu gehen.


Bauermann hat Radosavljevic öffentlich scharf kritisiert – das macht er nur sehr selten.


Und vielleicht war auch genau das notwendig. Damit Bogdan versteht, wie ernst die Lage ist.


Gerade befindet er sich in Los Angeles in einem Intensiv-Trainingscamp, um körperlich wieder richtig fit zu werden.


Er muss verstehen, dass er sich zu 100 Prozent auf den Basketball fokussieren muss. Dass er sich selbst antreiben und sich bis ans Limit reinhängen muss. Ich werde ihn immer unterstützen wo ich kann. Aber er muss sich selbst ändern.


Herr Nadjfeji, danke für das Gespräch.


Eine Sache noch.


Ja?


Ich freue mich wirklich auf die neue Saison, das können Sie mir glauben! Auch wenn meine Rolle jetzt eine andere ist. (Spricht nun deutsch) Danke und bis zum nächsten Mal! Ich hoffe, dass wir Anfang 2012 mein erstes Interview auf Deutsch führen können!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.