Nach Klitschko-Kampf: Briggs auf Intensivstatoin
HAMBURG - Box-Weltmeister Vitali Klitschko hat seinen WBC-Titel am Samstag in Hamburg gegen Shannon Briggs souverän verteidigt. Der ältere der Klitschko-Brüder prügelte den Amerikaner krankenhausreif. Trotz seiner 39 Jahre denkt der Champion noch nicht an ein Karriereende.
Den Gegner ins Krankenhaus geschlagen, selbst fast ohne Kratzer geblieben, Frau und Fans verzückt: Box-Weltmeister Vitali Klitschko hätte in der Nacht von Hamburg der glücklichste Mensch der Welt sein können. War er aber nicht. „Ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich wollte durch K.o. gewinnen. Das ist mir aber leider nicht gelungen“, sagte der 39 Jahre alte Schwergewichts-Champion des WBC nach seinem einstimmigen Punktsieg (120:107, 120:107, 120:105) über den bemitleidenswerten Herausforderer Shannon Briggs.
Der Amerikaner war nach den Schlagserien, die er einstecken musste, von Ringarzt Stephan Bock vorsichtshalber zu einer Computer- Tomographie in die Uniklinik Eppendorf geschickt worden. Dort lag er nach Informationen von RTL auch am Sonntag noch weiter auf der Intensivstation. Laut dem privaten TV-Sender zufolge ergaben die Untersuchungen, dass der Herausforderer unter anderem Frakturen an beiden Augen erlitten hat.
Warum Briggs' Betreuer oder der Ringrichter den Kampf angesichts von Klitschkos Prügel nicht abgebrochen hatten, war unverständlich. Klitschkos Eisenfäuste fanden wie gewohnt ins Ziel, Briggs Eisenschädel steckte die hammerharten Schläge aber bis zum letzten Gong mit unglaublichen Nehmerqualitäten weg.
Der ältere der beiden Box-Strategen aus der Ukraine wusste genau, warum seine Taktik zwar aufging, das primäre Ziel aber unerfüllt blieb. „Ich habe geschlagen, ich habe getroffen. Doch er fiel nicht. Dann sagte ich mir: Keine Hektik. Das wird schon. Aber ich habe wohl zu lange gewartet“, haderte der gefeierte Sieger nach seiner siebten erfolgreichen Titelverteidigung als Champion des Weltverbandes WBC.
Die 14 500 Zuschauern in der ausverkauften O2-Arena waren trotz des verpassten K.o. zufrieden. Und RTL war es auch. Spitzenmäßige 13,29 Millionen Zuschauern (Marktanteil 57,2 Prozent) verfolgten Klitschkos K.o.-Bemühungen an den TV-Bildschirmen. Das war nach Angaben des privaten Senders der höchste Wert seit Beginn der TV- Partnerschaft im November 2006.
Und Klitschko wird dem Sender noch einige Zeit erhalten bleiben. Der fast 40-Jährige wirkt im Kreise seiner Box-Kollegen noch immer wie ein Jungbrunnen. Findet auch Ehefrau Natali. „Vitali ist wie Wein, Er wird mit den Jahren immer besser“, befand sie. „Ich habe noch genug trockenes Pulver. Wenn mein Körper mitspielt, kann mich keiner schlagen“, sagte der Zwei-Meter-Recke. Angst habe er nur vor Bruder Wladimir, wenn der gegen ihn antreten wollte.
Aber den Bruderkampf wird es nie geben. Hoffentlich aber den gegen David Haye. Vitali Klitschko erneuerte seinen sehnlichsten Wunsch, dem WBA-Weltmeister dessen großen Mund stopfen zu wollen. „Ich möchte ihn ausknocken, um auch den letzten Gürtel in die Familie zu holen“, sagte der K.o.-König, dessen bemerkenswerte Bilanz als Profi-Boxer 38 K.o.-Siege in 43 Kämpfen ausweist.
Die Chancen auf ein Zustandekommen des Titelvereinigung mit dem Briten sind unverändert. Dessen Klagen um die angeblichen Knebelverträge, die ihm seitens der Klitschkos angeboten worden seien, würden jeder Grundlage entbehren, sagte KMG-Geschäftsführer Bernd Bönte. „Das ist ein ganz einfacher, simpler Vertrag: 50:50 weltweit“, betonte er Samstagnacht.
Sollte es eine Einigung mit Haye geben, könnte der Kampf noch vor Vitalis nächster Pflichtverteidigung ausgetragen werden. Der Pflichtherausforderer wird im Dezember zwischen Odlanier Solis (Kuba) und dem Amerikaner Ray Austin ermittelt. Angst flößen die beiden den Klitschkos nicht ein, allenfalls Respekt. „Es gibt momentan keine richtig großen Gegner. Die junge Generation ist noch nicht soweit, die alten sind schon in Rente“, bedauerte Vitali Klitschko.
dpa
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