Nach dem Eklat: Hachings Trainer sucht das Schuh-Flug-Opfer

Trainer Hasenhüttl möchte sich für den Wutanfall, bei dem sein Turnschuh im Grünwalder einen Fan getroffen hat, mit einer Einladung revanchieren. Und er will künftig seine Senkel fester schnüren.
UNTERHACHING Normalerweise ist ein mäßiges 1:1-Unentschieden in der 3. Liga ja kein Grund, am nächsten Tag Debatten zu führen. Aber dieses Derby zwischen Bayern II und der Spielvereinigung Unterhaching bildet da eine Ausnahme. Weil sich da eine Kuriosität zugetragen hat, die es in der langen Geschichte des Grünwalder Stadions noch nicht gegeben hat: den Schuh-Flug auf die Haupttribüne.
Kurz vor dem Abpfiff ist es passiert. Saer Sene schießt den Ausgleich für die Bayern – da verliert Haching-Trainer Ralph Hasenhüttl (41) die Fassung: Aus Frust über den vergebenen Sieg tritt er gegen eine Wasserflasche. Der Joggingschuh, den er trägt, ist offenbar nur mangelhaft geschnürt; er löst sich vom Fuß und fliegt – mit der Wucht der Wut – in hohem Bogen auf die Haupttribüne des Grünwalders (AZ berichtete). Gute zehn Meter Flugbahn dürften es gewesen sein, das ist beachtlich. Das Unschöne: Der Schuh trifft einen älteren Zuschauer an der Schulter. Ein Ordner, der die Szene beobachtet hat, ist so bestürzt, dass er sogar verlangt, man müsse Hasenhüttl anzeigen.
Keine Sorge, auch am Mittwoch ist die Polizei noch nicht beim Haching-Trainer vorstellig geworden. Dafür hat sich sehr bald das schlechte Gewissen gemeldet. Bereits am Dienstagabend nach dem Spiel hat sich Hasenhüttl in der Pressekonferenz entschuldigt. Tags darauf sagt er (übrigens ganz unaufgeregt): „Natürlich darf mir das nicht passieren. Nachdem wir wieder sehr kultiviert gespielt haben und am Ende bestraft wurden, habe ich emotional einfach überreagiert.“
Für solche Undiszipliniertheiten müssen Spieler üblicherweise in die Mannschaftskasse zahlen. Der Trainer auch? „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, sagt der Österreicher, „wäre aber eigentlich ratsam.“
Seine erste Konsequenz ist diese: „Ich muss demnächst meinen Schuh noch fester binden, sollte ich nochmal gegen eine Flasche treten.“ Und die zweite: „Derjenige, der von dem Schuh getroffen wurde, wird natürlich herzlich von mir zum Pokalspiel am Samstag gegen Bielefeld in den Sportpark eingeladen.“
Jetzt sucht Haching das Schuh-Flug-Opfer. Im Trubel des Spielendes hatten Hasenhüttl & Co. das versäumt. Haching-Manager Norbert Hartmann: „Ich hoffe, dass der Mann ausfindig gemacht werden kann, dann werden wir ihn für Samstag einladen, und Herr Hasenhüttl wird mit ihm ein Bier trinken.“ Klub-Präsident Engelbert Kupka: „Wir bedauern den Vorfall sehr, haben mit dem Ralph gesprochen, und es tut ihm leid. Entscheidend ist, dass hier überhaupt kein Vorsatz dabei war.“
Eine Strafe für Hasenhüttl werde es daher nicht geben.
Vielmehr sieht Kupka seinen impulsiven Übungsleiter offenbar in guter (?) Gesellschaft. Der Klubchef sagt: „Man müsste mal nachschauen, welche Trainer und Spieler vom FC Bayern in der Vergangenheit gegen Banden getreten haben. Die waren vielleicht ein bisschen fester, und da ist nichts weggeflogen.“ Damit spielt er etwa auf Jürgen Klinsmann an: Der damalige Bayern-Stürmer hat am 10. Mai 1997 aus Wut über eine Auswechslung eine Werbetonne eingetreten.
Aus dem Schuh-Flug von Giesing möchte Kupka nun „keinen Skandal machen“, wie er sagt: „Das war ein mittlerer Unfall, der durch Fahrlässigkeit verursacht wurde. Man sollte das nicht zu hoch hängen. Ein Trainer ist auch nur ein Mensch mit Emotionen.“
Hasenhüttl hat seinen Schuh übrigens noch im Stadion zurück erhalten, wiederum auf dem Luftweg: Ein Zuschauer warf ihn Richtung Trainerbank.
Reinhard Franke