Interview

MotoGP-Star Bradl im Interview: "Ich lasse das Leben laufen"

Die neue Saison in der MotoGP startet. Stefan Bradl ist als Testfahrer und Experte für ServusTV dabei. In der AZ blickt er auf seine Arbeit, die Favoriten, sein Leben als Papa und Ideen für deutsche Talente.
Martin Wimösterer |
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Stefan Bradl
Stefan Bradl © ServusT V / Neumayr / Leo

München - AZ-Interview mit Stefan Brandl: Der Ex-Weltmeister (32) ist Honda-Ersatzfahrer und ServusTV-Experte.

AZ: Herr Bradl, die neue MotoGP-Saison startet am Wochenende. Sind für Sie am Monatswechsel von April auf Mai und Anfang September zusätzliche Feiertage im Kalender?
STEFAN BRADL: Weil da meine Einsätze sind?

Genau, Sie sind Ersatzfahrer und haben bei den Rennen in Jerez und Misano fixe Starts.
Ich arbeite darauf hin und freue mich darauf, klar. Aber ich bin so oft eines Besseren belehrt worden und kurzfristig drangekommen. Insofern, um auf die Frage zu antworten, eigentlich nicht mehr.

Sie nehmen es, wie es kommt?
So ist es. So ist es die beste Art.

Abfahrt: Stefan Bradl ist das deutsche Aushängeschild im Motorradsport. Er ist Testfahrer für Honda in der MotoGP. Am Wochenende startet die Rennklasse in die neue Saison.
Abfahrt: Stefan Bradl ist das deutsche Aushängeschild im Motorradsport. Er ist Testfahrer für Honda in der MotoGP. Am Wochenende startet die Rennklasse in die neue Saison. © imago images/GEPA pictures

War diese Auffassung direkt in Ihrem Blut drin?
Ich habe es lernen müssen. Der typische Deutsche plant ja gerne, bereitet sich vor, hat die Termine im Kalender. Ich lasse das Leben nun laufen, wie es daherkommt. Natürlich muss ich mich aber gesundheitlich und von der Fitness her auf Einsätze vorbereiten.

Bradl: "Unser Ziel ist, den Titel zu Honda zurückzuholen"

Wie hält man sich bereit für den Einsatz?
Ich bin bei den Testfahrten dabei, zum Beispiel vorige Woche in Spanien und bin rund ums Jahr auf dem Motorrad unterwegs. Klar gehen wir nicht so brutal ran wie im Rennen, aber trotzdem. Und ich versuche, mein technisches Verständnis einzubringen, um meinen Kollegen das bestmögliche Set-up zu ermöglichen.

Darunter Marc Márquez, den Sie für den Titelfavoriten halten?
Wir arbeiten für dieselbe Partei, da bin ich vielleicht voreingenommen. (lacht) Fahrerisch ist es einer der Besten ever. Wenn ich meinen Job gut mache beim Material, tut er sich leichter. Unser Ziel ist, den Titel zu Honda zurückzuholen.

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Und Ihr persönliches Ziel?
Zuerst einmal wünsche ich keinem, dass er positiv getestet wird oder sich verletzt. Wenn ich einen Einsatz habe, schaue ich, dass ich in die Punkte fahre. Wenn es für die Top-10 reicht, wäre es genial. Die anderen sind aber sehr gute Fahrer.

Mit Valentino Rossi hat ein Großer seine Karriere beendet. Wer kann ihm nachfolgen?
Rossi hat die MotoGP groß und populär gemacht. Es ist die Legende schlechthin! Es ist aber normal, dass Ältere mal aufhören. Genau so, wie es bei Roger Federer im Tennis sein wird, wenn er aufhört. Dann wächst was Neues nach. Fabio Quartararo, der amtierende Weltmeister, hat gute Voraussetzungen. Und Márquez, der Erfolgsdominator der vergangenen Jahre.

Bradl: "Márquez ist vom Talent her so gesegnet"

Er war oft verletzt, einmal brauchte er eine Knochenmarktransplantation.
Er hat schon einiges durchgemacht. Aber er ist vom Talent her so gesegnet! Ich habe jedenfalls keinerlei Angst, dass die MotoGP an Reiz verlieren würde. Die Rennen fesseln die Zuschauer weiter, es ist der beste Motorsport.

Die Saison besteht aus so vielen Rennen wie noch nie. Zusätzliche Belastung für die Fahrer?
Es ist schon grenzwertig. Jetzt sind es 21 Rennen, die Saison geht am Wochenende los und bis in den November hinein. Man ist das ganze Jahre auf Reisen. Das zehrt. Es gibt eben die Nachfrage und die MotoGP ist ein Business, keine Frage. Ich glaube aber, dass die Fahrer nun selber sagen: Jetzt ist es gut, wie es ist, mehr nicht.

Sie sind kürzlich Vater geworden. Hat das Einfluss auf Ihre Arbeit genommen?
Bis jetzt nicht, es ist auch noch nicht ganz zwei Monate her. Privat hat sich mein Leben drastisch verändert, ich bin stolz und happy, Vater zu sein. Beruflich hat sich bisher aber noch nichts verändert. Das war für mich auch eine Frage: Wie wird sich das anfühlen? Man versucht nun, den Aufenthalt im Ausland zu gering wie möglich zu halten, klar. Ich bin froh, dass ich vom Kopf nach wie vor den vollen Fokus habe. Das braucht man auch. Da ist man so bei der Sache, dass man wie in einer anderen Welt ist.

"Eine Traumvorstellung wäre eine eigene Rennklasse in der deutschen Meisterschaft"

Sie haben vor einem Jahr gesagt, Sie wollen mit Red Bull etwas aufbauen, um den deutschen Motorradnachwuchs anzuschieben. Damit haben Sie aber nicht Ihre Vaterschaft gemeint, oder?
(lacht) Nein, um das ist es nicht gegangen. Man hat es die letzten zehn Jahre schon kommen sehen, dass kein Nachwuchs da ist. Ein Grund: Die Förderung der großen Organisationen ist aus meiner Sicht nicht richtig, um Talente anzusprechen. Gesprochen worden ist dazu viel, nur Hand angelegt hat noch keiner. Ich will es zumindest nicht unversucht lassen.

Wie gehen Sie das an?
Ich habe die Intention gehabt, meinen Bekanntheitsgrad und meine Connections zu bündeln. Mit Partnern zusammen ist das gelungen. Wir hatten drei Nachwuchstage, wo wir den Buben und Mädels gezeigt haben, worauf es ankommt. Wir werden das fortsetzen. Ich habe aber gemerkt, wie viele Hindernisse es in Deutschland gibt. Rennstrecken zu mieten und bürokratische Hürden zu überwinden. . .

Klingt schwierig.
Wir haben es hinbekommen, aber es war schwer. Und ich muss sagen: Wenn es so einer wie ich es nicht hinbringt, sehe ich schwarz. Wir bräuchten langfristig Unterstützung vom ADAC. Gespräche haben schon stattgefunden. Eine Traumvorstellung wäre eine eigene Rennklasse in der deutschen Meisterschaft.

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