„Nach Mitternacht gehe ich zum Bodybuilding“
Alfons Schuhbeck kocht in Westfalen beim Tennis. Hier spricht er über Sport und Ernährung, seinen FC Bayern und Roger Federer: „Ballgefühl wie Beckenbauer, freundlich wie der Dalai Lama.“
Herr Schuhbeck, Sie kochen am Wochenende wieder bei den Gerry Weber Open. Weltklasse-Tennis auf dem Land, was sagen Sie dazu?
ALFONS SCHUHBECK: Schade, dass es so ein Turnier nur einmal im Jahr gibt. Ich muss ehrlich sagen: Ich bewundere Gerhard Webers kühne Idee, solch ein deutsches Wimbledon aus dem Boden zu stampfen und ihm blühendes Leben einzuhauchen.
Man sieht Sie immer nur am Herd stehen. Sind Sie sportlich interessiert?
Ich bin leidenschaftlicher Zuschauer, am häufigsten beim Fußball. Nicht weil ich die Faszination des Tennis weniger begeisternd finde, sondern weil der FC Bayern mir nahe liegt und der in München das beste Ballgefühl hat.
Haben Sie selbst mal von einer sportlichen Karriere geträumt?
Ich hätte es allenfalls zum Pausenmusiker gebracht, denn ich konnte die Saiten einer Gitarre besser schlagen als jeden Ball.
In Halle haben Sie letztes Jahr auch schon mal Roger Federer, den Superstar, erlebt.
Was soll ich mehr bewundern? Er hat ein Ballgefühl wie Beckenbauer, ein Schlagrepertoire wie Muhammad Ali, einen Siegeswillen wie Michael Schumacher. Und ein so freundliches Wesen wie der Dalai Lama.
Welche Tennisspieler kennen Sie – auch von früher?
Am besten – schön alphabetisch aufgezählt – Boris Becker, Steffi Graf und John McEnroe. Und der Name Gottfried von Cramm ist mir unvergesslich, weil er der erste Mensch war, den ich in langen Hosen beim Sport sah, als Bub in einer Wochenschau im Kino. Irgendwie kam mir das damals wie eine Faschingsgaudi vor, bis ich begriffen hatte, was im Sport ein Gentleman ist.
Sie haben viel mit dem FC Bayern zu tun, kochen für den Verein. Welche Lieblingsgerichte haben die Fußballer?
Vor dem Spiel Pasta, Filetsteak und Salat. Ansonsten gleichen sie ihren Zuschauern: Von denen gehen ja auch die meisten eher zum Italiener um die Ecke.
Als Fußballkenner: Was schätzen Sie an einem Spieler besonders - seine Technik, seine kämpferische Natur, seine Bodenständigkeit?
Auf dem Platz zählt auch für mich die Effizienz am meisten. Um es an einem Beispiel aus der Vergangenheit zu verdeutlichen: Es gab mal einen Bayern-Spieler, der spielerisch als kleines, dickes Müller belächelt, aber wegen seiner Tore begeistert gefeiert wurde. Die Faszination Fußball resultiert nun mal mehr aus den Siegen einer Mannschaft als aus dem Unterhaltungswert der Spieler.
Müssen Sie für Leistungssportler grundsätzlich anders kochen als für Gäste in einem Gourmetrestaurant?
Sportler essen für die Fitness und ihre sonstigen spezifischen Fähigkeiten, Restaurantgäste aus Freude am Genuss, die sich ja nicht von der Disziplin ableitet. Doch egal, wie viele Kalorien sie für die Leistung brauchen oder sich als Vergnügen gönnen: Bei jeder Gruppe will der Geschmackssinn befriedigt werden. Und das Auge isst immer mit.
Wie halten Sie sich fit?
Ich gehe abends, oft nach Mitternacht, zum Bodybuilding – nicht um ein Muskelprotz zu werden, sondern weil ich das allein mache und mich so richtig ausschwitzen kann.
Sie sind bekannt dafür, regionale Küche zu veredeln. Was essen Sie am liebsten? Und wenn Sie nicht selbst für sich kochen: Bei wem essen Sie dann am liebsten?
Ich mag am liebsten etwas Einfaches wie gekräuterten Kartoffelsalat mit Fleischpflanzerl und esse lieber bei Hausfrauen und Freunden, die mit Herzblut kochen, als bei Kollegen, die die große Oper vorführen wollen.
Interview: Jörg Allmeroth