Nach dem Rücktritt: "Hoeneß wird uns fehlen"

Der ehemalige Bayern-Präsident war größter Fan und Unterstützer seiner Basketballer – die müssen nun schweren Herzens ihren Ziehvater ersetzen. Was der Rücktritt für die Abteilung bedeutet.
von  Julian Galinski

MÜNCHEN Sein Stammplatz war im VIP-Bereich unterhalb von Block G, zweite Reihe direkt am Gang. Wann immer es der Terminplan der Fußballer zuließ, war Uli Hoeneß zu Gast im Audi Dome und schaute seinen Basketballern zu. Dem kleinen Bruder der Fußballer, den er mit viel Leidenschaft selbst großgezogen hat: Als zweite große Attraktion des FC Bayern.

Hoeneß’ Rücktritt nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung trifft die Basketballer hart. Die AZ klärt die wichtigsten Fragen.

Warum war Hoeneß so wichtig für die Basketballer? Der Ex-Präsident war größter Fan und größter Unterstützer seiner Abteilung zugleich. Er hat den gesamten Verein für Basketball begeistert, er hat letztendlich den Großteil der Millionen für den Spielbetrieb beschafft. Für die Verantwortlichen war er ein Vorbild: „Ich habe unheimlich viel von ihm gelernt. Was mich besonders beeindruckt hat: Er hat immer ein offenes Ohr, gerade in kritischen Situationen“, sagt Sportdirektor Marko Pesic.

Wie nehmen die Basketballer den Rücktritt auf? „Persönlich tut mir der Rücktritt von Uli Hoeneß weh“, sagt Pesic. „Herr Hoeneß hat uns den Weg geebnet, jetzt müssen wir ihn weitergehen.“ Für Vizepräsident Rudolf Schels ist er ein guter Freund: „Ich bin traurig über den Rücktritt von Uli Hoeneß, diese Geschichte geht uns allen nahe. Aber wir sind überzeugt, dass die positive Entwicklung der Abteilung anhält. Das ist auch das, was Uli Hoeneß jetzt von uns erwartet: nicht lamentieren, sondern Engagement zeigen.“

Ändert sich nun die Bedeutung des Basketballs beim FC Bayern? Rudolf Schels wird, die Zustimmung der Mitglieder vorausgesetzt, am 2. Mai als erster Vizepräsident aufrücken – seine Zuständigkeit für Basketball aber beibehalten. „Am Status des Basketballs wird sich beim FC Bayern nichts ändern“, sagt Schels. „Auch innerhalb der AG wird das nicht infrage gestellt. Im Gegenteil: Es wird registriert, dass der attraktive Sport Basketball auch positiv auf die Marke ausstrahlt und unsere Klubfamilie erweitert.“ Karl Hopfner, der designierte Hoeneß-Nachfolger als Präsident, war schon in der Halle. Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge gilt nicht als Fan des Sports – sein Besuch steht noch aus.

Wie wird Uli Hoeneß ersetzt? „Hilfreich ist sicherlich, dass er zuletzt immer mehr Vertrauen in die Mitarbeiter der Abteilung gesetzt und ihnen sehr viel Verantwortung übertragen hat“, sagt Pesic. „Schwere Zeiten überstehen wir beim FC Bayern, indem wir noch weiter zusammenrücken.“ Auf höchster Ebene im Verein wird Vizepräsident Schels der entscheidende Mann – und in Hoeneß’ Sinne weiterarbeite. „Sein Netzwerk ist riesig, seine Erfahrung auch“, sagt Schels. „Deswegen werde ich auch versuchen, so gut es geht mit Uli Hoeneß Kontakt zu halten.“

Wie wirkt sich der Rücktritt auf die Finanzen aus? „Hoeneß wird uns fehlen, keine Frage. Aber wir sind mit langfristigen Sponsoren-Verträgen gut aufgestellt“, sagt Pesic – dem Vernehmen nach sollen etwa BayWa, Flyeralarm und MAN über die Spielzeit 14/15 hinaus dabei bleiben. „Nicht nur für die kommende Saison haben wir alle wichtigen Sponsoren an Bord“, sagt Schels. „Die Sponsoren haben den Wert des FC Bayern Basketball erkannt. Voraussichtlich werden wir den diesjährigen Etat (rund 12 Mio. Euro, d. Red.) in der kommenden Saison sogar noch ein Stück übertreffen können.“

 

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