Mit Rippchen nach oben

Martin Kaymer, Deutschlands bester Golfer, hat in zwei Wochen über 1,2 Millionen Euro verdient. Bei den British Open in England gilt er als Publikumsliebling – auch weil er so bescheiden ist
von  Abendzeitung
Martin Kaymer: Deutschlands bester Golfer.
Martin Kaymer: Deutschlands bester Golfer. © Bongarts/Getty Images

GLASGOW - Martin Kaymer, Deutschlands bester Golfer, hat in zwei Wochen über 1,2 Millionen Euro verdient. Bei den British Open in England gilt er als Publikumsliebling – auch weil er so bescheiden ist

Nur noch vier sind vor ihm. Tiger Woods, Sergio Garcia, Lee Westwood und Rory McIlroy. Und dann kommt schon Martin Kaymer, bei den Buchmachern von „William Hill.“ In der Wettliste der Favoriten auf einen Sieg bei den British Open ab diesem Donnerstag.

Martin Kaymer steht auf der Insel hoch im Kurs. Nach seinem Doppelpack trauen ihm viele nun sogar den Hattrick zu. Dem neuen deutschen Sympathieträger.

Vor eineinhalb Wochen der Triumph bei den French Open in Paris, am letzten Wochenende der Sieg bei den Scottish Open am idyllischen Loch Lomond, der Generalprobe für die British Open. Genau 1,246 Millionen Euro hat der 24-Jährige dafür eingestrichen.

Doch viel mehr wert war Kaymers Reaktion nach seinem zweiten Sieg hintereinander. „Es geht nicht ums Geld“, sagte er, „viel wichtiger war mir, dass ich hier in Schottland in der Heimat des Golfs gewinnen konnte. Das bedeutet mir am meisten. Wenn man des Geldes wegen golft, dann hat man die falsche Einstellung.“

Dann erzählte der Rheinländer am Ufer des Loch Lomond noch, wie er vor 20 Jahren bei einem Jugendturnier 1999 in Carnoustie spielte und sich schwor, eines Tages in Schottland auch die British Open spielen zu wollen. Dass er den Erfolg von Paris eine Woche zuvor mit seinem Vater an einer Autobahnraststätte mit zwei Dosen Bier feierte. Und dass sein Sieg jetzt am Südrand der Highlands vor allem am Speiseplan lag: „Ich habe jeden Abend Spare-Ribs gegessen.“ Eine Lockerheit und Bescheidenheit, die gut ankommt in Britannien.

Vom „German Wunderkind“ schrieb die „Daily Mail“, die „Sun“ befand, dass „Martin oh Kay“ sei. Alles in Ordnung mit dem Weltranglistenelften.

Das findet auch Günter Kessler. Kaum einer kennt Kaymer so gut wie er. Schließlich ist er auch schon seit zwölf Jahren sein Trainer. „Bei Martin ist das Golfen nicht nur sein Beruf“, sagt der 51-Jährige der AZ. „Es ist seine Berufung.“

Dabei begann das Jahr sehr durchwachsen, erst vor drei Wochen war er am Tiefpunkt, als er als Titelverteidiger bei den BMW Open in Eichenried schon am Cut scheiterte.

„Dass er danach gleich zweimal gewinnt, das ist wahre Größe“, sagt Kessler, „aber das hat ihn schon immer stark gemacht. Nach Niederlagen ist er nicht ungestüm durchgedreht, sondern ist geduldig und ruhig geblieben und hat einfach aus seinen Fehlern gelernt.“

Weshalb Bernhard Langer auch den berühmten Satz geprägt hat, als er über Kaymer sagte: „Da sitzt ein alter Kopf auf jungen Schultern.“ Jener Langer, den Kaymer längst abgelöst hat als bester deutscher Golfprofi.

Und das führte bei manchen Verantwortlichen schon zu großer Euphorie. Bei Wolfgang Scheuer etwa, dem Präsident des Deutschen Golfverbands. Er meinte Anfang der Woche, Kaymer könne einen Boom auslösen wie einst Langer. „Martin ist der Held, den wir brauchen“, schwelgte er. Töne, die Kessler eher mit Skepsis vernahm.

„Ich weiß nicht, ob wir einen Boom brauchen“, sagt er, „lieber bauen wir den Golfsport bei uns langsam auf, als gleich von Null auf Hundert durchzustarten.“ Um dann irgendwann wieder auf Zwanzig abzustürzen.

Nun spielt Kaymer also als Mitfavorit bei den British Open in Turnberry, an der Südwestküste Schottlands. Bei den Open 2008, damals 180 Kilometer weiter südlich in Southport bei Liverpool, war er nur auf Platz 80 gelandet. Es war damals das erste Turnier nach dem Tod seiner Mutter, die nur eine Woche zuvor an Krebs starb.

Kaymer hatte damals lange überlegt, ob er absagen solle, dann entschied er sich zu spielen. „Weil es wichtig für ihn war, weiterzumachen, zurückzukehren in den Alltag“, sagt Kessler. „Und vor allem weil er genau wusste, dass es seine Mutter so gewollt hätte.“ Und dass sie sich über seine jüngsten Erfolge enorm freuen würde, das weiß Kaymer auch.

Die Voraussetzungen könnten jedenfalls besser nicht sein. Nicht nur wegen seines Doppelsiegs zuletzt. In Turnberry, gleich beim Golfplatz, gibt es nämlich „The Tappie Toorie“. Eine gute Gaststätte mit einem wundervollen Panorama-Blick über die Fairways hinaus auf den Atlantik. Und, viel wichtiger, mit großartigen Spare-Ribs. Florian Kinast

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