München will die Handball-EM

9000 Zuschauer feiern Supercup-Sieger THW Kiel. Die Handball-Bosse loben die Olympiahalle und unterstützen die Bewerbung der Stadt für die Europameisterschaft 2012.
MÜNCHEN "Elfmeter für Kiel“, sagt die Stimme in der Olympiahalle. Ein Raunen geht durch das Rund. Elfmeter? Im Handball? Gelächter. Später wird Hamburgs Manager Peter Krebs nach dem Supercup-Spiel in der Olympiahalle sagen: „Das Spiel wird ein Nachspiel am runden Tisch haben. Wir haben Protest eingelegt, weil wir der Meinung sind: Der Elfer war keiner.“
So ganz scheint der Handball in München noch nicht wieder angekommen zu sein. Wie auch. Es ist schließlich mehr als zehn Jahre her, seit in Schwabing und Milbertshofen kein Spitzenhandball mehr gespielt worden ist.
Umso frenetischer feiern an diesem Samstagnachmittag rund 9000 Zuschauer ein Handball-Fest mit den beiden deutschen Topklubs THW Kiel und HSV Hamburg. Dass der THW zum fünften Mal den Supercup gewonnen hat, ist in diesem Moment nebensächlich. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Kiel dem HSV beim 33:28 nie den Hauch einer Chance ließ. Kein Wunder, dass laut einer Umfrage 16 von 18 Bundesliga-Trainern den THW als neuen deutschen Meister sehen. Mit Hamburgs erstem Titel wird es demnach wieder nichts.
In einem Jahr möchte Kiel also wieder zurückkommen nach München. Um den Supercup dann gegen den Pokalsieger zu verteidigen. „Ich erinnere mich immer wieder gerne zurück an die Spiele in Schwabing oder Milbertshofen“, sagt Uwe Schwenker, der Kieler Manager. Damals, in den Neunzigern. Schwenker: „München ist ein guter Standort. Es wäre wünschenswert, wenn München eine Spitzenmannschaft hätte.“ Hat es aber nicht – und wird es auch in naher Zukunft nicht haben. Aber zumindest der Supercup, seit 2005 in der Olympiahalle ausgetragen, wird an der Isar bleiben.
„Wir sind mit München als Austragungsort sehr zufrieden“, sagt Oliver Lücke, Sprecher der Handball-Bundesliga. Der Vertrag zwischen der Liga und dem Olympiapark verlängert sich quasi stillschweigend von Jahr zu Jahr. Die Liga ist froh, München ist froh. „Ich gehe davon aus, dass wir mindestens bis 2011 den Supercup haben werden“, sagt Gerd Tschochohei, Präsident des Bayerischen Handballverbandes (BHV).
„Wir brauchen diese Events für den Handballsport“, sagt Tschochohei, „wir bräuchten zwei oder drei im Jahr.“ Deshalb gibt es Überlegungen, mögliche Heimspiele des unterfränkischen TV Großwallstadt im Europapokal ins 380 Kilometer entfernte München zu verlegen. Nur ist Großwallstadt noch nicht für den Europapokal qualifiziert.
Es könnte noch besser kommen. Der Deutsche Handballbund (DHB) hat sich um die EM-Endrunde der Männer im Jahr 2012 beworben. Die Entscheidung über die Vergabe fällt in den nächsten vier Wochen. Tschochohei verrät: „Wenn Deutschland den Zuschlag bekommt, ist die Olympiahalle München ein Spielort.“ Die Handball-EM in München – welch ein Spektakel, mit Siebenmetern für Deutschland.
Thorsten Klein