Mittermaier: Zum Ehrentag in den Klettergarten

„Gold-Rosi“ Mittermaier feiert ihren 65. Geburtstag und freut sich über Enkel Oskar. Ihr frühes Karriereende mit 25 hat sie nie bereut.  
von  Thomas Becker
Nicht nur zur Sommerzeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit: die spätere Doppel-Olympiasiegerin Rosi Mittermaier 1969 im eher ungewohnten Ski-Outfit. Wenig später gehörte die berüchtigte Drahtzug-Bindung der Vergangenheit an.
Nicht nur zur Sommerzeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit: die spätere Doppel-Olympiasiegerin Rosi Mittermaier 1969 im eher ungewohnten Ski-Outfit. Wenig später gehörte die berüchtigte Drahtzug-Bindung der Vergangenheit an. © Imago

„Gold-Rosi“ Mittermaier feiert ihren 65. Geburtstag und freut sich über Enkel Oskar. Ihr frühes Karriereende mit 25 hat sie nie bereut.

Garmisch-Partenkirchen - Daheim auf der Winklmoos-Alm erinnert man sich noch gut an die berühmte Nachbarin. „Die Rosi ist ein nettes Mädchen“, sagt Andreas Hausberger. Der 80-Jährige betrieb das „Almstüberl“, ein paar Steinwürfe vom Haus der Mittermaiers entfernt, „die Rosi und die Evi haben ja recht nett gesungen, und da haben wir gemeinsam eine Schallplatte aufgenommen, mit Volksliedern wie ,A wenig kurz, a wenig lang’. Da waren die so 20 Jahre alt. Rosis große Erfolge haben dem Ort dann natürlich zu einem Aufschwung verholfen. Ich hab’ ihr damals nach den zwei Goldmedaillen auch geraten aufzuhören und zu ihr gesagt: ,Wenn du einmal hinterher fährst, dann ist es vorbei.’ Dann hat sie auch aufgehört, und das war gut so. Sonst wäre sie heute nicht mehr so bekannt.“

Und das ist Rosi Mittermaier nun wirklich. Zum 65. Geburtstag wird nicht nur Dieter Reiter gratulieren. „Sie haben sich damals schon in die Herzen der Wintersportfans gefahren“, schrieb der Oberbürgermeister und meinte Olympia 1976 in Innsbruck. „Mein Leben wird immer auf ‘76 und Olympia reduziert. Ich kann verstehen, dass das für die Menschen wichtig ist, aber für mich ist das nie das Wichtigste gewesen“, sagte Mittermaier, die eigentlich Rosa Katharina heißt.

Auf dem Höhepunkt beendete sie mit 25 ihre Karriere: „Olympische Spiele und Weltcup gewonnen, im gleichen Jahr. Mehr ist ja nicht möglich“, sagte sie knapp vier Jahrzehnte später, „da war ein Hype und so viele Menschen. Da haben auch alle gesagt: ,Da hast du keine Ruhe mehr zum Trainieren.’ Außerdem haben sich Türen geöffnet. Ich konnte Verträge schließen: die Möglichkeit, eine Existenz zu gründen.“

Was sie dann mit dem ein Jahr älteren Rennlaufkollegen Christian Neureuther auch tat. Sohn Felix ist seit Jahren Deutschlands bester Skifahrer, Tochter Ameli brachte im Frühjahr Sohn Oskar zur Welt, sehr zur Freude von Großmutter Rosi: „Der Oskar ist der Hammer! Die ganz große Freude, einzigartig. Das haben wir uns immer gewünscht.“
Den frühen Abschied von der Wettkampfwelt hat sie nie bereut: „Dieses ganze Verbissene, Extreme, das mag ich nicht gern. Es darf nicht sein, dass man Tränen vergießt wegen einem Hundertstel hin oder her. Ich hätte nie gesagt: ,Ich werde Olympiasiegerin.’ Ich wollte halt gut fahren.“ Was sie neun Weltcup-Winter lang auch tat. Ehemann Christian, immerhin sechsmaliger Weltcupsieger, sagte einmal über seine Frau: „Die Rosi ist eine Leistungssportlerin ohne Ehrgeiz, die nicht mal weiß, wie viele Weltcuprennen sie gewonnen hat.“ Für Sohn Felix, mittlerweile vierfacher WM-Medaillengewinner, ist seine Mutter ein „Phänomen in der Hinsicht. Ihr ist das Verlieren eigentlich wurscht.“

Der „Gold-Rosi“ sind andere Dinge wichtig: dass ihre Geranien gut über den Winter kommen und dass sie möglichst oft in die Berge gehen kann. „Ich bin fit, und so kleine Geschichten, da redet man nicht drüber“, sagt die Jubilarin. Ihren Geburtstag will sie im Klettergarten feiern. „Dann kommt niemand auf den Gedanken, sich allzu schön anzuziehen.“  

 

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