Mit Helden-Musik auf meisterlicher Mission
München - Die Ansage war klar: Das Ziel ist die Meisterschaft. Vor der Pressekonferenz zum Beginn der Playoffs wurden die Journalisten auf die „geilste Zeit des Jahres“ – so das Playoff-Motto der Bayern – eingestimmt. Ein kurzer mit heroischer Musik unterlegter Film zeigte die Höhepunkte des letzten entscheidenden Spiels gegen Alba Berlin, in dem der FC Bayern vor einem Jahr die Meisterschaft gewann.
Nach der Vorführung leises Klatschen im Raum. Nur einer klatschte laut und euphorisch: Trainer Svetislav Pesic. „Seid nicht so zurückhaltend!“, rief er. Pesic hat allen Grund, bestens gelaunt zu sein. „Im Moment sind praktisch alle fit. Unsere physische Verfassung ist sehr gut. Wir sind vorbereitet für das Spiel am Samstag.“ Was vor dem Playoff-Auftakt (Samstag, 20.30 Uhr) fast selbstverständlich erscheinen mag, ist alles, nur nicht dies. Eine Verletzungsmisere ähnlich der der Fußballkollegen hat Pesics Team dieses Jahr gebeutelt.
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Die Leidenszeit ist vorbei, pünktlich zu den alles entscheidenden Spielen. „Das ist der Höhepunkt des Jahres für uns“, sagt Vizepräsident Rudolf Schels. „Es wäre für uns alle eine super Geschichte, wenn wir den Titel bestätigen könnten. Wir haben die besten Voraussetzungen, die Spieler sind gesund. Da geht es uns besser als den Fußballern. Warum sollten wir Zweifel haben?“ Das klingt nach Druck für den Trainer, den hat Schels ihm aber bereits weitestgehend genommen. Pesics Vertrag wurde bis 2017 verlängert. Auch ganz ohne Titel wäre es „keine verlorene Saison, sondern man hat Erfahrungen für die nächste Saison gesammelt“, behauptet Schels.
Druck von anderen braucht Pesic aber ohnehin nicht. Er macht ihn sich selbst: „Nur wer den Titel verteidigt, ist ein echter Champion“, hatte der 65-Jährige in der Saison immer wieder gesagt. Der Großteil der Meistermannschaft ist geblieben, die Spieler wissen aus dem letzten Jahr, wie man den Titel holt. „Jeder, der schon einmal etwas gewonnen hat, weiß, wie schön das ist, aber auch wie schwierig“, sagt Heiko Schaffartzik. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ist sonst Berufsoptimist, äußert sich vor dem ersten Spiel gegen Frankfurt aber auffallend zurückhaltend, wegen der Erfahrungen aus der Hauptrunde.
„Das wird eine sehr schwierige Aufgabe für uns. Wir haben das Rückspiel in Frankfurt verloren, lagen im Hinspiel zur Halbzeit mit 14 Punkten hinten – zuhause. Das sagt alles.“ In der regulären Saison konnten die Bayern das Heimspiel noch drehen, das Auswärtsspiel gaben sie im letzten Viertel aus der Hand. Die bisherigen Auftritte gegen Frankfurt passen zur Achterbahnsaison. Auf rauschende Siege, wie den mit 38 Punkten gegen Bamberg, folgten derbe Klatschen, wie die Niederlagen gegen Valencia im Eurocup. Ab Samstag muss Bayern endlich konstant seinen besten Basketball spielen, sonst endet die Achterbahnsaison ohne Titel und ohne Meisterfilm mit heroischer Musik.
Florian Schmidt-Sommerfeld