Mysteriöser Todesfall! Läufer Herms stirbt mit 26
PIRNA - Schwiegermutter findet den besten deutschen Mittelstreckler der vergangenen Jahre leblos vor dem Computer. Klub, Managerin und Trainer sind ratlos. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.
„Ich möchte später einmal sagen können, dass ich aus meinem Leben was gemacht habe, ohne dabei etwas zu bereuen“, stand am Sonntag noch auf der Homepage von Rene Herms. Ein Später wird es aber für den besten deutschen 800-Meter-Läufer der letzten Jahre nicht mehr geben. Rene Herms ist in der Nacht auf Samstag völlig überraschend und unter mysteriösen Umständen verstorben.
Herms Schwiegermutter fand den leblosen Körper des 26-jährigen Olympiateilnehmers von 2004 vor seinem Computer liegend in dessen Wohnung im sächsischen Lohmen. Der herbeigerufene Notarzt konnte nur noch den bereits am Freitagabend eingetretenen Tod feststellen. Herms' Frau Steffi hatte am Samstagmorgen ihre Mutter gebeten, in der gemeinsamen Wohnung in Lohmen nahe Dresden nach Rene zu schauen. Denn ihr Mann, mit dem sie wegen einer Arbeitsstelle in Hannover vorübergehend eine Fernbeziehung führte, war nicht zu erreichen. Erst blieb der übliche Gute-Nacht-Anruf aus, dann ging er auch am nächsten Morgen nicht ans Telefon. Zum Training erschien der ehemalige U20- und U23-Europameister ebenfalls nicht.
Noch tags zuvor hatte Wirtschaftsstudent Herms dagegen in Dresden trainiert. „Wir haben uns ganz normal verabschiedet. Es gab überhaupt keine Anzeichen“, sagte sein Trainer Dietmar Jarosch, "wir sind total geschockt." Herms soll sich über Silvester eine Grippe eingefangen haben, wie sein Verein, die LG Braunschweig, in einer E-Mail mitteilte. „Ich habe noch am Montag mit ihm die Hallensaison abgestimmt. Es ging ihm gut, es war alles okay, außer, dass seine Nase ein wenig verschnupft war“, sagte seine Managerin Kerstin Pohlers.
„Wir haben die Ermittlungen aufgenommen. Es weist nichts auf Fremdverschulden, Suizid oder ein Verbrechen hin“, sagte Bernd Kopke von der Polizeidirektion Oberes Elbtal/Osterzgebirge. Möglicherweise starb Herms an den Folgen der verschleppten Grippe und an einer nicht erkannten Herzmuskelentzündung. Doping hat Herms öffentlich stets abgelehnt. „Ich möchte meine Träume ohne Doping verwirklichen. Auch wenn ich dadurch nicht immer ganz oben auf dem Siegerpodest stehen kann“, schrieb Herms auf seiner Homepage.Nur eine Obduktion könnte Klarheit über die Todesursache bringen. Ob Herms’ Familie allerdings der Obduktion zustimmen wird, sei noch nicht klar, wie Pohlers erklärte.
Zwölf Mal gewann Herms, der sich aus Aberglauben seine Zehennägel lackierte, in verschiedenen Disziplinen die Deutsche Meisterschaft. In den letzten zwei Jahren aber hatte er nicht mehr an seine Erfolge anknüpfen können. Seine Bestzeit über 800 Meter, die er 2004 bei der Olympia-Qualifikation im Münchner Olympiastadion schaffte, verfehlte er letzte Saison um über drei Sekunden.
„Wir sind zutiefst betroffen. Es ist tragisch, wenn so ein junger Athlet stirbt, der fast das ganze Leben noch vor sich hat“, sagte DLV-Präsident Clemens Prokop, „sein Tod ist ein schwerer Verlust für die deutsche Leichtathletik. Unsere Gedanken sind bei seiner Ehefrau, und unser Mitgefühl gilt seiner Familie.“
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