Miteinander statt gegeneinander

Die Münchner Basketballszene war lange gespalten - das möchten der FC Bayern und Vereine wie der MTSV Schwabing beginnend mit der Nachwuchsarbeit nun ändern.
Hannah Eitel |
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Dirk Bauermann, Bayerns ehemaliger Headcoach.
dpa/ Andreas Gebert Dirk Bauermann, Bayerns ehemaliger Headcoach.

MÜNCHEN Es tut sich was im Münchner Basketball. Der Aufschwung ist allerdings keine Einzelleistung des FC Bayern: Nachdem jahrelang ein ausgeprägter Konkurrenzkampf das Nebeneinander der vielen ortsansässigen Basketballvereine bestimmt hat, wollen die Vereine nun durch intensive Zusammenarbeit den Münchner Nachwuchs gemeinsam stärken.

„Wir befinden uns mit etlichen Vereinen aus der Region in Gesprächen“, sagt Volker Stix, Jugendkoordinator des FC Bayern. Mit Stix haben sich die Bayern-Verantwortlichen einen Experten an Bord geholt, der zuvor viele Jahre in Bamberg in ähnlicher Position tätig war und dabei wertvolle Erfahrung gesammelt hat. Schließlich sucht das Nachwuchskonzept Bambergs, in dem eine Vielzahl  fränkischer Vereine miteinander vernetzt sind, deutschlandweit seinesgleichen. Diese Strukturen will Stix nun in München schaffen.

Den Beginn der Zusammenarbeit stellte die dritte Coach Clinic des FC Bayern dar. FCB-Cheftrainer Dirk Bauermann lud am Montagabend rund 200 Jugendtrainer aus der Großregion rund um München zu einem Praxisseminar in den Audi Dome ein. „Für mich als Profi-Trainer ist es selbstverständlich, dass ich mein Know-How an engagierte Jugendtrainer weitergebe“, sagte Bauermann. In der dreistündigen Einheit referierte er gemeinsam mit seinen Assistenten über die Führung und das Training im Jugendbereich, Wurftechniken, sowie über die Grundlagen der Defensivarbeit. „Wir wollen die Sportart Basketball hier in der Region weiterentwickeln und dazu müssen wir die Trainer besser machen. Sie sind die Multiplikatoren“, sagte Bauermann. Im Vordergrund stehe die „kooperative Basis“, kein Talenteklau.

Ähnlich sieht das auch Robert Scheinberg, Jugendkoordinator und Trainer des MTSV Schwabing: „Das ist ein Miteinander und kein Gegeneinander. Ein Konkurrenzdenken wäre ja auch abstrus: Bei dem Millionen-Groß-Projekt FC Bayern Basketball könnten wir sowieso nicht mithalten.“

Auf die Unterstützung der Bayern war Scheinberg in den vergangenen Jahren ohnehin nicht angewiesen. Nahezu parallel zum „Projekt-1. Liga“ des FC Bayern bastelte er an einem Jugend-Basketball-Projekt. Mit dem „Team Basketball München Nord“ gründete er eine Institution für junge, leistungsorientierte Basketballer, die den Talenten nicht nur optimale Trainingsbedingungen bietet, sondern sich auch um Wohn- und Schulmöglichkeiten kümmert.

„Wenn es uns jetzt gelingt, gemeinsam ein Gesamt-Nachwuchs-Konzept in München aufzubauen, wäre das super“, sagte Scheinberg.

Ein erstes Ziel ist dabei, einen guten Wettbewerb in den unteren Altersklassen in München zu sichern. „Es wäre kontraproduktiv, wenn unsere U12 jedes Spiel haushoch gewinnen würde, und dann auf einmal an ihre Grenzen stößt, sobald sie  dann später auf stärkere Gegner trifft“, sagte Stix. „Deshalb wollen wir den Trainern aus kleineren Vereinen eine Hilfestellung geben, damit wir regional eine Basis aufbauen, die so breit ist, wie nur möglich.“ Dabei müsse nicht in jeder Altersklasse immer nur „der FC Bayern das beste Team sein“.

Dass die Bayern im Endeffekt  dennoch am meisten profitieren, daraus macht Stix keinen Hehl. „Wir haben nun mal die Bundesligamannschaft als Alleinstellungsmerkmal. Dass die Top-Talente, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben, dann zu uns kommen, ist ein Automatismus“, sagte er.

Dem stimmt auch Scheinberg zu. Angst vor der Anziehungskraft des großen FC Bayern hat er deshalb nicht: „Letzten Endes geht es nicht darum, für welchen Verein welche Spieler dann auflaufen.“ Entscheidend sei viel mehr, die hochtalentierten Spieler aus der Region in München zu halten, um sie im Jugendalter nicht an professionelle Basketballinternate und -akademien zu verlieren. „Wir müssen den Spielern hier vor Ort optimale Voraussetzungen schaffen, damit sie Spitzensport und Schule unter einen Hut bringen können“, sagte Scheinberg. Mit dem Ziel, möglichst viele Nachwuchsspieler so an die erste Liga heranzuführen.

Das im Fußball erfolgsverwöhnte München soll nun also auch im Basketball eine Produktionsstätte der Nationalspieler von morgen werden.

Gesucht werden die Schweinsteigers, Lahms und Müllers des Basketballs. Miteinander statt gegeneinander.

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