Murnau: Widerstand gegen Olympia-Wettbewerbe in Ohlstadt
MURNAU - Der Stadtrat in München und der Gemeinderat in Garmisch-Partenkirchen haben mit jeweils großen Mehrheiten mit Ja für die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 gestimmt, nicht gefragt wurden bisher die kommunalen Vertreter und die Bürger von Ohlstadt und Murnau.
Falls München und Garmisch-Partenkirchen im Juli 2011 den Zuschlag für die Winterspiele bekämen, würden drei Kilometer von Ohlstadt entfernt auf dem Gelände des staatlichen Gestüts in Schwaiganger täglich bis zu 22.000 Zuschauer zu Wettkämpfen im Langlauf und Biathlon erwartet. Schneesicher ist der neue Olympiaort nicht. Besonders in Murnau regt sich bereits Widerspruch gegen die Absichten der Bewerbungsgesellschaft.
Nach Schwaiganger, das zur Gemeinde Ohlstadt gehört, ist die Bewerbergesellschaft ausgewichen, als im ursprünglich vorgesehenen Oberammergau im Sommer der Widerstand der Bevölkerung zu groß wurde und ein Bürgerentscheid drohte. Jetzt sollen die Langlauf- und Biathlonwettbewerbe in Schwaiganger ausgetragen werden. Auf dem Gelände der Werdenfels-Kaserne im benachbarten Murnau sollen 1.800 Medienvertreter in dreigeschossigen Containern untergebracht werden.
Kritik an "Geheimnistuerei"
Ohlstadts Bürgermeister Anton Fischer (Neue Liste Ohlstadt) war kürzlich zu einem Gespräch in die Münchner Staatskanzlei eingeladen worden. Fischer, Vater von fünf Kindern, bezeichnet sich als Sportfan und befürwortet die Bewerbung um die Winterspiele. Am 10. November will die Bewerbergesellschaft die Ohlstädter erstmals bei einer Versammlung informieren. Dazu hat sich auch Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU) angekündigt.
Für Murnau ist noch kein Termin vorgesehen. "Wir sollen wohl erst am 11. Januar 2011 erfahren, was wirklich passiert", beschwert sich dann auch Michael Manlik, SPD-Gemeinde- und Kreisrat. Dann reicht das Bewerberkomitee die Unterlagen beim IOC offiziell ein. Manlik kritisiert auch heftig, dass das sogenannte Eckpunktepapier der Bewerbergesellschaft bis dato nicht veröffentlich wird. Auch diese Geheimnistuerei habe dazu geführt, dass die SPD in Murnau neulich innerhalb von zwei Stunden 200 Unterschriften gegen die Olympiapläne sammeln konnte.
Kosten von 27 Millionen Euro
Allein für die populären Biathlonwettbewerbe sollen in Schwaiganger 7.000 Sitzplätze und 15.000 Stehplätze geschaffen werden, für die Langlaufwettkämpfe werden 4.000 Sitz- und 16.000 Stehplätze gebraucht. Insgesamt soll es an den 15 Olympiatagen im Februar 2018 zwölf Veranstaltungstermine für Langlauf und Biathlon geben. Die Baumaßnahmen, die bereits 2016 beginnen sollen, kosten nach ersten Berechnungen 27 Millionen Euro, davon müssen 24 Millionen für temporäre Bauten aufgewandt werden. Zudem müssen die Langlaufstrecken für die Olympiateilnehmer anspruchsvoll sein, so dass eigens dafür Berge und Gefällstrecken eingebaut werden müssen.
Viel Geld kosten auch die Schneekanonen und die Rohrleitungen die zur künstlichen Schneeproduktion benötigt werden. "Die Rohrleitungen sind 7,5 Kilometer lang", hat Manlik in Erfahrung gebracht. Schneekanonen werden benötigt, weil der 3.200-Seelen-Ort Ohlstadt nur 670 Meter hoch liegt und als nicht gerade schneesicher gilt. "Der Schnee kann mit den Schneekanonen auch bei Plusgeraden produziert werden", erläutert Manlik, "hinterher werden die Rohre wieder herausgerissen."
Mit ökologischen Winterspielen habe das nichts zu tun. "Da werden Wettbewerbe auf einem weißen Schneeband stattfinden", zeigt sich der SPD-Mann überzeugt. Im Übrigen würden "Steuergelder ohne Ende verbrannt", beklagt Manlik, der darauf verweist, dass Oberstdorf und Ruhpolding über bereits olympiareife Anlagen im Langlauf und Biathlon verfügten, aber wohl nicht ins Bewerbungskonzept passten.
dapd