Mord an Visser: "Es war fast unerträglich"
Nach dem Mord an der niederländischen Volleyball-Legende Ingrid Visser und ihrem Freund sind zwei mutmaßliche Täter festgenommen worden. Doch der Fall bleibt rätselhaft.
Murcia - Die Nachricht, dass das eigene Kind verstorben ist, ist das Grausamste, was Eltern als Nachrichten ereilen kann. Doch wieviel unsagbar schlimmer muss es noch sein, wenn die Eltern erfahren, dass das Kind in seinen letzten Minuten, ja Stunden Höllenqualen erleiden musste?
Genau dieses fürchterliche Schicksal ist aber der niederländische Volleyball-Legende Ingrid Visser widerfahren. Die 35-jährige Rekordnationalspielerin (514 Einsätze) und ihr Lebensgefährte Lodewijk Severein (57) wurden in Spanien in der Nähe von Murcia nicht nur ermordet. Sie wurden brutal gefoltert, die Leichen wurden zerstückelt und in einem 30 Kilometer entfernten Zitronenhain verscharrt. „All dies hat die Situation fast unerträglich gemacht”, ließ die Familie nun erklären.
Der Fall an sich bleibt mysteriös. Warum sind Visser und ihr Lebensgefährte in das Auto gestiegen, das sie zu ihren Mördern brachte? Diese Frage stellen sich die Ermittler und die Angehörigen. Eigentlich war die 35-Jährige nach Murcia gereist, um sich in der Stadt, in der sie drei Jahre lang gespielt hatte, in einer Klinik für künstliche Befruchtung untersuchen zu lassen. Dies jedenfalls hatte Visser ihren Angehörigen gesagt.
Aber dann ließen die beiden sich in ein Landhaus chauffieren. Die Niederländer trafen nach Erkenntnissen der Ermittler dort auf den Spanier Juan Cuenca, der Vissers Ex-Verein CAV Murcia als Geschäftsführer gemanagt hatte, und auf zwei Rumänen.
Die Polizei geht davon aus, dass die 47 und 60 Jahre alten Rumänen, die am Montag festgenommen wurden und gegen die – genau wie Cuenca – Haftbefehl ergingen, als Auftragskiller angeheuert worden waren und den Doppelmord begingen. Die Hintergründe des Verbrechens bleiben mysteriös. Unklar ist, weshalb die Täter so grausam und brutal zu Werke gingen.
Um zwei andere Fragen ranken sich viele Spekulationen: Wer gab den Auftrag zu dem Doppelmord? Und was war das Motiv? Die Justiz erklärte die Ermittlungen für vertraulich, die Polizei beschränkte sich auf vage Andeutungen. „Geschäftliche Differenzen” hätten das Verbrechen ausgelöst sagte Murcias Polizeichef Cirilo Durán. Mit dem Sport hätten diese Geschäfte nichts zu tun gehabt. Dabei könnte ein Marmor-Steinbruch eine Rolle spielen. Dieser gehört dem Unternehmer Evedasto Lifante, der früher der Besitzer des mittlerweile aufgelösten Volleyball-Clubs CAV Murcia war. Der Steinbruch könnte den Niederländern in einem undurchsichtigen Geschäft zum Verkaufangeboten worden sein. Die Zeitung „La Verdad” berichtet, dass Cuenca bei seinen Vernehmungen versucht haben soll, die Verantwortung für das Verbrechen Lifante zuzuschieben. Der bestritt, irgendetwas mit dem Doppelmord zu tun gehabt zu haben, und drohte Cuenca mit einer Verleumdungsklage.