Multikulti im Schnee

Eine lässige Angelegenheit für alle Stilrichtungen: Beim „Slopestyle“ gilt es, Hindernisse auf der Piste zu überwinden – und dabei stets cool auszusehen
Kürzlich im mexikanischen Acapulco wurde es einigen Funktionären des Internationalen Olympischen Komitees ziemlich heiß. Sie sollten darüber abstimmen, ob Slopestyle bei den Winterspielen 2014 in Sotschi olympisch werden solle oder nicht. Das Problem war: Manche der Wahlberechtigten besaßen nicht die geringste Ahnung, was Slopestyle eigentlich ist.
Um den Herren ein wenig zu helfen: Slopestyle kann am primitivsten übersetzt werden mit „Schräge-Ebene-Stil“, etwas cooler mit „Schräger Stil". Der Ablauf: Es wird ein Parcours mit verschiedensten verrückten Hindernissen errichtet. Und diesen Parcours gilt es zu bewältigen. Entweder auf Skiern oder mit dem Snowboard. Beide buhlen um die Aufnahme in die Familie der fünf Ringe. Im Frühjahr fällt die Entscheidung.
Im nichtolympischen Leben ist Slopestyle eine lässige Angelegenheit. Hier trifft sich alles, hier vergnügen sich alle – und das oftmals gleichzeitig und durcheinander. Slopestyle ist eine Art Stilrichtungs-Multi-Kulti-Integration für alle – im Schnee. Wobei der Begriff Slopestyle das winterliche Gegenstück zum lange vorher kreierten Street Style der sommerlichen Skateboard-Szene bildet. Die Mountainbiker und Inline-Skater sind inzwischen auch längst dabei – als Street- und auch als Slopestyler...
Slopestyler kommen also aus allen Ecken der Fun-Welt und ihr Treffpunkt ist deshalb logischerweise der Fun-Park. So gut wie jede Ski-Station von Rang besitzt einen. Dessen fast wichtigste Bestandteile sind die Hindernisse. Etwa: Quarterpipe (halbe Halfpipe), Quarterspine (eine Art Kegelpipe), Fun-Box (viereckig – zum Reinfahren, Raus- und Rumspringen), Lady-Kicker (Schanze für einfachere Sprünge und Tricks), Big-Air-Kicker (für atemberaubende Sprünge), Rails (Baumstämme oder Eisengeländer) – und dazu noch extreme Steilkurven und Bodenwellen. Keine Frage - Action ohne Ende.
Einen ziemlichen Spaß bereitet es den Youngsters auch: Wenn die Alten kein Wort der Jugend-Schnee-Sprache kapieren. Damit ist es jetzt allerdings – mit dem Erreichen der letzten Zeile dieses Textes – vorbei. Ab morgen werden sowohl die AZ-verschlingenden IOC-Funktionäre als auch die Silverstars unserer Leserschaft im Rahmen ihres Anti-Aging-Programmes den nächsten auf etwelchen Gletschern bereits geöffneten Fun-Park stürmen - garantiert! Und ein wenig Slopestylen. Ganz lässig und cool. Hält jung – und macht den Fun-Park endgültig zum Cross-over-Treffpunkt aller Schnee-Fans. Skifahrer und Snowboarder, Free-Skier und Big-Footler, Ski-Crosser und übrig gebliebene Skiboarder, Freerider (schauen nur kurz vorbei) und drüberstehende Telemarker, Kids und Over-Sixties, Area-Cruiser und Midlife-Crisler, Teener und Middle-Ager – alle gemeinsam auf dem selben Schnee-Spielplatz! Das könnte der große Trend dieses Winters werden.
Jupp Suttner