Nachrüsten, bitte!
Brawns umstrittene Wunderdiffusoren bleiben weiter legal. Die anderen Rennställe üben Kritik, arbeiten aber bereits am kostspieligen Nachbau
PARIS Jetzt gewinnt Ross Brawn sogar schon, bevor seine superschnellen Formel-1-Flundern an der Rennstrecke überhaupt ankommen. Das Berufungsgericht des Automobilweltverbands FIA hat am Mittwoch letztinstanzlich die umstrittenen Doppeldecker-Wunderdiffusoren, die das Brawn-Team sowie Toyota und Williams verwenden für legal erklärt. Brawns Fahrer Jenson Button, der die ersten beiden Rennen gewonnen hat, und seine Kollegen von den anderen angeklagten Rennställen dürfen ihre Punkte behalten, der vehemente Protest von Ferrari, BMW, Renault und Red Bull gegen die Konkurrenten scheiterte auf ganzer Linie – und hat für sie nun ein äußerst kostspieliges Wettrennen gegen die Zeit zur Folge.
Rund eine halbe Sekunde pro Runde sollen die Doppeldiffusoren die Autos schneller machen. Wenn die Top-Teams die Saison nicht schon vor dem Rennen in Shanghai am Sonntag (9 Uhr, RTL und Premiere live) abhaken wollen, dann müssen sie nachrüsten.
Und das so schnell wie möglich. Spätestens beim Europa-Auftakt in Barcelona am 10. Mai wollen die Rennställe neue Unterböden gebaut haben. Ferrari entwickelt sogar schon einen völlig neuen Hinterwagen. BMW und McLaren-Mercedes haben dagegen vorsorglich schon viele neue Teile nach China mitgebracht. Das sind zwar keine kompletten Doppeldiffusoren, aber zumindest einige wichtige Modifikationen, welche die deutschen Autos wieder etwas schneller machen sollten. „Wir mussten auf alles vorbereitet sein“, begründet Mario Theissen. Der BMW-Motorsportchef akzeptierte nach seiner Ankunft in Shanghai die Entscheidung der Richter, „damit herrscht nun Klarheit bezüglich der Anwendung des Reglements“, sagte er. Gleichzeitig kritisierte er die Doppeldiffusoren noch einmal aufs entschiedenste. „Eines wird durch das Urteil allerdings nicht erreicht: Die von der Arbeitsgruppe Überholen bei der Ausarbeitung des neuen Reglements beabsichtigte Reduzierung von Abtrieb und Kurvengeschwindigkeit. Gleichzeitig führt diese Entscheidung dazu, dass nun sieben Teams große Investitionen tätigen müssen, um ihre Autos entsprechend umzubauen“, sagte er.
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, der ohnehin genug Probleme hat, nahm das Urteil gefasst auf. „Unser Sportsgeist sagt uns jetzt: So ist es nun mal: Augen auf und durch, wir nehmen die Herausforderung an, auch wenn dazu einige Zeit eingeplant werden muss“, sagte er, und ergänzte: „Was die einen in neun Monaten erreichten, können die anderen nicht in neun Wochen schaffen.“ <
b>Filippo Cataldo
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