"Mr. 007" Lewis Hamilton
Der Brite Lewis Hamilton gewinnt den Grand Prix von Kanada und ist somit der siebte Sieger im siebten Rennen der Saison. Weltmeister Vettel wird nur Vierter – und Schumacher mehr und mehr zum Pechvogel
MONTREAL Es war die große Frage vor dem Großen Preis von Kanada in Montreal: Würde sich im siebten Rennen der Saison der siebte Pilot in die Siegerliste dieser seltsamen Formel-1-Saison eintragen können? Die Antwort, kurz und knapp: Ja!
Lewis Hamilton gewann in Kanada sein erstes Saisonrennen und kürte sich somit zu Mr.007, wie die PR-Maschinerie der Formel 1 ihn nach dem Triumph sogleich bezeichnete. Hamiltons Sieg stellt zudem einen Rekord dar: Sieben verschiedene Sieger in den ersten sieben Rennen gab es in der Formel 1 noch nie.
Weltmeister Sebastian Vettel dagegen muss weiter auf den ersten Sieg in Kanada warten. Der Red-Bull-Pilot, der im vorigen Jahr den Erfolg erst in der letzten Runde aus der Hand gegeben hatte, war diesmal aber trotz seiner Pole Position chancenlos und musste sich nach einer turbulenten Schlussphase mit dem vierten Platz zufrieden geben.
In der WM-Gesamtwertung übernahm mit jetzt 88 Punkten Hamilton die Führung vor dem bisherigen Spitzenreiter Fernando Alonso (86), der mit nachlassenden Reifen in den letzten Runden vom zweiten auf den fünften Platz zurückfiel. Vettel hatte im Gegensatz zu dem Spanier noch Reifen gewechselt und war danach doch noch wieder an dem Ferrari-Piloten vorbei gekommen. Mit 85 Zählern ist Vettel jetzt WM-Dritter.
„Es war ein gutes Wochenende für uns, wir haben wichtige Punkte geholt und viel gelernt. Es war richtig, noch einmal die Reifen zu holen. Meine Reifen hatten nicht mehr das gehalten, wonach es vorher aussah. Es kam schleichend”, sagte Vettel. Überraschend aufs Podium fuhren in der Schlussphase der Franzose Romain Grosjean im Lotus und der Mexikaner Sergio Perez im Sauber, deren Einstopp-Strategien aufgingen. Perez fuhr von Startplatz 15 zum erst zweiten Mal in seiner Karriere aufs Podium.
Hamilton hingegen feierte seinen ersten Sieg seit dem 13. November 2011 in Abu Dhabi ausgiebig und winkte schon aus dem Auto mit einem Union Jack. „Das war eines meiner schönsten Rennen. Als ich über die Ziellinie gefahren bin, sind die Gefühle explodiert. Das war einfach überwältigend”, sagte Hamilton, der – noch mit dem Helm auf dem Kopf – seine Freundin Nicole Scherzinger, die Pop-Sängerin, in die Arme schloss. Mit dem 18. Sieg seiner Karriere meldete er seine Ansprüche auf den WM-Titel an.
Als Sechster holte Mercedes-Pilot Nico Rosberg als zweiter deutscher Fahrer WM-Punkte, Nico Hülkenberg im Force-India-Mercedes wurde Zwölfter.
Für Rekordweltmeister Michael Schumacher setzte sich dagegen die Pechsträhne fort. Schon zum fünften Mal in dieser Saison war für den 43-Jährigen vorzeitig Feierabend, wieder war ein Defekt schuld. Weil der verstellbare Heckflügel seines Mercedes steckengeblieben war und sich nicht mehr schließen ließ, musste der Kerpener in der 44. Runde aufgeben. „Ich schätze, es ist ein ähnlicher Defekt wie in Bahrain, eine Mischung aus Hydraulik und Elektronik. Wahrscheinlich hat sich ein Kabel verklemmt”, meinte Schumacher, „meine Jungs haben mein absolutes Vertrauen, zu hundert Prozent. Sie probieren alles. Aber man muss verstehen, dass unsere Autos Prototypen sind.”