Mohr: „Als wäre ich gegen eine Wand gelaufen“

Münchner Stabhochspringer Mohr wollte bei der WM in Daegu Edelmetall – am Ende musste er sich mit Rang fünf begnügen
von  kby

Münchner Stabhochspringer Mohr wollte bei der WM in Daegu Edelmetall – am Ende musste er sich mit Rang fünf begnügen
Daegu - Für den Bruchteil einer Sekunde riss Deutschlands Stabhochsprung-Ass Malte Mohr die Arme in die Höhe, so als wollte er jubeln. Doch dann sah er, wie die Latte aus der Auflage hüpfte. Er schlug die Hände noch im Fallen vors Gesicht, stieß einen langen Schrei der Enttäuschung aus, während sein Körper den Gesetzen der Schwerkraft folgend nach unten plumpste.

Stabhochsprung-Diva Tim Lobinger, der einzige deutsche Sechs-Meter-Springer, ließ enttäuscht den Kopf hängen. Lobinger, der Trainingskollege und Mentor von Mohr, hatte immer wieder mit Tipps von den Rängen versucht, Mohr auf die Erfolgsspur zu verhelfen. Doch um 15.01 Uhr war für Mohr, Münchens große Medaillenhoffnung, der Traum von einer Medaille bei dieser WM in Daegu geplatzt.

Die 5,90 Meter – Mohrs persönliche Bestleistung – waren an diesem Tag ein bisschen zu hoch. „Als wäre ich gegen eine Wand gelaufen“, meinte Mohr, der am Ende mit seinen übersprungenen 5,85 Metern den fünften Platz belegte. „Ich glaube ich habe mich ganz gut verkauft. Mit dem Platz bin ich nicht zufrieden, aber mit der Leistung. Ich habe nicht geglaubt, dass wir auf so einem Niveau springen, nachdem in der Qualifikation so viele rausgeflogen sind.“

Vor der WM hatte er noch den großen Zweikampf um Gold zwischen dem französischen Superstar Renaud Lavillenie und sich selbst ausgerufen. „Kein weiterer Athlet außer uns hätte den Sieg verdient“, hatte Mohr im AZ-Interview gesagt.

Doch Gold ging weder an Mohr noch an Lavillenie, sondern an Pawel Wojciechowski aus Polen, der in der Quali fast gescheitert wäre. Mit seiner Siegerhöhe von 5,90 Metern ist er sicher kein unverdienter Sieger. Er, der sich sich doch überraschend WM-Gold um den Springernacken hängen lassen konnte. Lavillenie (5,85 Meter) musste sich sogar mit der Bronzemedaille begnügen, da der Kubaner Lazaro Borges (5,90 m) Silber holte.

„Ich hätte gedacht, dass eine Medaille für mich drin ist“, sagte Mohr, der bei der Hallen-Europameisterschaft 2010 Silber geholt hatte. Damit muss der Münchner Hoffnungsträger weiter auf seine erste WM-Medaille warten. Doch damit ist er in guter Gesellschaft: Mentor Lobinger konnte sich in seiner illustren Karriere niemals mit Edelmetall bei einer Freiluft-WM schmücken. Überhaupt scheitern die deutschen Stabhochsprung-Asse bei Großevents mit schöner Regelmäßigkeit. Mohr: „Ich glaube nicht, dass dies ein Fluch ist.“

So sieht es auch Lobinger: „Malte gehört die Zukunft.“ Die Zukunft vielleicht, die Gegenwart gehört dem neuen König der Lüfte, dem Polen Wojciechoeski.

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