Monsun macht Laune
Das Regenrennen von Malaysia endet mit Abbruch. Nick Heidfeld, der im BMW Zweiter wird, ist nicht der einzige, der profitiert.
SEPANG Als um kurz nach sieben Uhr Ortszeit „God save the Queen“ aus den Boxen schallte und Jenson Button wieder jubelnd die Hände zum trüb-finsteren Himmel riss, da hatten die Formel-1-Piloten die Regenschirme wieder zur Seite geworfen.
Zuvor aber hatte der sich schon beim Rennstart durch dunkle Wolken ankündigende Monsun für ein denkwürdiges Ende des zweiten Saisonrennens gesorgt: Eine Rennpause mündete in einen Abbruch.
32 von 56 Runden waren zurückgelegt, als Rennleiter Charlie Whiting das Rennen, das längst zum Belastungstest über die Amphibienfähigkeit von Formel-1-Autos verkommen war, unterbrochen hatte. So lange, wie sich der Monsun angekündigt hatte, so schnell hatte es die Fahrer innerhalb von zwei Runden von der Strecke gespült. Nun suchten die Piloten Schutz unter den Regenschirmen ihrer Mechaniker, versuchten verzweifelt mit Handtüchern das Wasser aus ihren Autos zu bekommen und blickten immer wieder zweifelnd zum Himmel.
„Das ist hier wie eine Sauna mit Aufguss", bemerkte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Der malayische Wolkenbruch sorgte für Verwirrung. Keiner wusste, ob und wann es weitergehen würde, BMW-Motorsportchef Mario Theissen verlor sogar die Orientierung: „Ich weiß selber nicht, an welcher Stelle Nick Heidfeld gerade steht.“
Es sollte bis zur Siegerehrung dauern, bis Theissen Klarheit hatte. Heidfeld wurde, nachdem das Rennen schließlich nicht wieder aufgenommen wurde, als Zweiter aufs Siegertreppchen geschickt. Neben Heidfeld stand Sieger Jenson Button, rechts neben dem Briten Toyota-Pilot Timo Glock als Dritter. Heidfeld lachend: „Das war eine lustige Situation, weil Timo, ich und Jenson nicht genau wussten, wer vorne war.“ Schon seltsam, dass dieses Rennen durch den Monsun am Ende für gute Laune gesorgt hatte. Jedenfalls bei den meisten:
BRAWN
Teamboss Ross Brawn hatte schon während der Wartepause für Lacher gesorgt, als er – mit riesigem Regenschirm bewaffnet – einen Reifenwagen durch die Boxengasse schob. „Das Märchen geht weiter“, sagte er nach dem zweiten Sieg seines Rennstalls im zweiten Grand Prix. Button scheint allmählich zum WM-Favoriten zu werden. Premiere-Experte Keke Rosberg hat sich offenbar schon an die neue Hackordnung in der Formel 1 gewöhnt. „Nicht überraschend haben wir Brawn-Autos vorne“, sagte er, „eigentlich lief alles normal.“
NICK HEIDFELD
Der Mönchengladbacher bewies mal wieder seine Fähigkeiten im Regen. Von Platz 11 ins Rennen gegangen, tankte er sich mit dem schwersten Auto durchs Feld – um dann bei ansetzenden Regen an allen vorbeizuziehen. Eine taktische Meisterleistung von Heidfeld und BMW. „BMW kommt wieder ins Spiel in den WM-Kampf durch die Punkte heute“, sagte Rosberg.
TIMO GLOCK
„So gut wie hier bin ich noch nie gefahren“, freute sich Toyota-Pilot Timo Glock nach dem Rennen. Tatsächlich scheinen sich der Wersauer und Toyota etabliert zu haben in der Spitzengruppe. „Momentan sind Toyota und Williams Nummer zwei hinter Brawn“, urteilt Ferrari-Berater Michael Schumacher.
FERRARI
Zwei Rennen, null Punkte. So schlecht ist die Scuderia lange nicht mehr in eine Saison gestartet. Weil die Konkurrenten aber wegen des verfrühten Rennabbruchs nur die Hälfte der Punkte bekamen, konnte Rekordweltmeister Schumacher bei Ferrari sogar lachen über das Rennen: „Wir haben uns hier verzockt, aber Kompliment an Brawn. Wir werden jetzt extrem entwickeln, dann sollten wir wieder aufschließen.“
fil