Nackert am Tag der Kurzarbeit

MÜNCHEN - BMW sucht noch Sponsoren, rechtfertigt aber das Engagement in der Formel 1 auch in Krisenzeiten.
Der Termin stand lange vorher fest, zumal man ohnehin spät dran war. Als letztes Spitzen-Team präsentierte BMW am Dienstag in Valencia sein neues Formel-1-Auto. Zum denkbar unglücklichsten Zeitpunkt: Während Robert Kubica und Nick Heidfeld unter der spanischen Sonne ihr neues Dienstfahrzeug zeigten, gab das Unternehmen daheim im bitterkalten München bekannt, rund 26 000 Mitarbeiter für zwei Monate in Kurzarbeit zu schicken. Und der Automobilbauer denkt sogar darüber nach, eine Staatsbürgschaft zu beantragen.
Doch während in Deutschland die Arbeiter um ihre Jobs zittern, startet die Formel-1-Sparte des Hauses unbeirrt das Unternehmen Titelgewinn. Die Krise des Unternehmens scheint die Motorsport-Abteilung nicht zu stören. „Unser Vorstand hat das Formel-1-Engagement nach dem Honda-Ausstieg Ende 2008 noch einmal bekräftigt", erklärte BMW-Motorsportchef Mario Theissen. Und mehr noch: „Wir planen bereits den Etat für 2010."
Doch auch Theissen und seine Truppe trifft die Krise des Unternehmens. Betroffen von der Kurzarbeit sind auch die Arbeiter in den Werken in Dingolfing und Landshut. Dort, wo auch die Motoren für das Formel-1-Auto gebaut (Dingolfing) und die Bauteile gegossen werden (Landshut) - in den gleichen Produktionsstraßen wie die Bauteile für die Serienautos, wie Theissen früher voller Stolz bemerkte.
Und auch auf dem neuen Formel-1-Boliden macht sich die Krise bemerkbar. So absolvierte Kubica die ersten Testfahrten am Dienstag mit einem Auto, an dem zwei auffällige Flächen für Sponsorenlogos leer blieben. Der langjährige Hauptsponsor „Credit Suisse" und der bisherige Partner „Dell" haben ihr Engagement – auch wegen der Finanzkrise - nicht verlängert. „Wir haben noch zwei, drei leere Flächen am Auto“, gab Theissen zu. Große Sorgen müsse man sich aber nicht machen. „Unser Etat für dieses Jahr ist gesichert", versicherte er. Tatsächlich sparen die Teams dank des neuen Regelwerks Kosten. BMW wird das Formel-1-Engagement 2009 statt 350 Millionen wohl nur noch rund 250 Millionen Euro kosten - der Wegfall der zwei Sponsoren ist für das Unternehmen also wohl stemmbar.
Freuen kann sich Theissen über das nacktere Auto nicht. „Wir suchen nach neuen Sponsoren", sagte er, aber wegen der Finanzkrise ist es natürlich schwerer, Unternehmen zu finden, die sich in der Formel 1 engagieren wollen." Möglicherweise, so Theissen weiter, „finden wir erst während der neuen Saison einen neuen Partner." Und für alle Wirtschaftsskeptiker ergänzte er am Tag der Kurzarbeit noch dies: „Die Formel 1 bringt BMW aus Gesichtspunkten des Marketing und der Technologieentwicklung deutlich mehr ein als sie kostet.“ fil