Mythos Großglockner

Auf dem höchsten Gipfel Österreichs wollen viele einmal gewesen sein. Die einfachste Route fordert viel Kondition – ist aber für Freizeitsportler mit Erfahrung gut zu machen
Resi Tasser |
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Nur noch wenige Schritte – dann haben wir ihn. Den Größten. Den Großglockner. Den höchsten Gipfel Österreichs. Den man einmal in seinem Bergsteiger-Leben bezwungen haben muss. Warum? Weil er einfach eine Legende ist. Und weil sogar die Berg-Unkundigen zu Hause wissen, was der Großglockner ist und wo er ungefähr steht und dass er berühmt ist. Mit „Ich bin auf dem Großglockner gewesen!”, kann man auf jeder Party Eindruck schinden. Er macht einfach was her, dieser 3798 m hohe Fast-Viertausender.

Dann sind wir oben und gratulieren uns. Wir haben ihn gepackt, er gehört jetzt uns. Er ist mit seiner Höhe ja nicht gerade einer der Giganten der Ostalpen. Weshalb es auch nicht die Meter-Zahl ist, welche die große Faszination auf Bergsteiger, Talbewohner und Gäste ausübt. Vielmehr machen ihn seine schöne Pyramidenform, ein großer Gletscher (die Pasterze) und kleinere „Kees”, die Rinnen, Scharten und Schneefelder zu einer echten Persönlichkeit inmitten Dutzender Dreitausender. An die 8000 Bergsteiger im Jahr „müssen” hinauf, etwa 3000 von ihnen machen sich im Winter auf den Weg (Schnee wirkt mitunter marscherleichternd), und an neuralgischen Tagen wie dem 15. August kann es schon einmal eng werden auf diesem Berg der Berge. Nicht selten sind die Großglockner-Besteiger „Wiederholungstäter”.

In Schwierigkeit und Gelände sehr unterschiedliche Tourenvarianten führen von Kals (Osttirol) und Heiligenblut (Kärnten) auf den 1800 erstmals bestiegenen Gipfel. Die leichteste und auch frequentierteste Route bietet sich mit dem „Normalweg”, der von der Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruhe) auf 3454 Metern durch Eis, Schnee und Fels führt. Ab diesem Punkt sind Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und ein Bergführer gefragt.

Doch wie kommt man überhaupt dorthin? Man startet zum Beispiel in Kals beim Lucknerhaus auf 1918 Metern und wandert ins Ködnitztal, passiert die Stüdlhütte und die Lucknerhütte auf 2802 Metern. Ab da wird der Weg schon anspruchsvoller – ein Gletscher (der Ködnitzkees) muss gequert werden. Nach etwas Felskontakt landet man nach 2,5 Stunden in der Erzherzog-Johann-Hütte.

Nur die Eiligen und extrem Trainierten tun sich die Anstrengung an, gleich weiter zu gehen, denn der Gipfelanstieg ist nicht ohne: Die Serpentinen über die Eisflanke des Glocknerleitls werden immer enger, das Gelände zeigt sich nun sehr steil und felsig, schließlich muss man den Kleinglockner (3771) überwinden, um überhaupt zum Großglockner zu gelangen – ein Härtetest.

Manchen verlangt nämlich der kurze Abstieg vom Kleinglockner trotz Seilsicherung Knieschlottern ab: Die Glocknerscharte, die die zwei nahe beieinander liegenden Gipfel trennt, ist sehr schmal und bietet extreme Tiefblicke nach beiden Seiten. Und manchmal, an schönen Sommertagen warten die Seilschaften schon, bis eine nach der anderen diese Stelle hinter sich bringt.

Ein wenig Kletterei noch – und der Rundumblick vom höchsten Punkt Österreichs lohnt alle Überwindung. Und vielleicht überlegt man bereits, wieder zu kommen, diesmal mutiger – über den Stüdlgrat (III+ und IV-), in Etappen über die Glocknerwand oder ausgesetzt über den Nordwestgrat.

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