Nadal tun alle Knochen weh

Der Weltranglisten-Erste scheitert im Halbfinale der US Open – weil ihn nach 84 Saisonspielen die Kräfte verließen: „Ich bin platt, das war zu viel“
NEW YORK Als der Kampf ums Finale nach dreieinhalb Stunden Plackerei verloren war, gratulierte Rafael Nadal freundlich seinem Gegner, dem schottischen Favoritenkiller Andy Murray, schrieb Autogramme und winkte den Fans.
Dann verließ der Patron des Tenniszirkus die Bühne: Ein geschlagener, aber keineswegs niedergeschlagener Matador. Ein Mann, der wusste, dass er völlig verdient im Halbfinale der US Open ausgeschieden war. Einer, der am Ende dieser letzten Grand-Slam-Tortur am Ende seiner Kräfte angekommen war - schlapp, kaputt, ausgebrannt. Und der nur noch froh war, dass es vorbei ist. „Ich hatte vom ersten Moment an Zweifel, ich bin einfach nur platt, ausgelaugt", sagte Nadal nach dem 2:6, 6:7, 6:4, 4:6. „Mir tun nach 84 Spielen in dieser Saison alle Knochen weh", sagte Nadal, „das war zu viel.“
So sah’s auch sein Trainer und Onkel Toni Nadal: „Es war nicht der Rafael, den ich kenne. Und er konnte es nicht sein, dieser Saisonkalender ist nur brutal." Vorerst jedenfalls kann Nadal aber nicht durchschnaufen. In zwei Wochen führt er Spaniens Davis-Cup-Truppe ins Halbfinale gegen die USA, und dann geht es zum Saisonfinale noch ein letztes Mal nach Shanghai. Nadal: „Ausruhen? Das bleibt ein Fremdwort für mich." Er sollte es wohl besser lernen.
Jörg Allmeroth