Muki, meine Frau und ich

Vorm Pokalfinale: Basketball-Trainer Svetislav Pesic verrät im großen Doppelinterview mit Co-Trainer Mutapcic, wie er wirklich tickt
AZ: Herr Mutapcic, müssen Sie Herrn Pesic oft bremsen, damit er nicht ausflippt?
EMIR MUTAPCIC: Manche Leute denken, das wäre unsere Show. Aber das ist es nicht. Das sind die Emotionen im Spiel. Und manchmal, wenn ich denke, dass es besser für die Mannschaft ist, dann versuche ich, Pesic zu bremsen...
SVETISLAV PESIC: Zu kontrollieren!
MUTAPCIC: Nun, die Emotionen gehören dazu.
PESIC: Ich wurde darauf angesprochen, dass ich früher so viel geschimpft hätte – und nun ruhiger geworden wäre. Aber ich habe niemanden geschimpft. Nie in meinem Leben! Wenn ich mit meinen Spielern kommuniziere, will ich das Maximale aus ihnen herausholen – aber nie persönlich werden!
Allerdings zeigen Fotos, wie Sie am Spielfeldrand toben.
Es gibt immer noch Leute, die sagen: Schaut euch diesen Pesic an – weil er so schimpft und Druck macht, gewinnt seine Mannschaft. Aber das ist nicht richtig. Du gewinnst, weil du alles gibst – und deine Spieler das sehen. (flüstert und spricht langsam) Du kannst deinen Spielern nicht erzählen: Pass auf, heute ist ein wichtiges Spiel...
MUTAPCIC: (mit tiefer, leiser Stimme) ...du musst unbedingt gewinnen...
PESIC: (flüstert immer noch)... schau doch mal, dass du dein Bestes gibst. (spricht normal) Das bin ich nicht!
Herr Mutapcic, warum arbeiten Sie als mehrmaliger Meister nur als Assistenztrainer?
MUTAPCIC: Ich war auch in der Nationalmannschaft Assistenztrainer unter Pesic. Während der Saison hat er mir mitgeteilt, dass er mich in dieser Rolle auch gerne bei Bayern dabei hätte. Und mit einem langjährigen Freund zusammenzuarbeiten ist doch viel besser, als zuhause sitzen!
Seit wann kennen Sie sich?
MUTAPCIC: Seit 1977!
PESIC: Wir waren beide noch Spieler bei Bosna Sarajevo. 1979 haben wir zusammen die Europaliga gewonnen.
MUTAPCIC: Damals hat sich die Freundschaft angefangen zu entwickeln.
Ihre Wege haben sich 1987 getrennt – bis Sie 1993 bei Alba Berlin wieder zusammenarbeiteten.
MUTAPCIC: Ich war Spieler, Pesic kam als Trainer. Und dann hat er mich rausgeschmissen! (lacht) Nein, ernsthaft, er hat mich zum Assistenz- und Spielertrainer gemacht.
PESIC: Er kann begeistern, wirklich fördern. Durch seine Hände sind viele Nationalspieler geformt worden. Marko Pesic, Mithat Demirel etwa.
Herr Mutapcic, Sie nennen Svetislav Pesic beim Nachnamen – und er Sie Muki. Gibt es keinen Spitznamen?
PESIC: Meine Frau nennt mich Pesic. Das ist kürzer als Svetislav. Und Muki nennt mich auch so. Die beiden siezen mich also! (lacht)
Welches gemeinsame Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Das war der 16. Januar 1984. Wir haben in der Europaliga gegen Barcelona gespielt, es ging um’s Finale. Nach zwanzig Minuten hatte der Spanier Juan Antonio San Epifanio 21 Punkte gemacht. In der Kabine habe ich gefragt: Wer kann diesen Mann stoppen? Muki hat sich gemeldet: Ich! Und tatsächlich: Wir haben gewonnen. San Epifanio hat in der zweiten Hälfte nur einen Punkt gemacht.
MUTAPCIC: Und ich 14! Alle reden immer nur von meiner Verteidigung. (lacht)
PESIC: Ich gehe jedenfalls nach dem Spiel aus der Kabine, da kommt der Direktor der Halle zu mir: Gratulation, Gratulation! Ich habe gesagt: Danke! Er sagte: Ich will dir zu deiner Tochter gratulieren! Meine Frau hat während des Spiels meine Tochter Ivana zur Welt gebracht. Dieses Datum vergesse ich niemals.