Mit der Kraft eines Cowboys

„Die geht immer mit dem Kopf durch die Wand.“ Viktoria Rebensburg hat mit ihren Trainern wohl schon manchen Ärger gehabt. Jetzt hat sie Gold.Auch weil ein Münchner Footballer sie fit machte
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Viktoria Rebensburg jubelt: stark gemacht hat sie auch ein Münchner Ex-Fottballspieler
dpa Viktoria Rebensburg jubelt: stark gemacht hat sie auch ein Münchner Ex-Fottballspieler

„Die geht immer mit dem Kopf durch die Wand.“ Viktoria Rebensburg hat mit ihren Trainern wohl schon manchen Ärger gehabt. Jetzt hat sie Gold.Auch weil ein Münchner Footballer sie fit machte

WHISTLER Später wirkte Viktoria Rebensburg (20) dann doch eher verlegen. So oft sie nach dem Riesenslalom und bei der Siegerehrung vor Freude die Faust geballt hatte, so verschüchtert wirkte sie dann im Deutschen Haus. Sie kam auch gar nicht mehr dazu, eine Faust zu ballen, so viele Hände musste sie schütteln.

Die Hände von Alfons Hörmann, dem DSV-Präsidenten, der beim Anblick der gewellten Goldmedaille scherzte: „Die hat ja schon Dellen.“ Die Hände von Emilia Müller, der Europaministerin, die zum Erfolg einen weißen Porzellanlöwen überreichte. Rebensburg bedankte sich, dann schien sie froh, dass sie in Ruhe zum Essen kam.

„Wenn man bei Olympia nichts riskiert, dann gewinnt man nur Himbeeren und Bananen“, hatte Rebensburg vor dem Rennen gesagt, aber weil sie riskiert hatte, gewann sie nicht Obst, sondern Gold.

Es war der größte Tag in ihrer Karriere, doch überschwängliche Euphorie zeigte sie kaum. Aber bei Regensburg ist eh vieles anders als bei einer Maria Riesch. Die Olympiasiegerinnen im Riesenslalom und in der Kombination sind grundverschieden. Das sagt auch der Trainer.

Mit einer Maria Riesch täte er sich wesentlich leichter, meinte Matthias Berthold, der sich zur Feier des Tages eine goldene Krawatte umgebunden hatte. „Wenn man der Maria was sagt, dann macht sie das auch und zieht das durch. Bei der Vicky war das oft nicht so. Darum bin ich mit ihr auch brutal oft zammkracht.“ Mit Rebensburg, dem Sturschädel aus Kreuth.

Nach den Anfangs-Erfolgen in Jugendjahren, Siegen im Europacup, habe sie gemeint, dass es im Weltcup so leicht weiter ginge. Ging es aber nicht. „Die hat erst mal lernen müssen, den schweren Weg zu gehen“, sagte Berthold, der bezweifelte, dass dieses Gold nun einen PR-Rummel auslösen würde wie bei Deutschlands erfolgreichster Skifahrerin: „Dazu ist die Viktoria auch viel introvertierter und mehr auf Distanz.“ Noch ein Unterschied zu Riesch.

Auch sonst geht Rebensburg eigene Wege. Mit einem Münchner Trainer. Diplom-Sportwissenschaftler Ingo Seibert, einst Trainer im DSV und Leichtathletik-Sprintcoach bei der LG Stadtwerke München, der an Rebensburgs Kraft und Kondition gearbeitet hat, entweder am Olympia-Stützpunkt in München oder in seinem Reha-Zentrum in Seefeld.

„Wir arbeiten seit einem Jahr zusammen“, sagte Rebensburg der AZ, „er wir haben nach dem Rennen schon telefoniert, er war richtig stolz, weil das auch das Krasseste war, was er je erlebt hat.“

Krasser anscheinend noch als seine eigenen Erfolge als Sportler.

Seibert (37) war einmal Junioren-Weltmeister im Vierer-Bob und 1993 auch Deutscher Meister. Im American Football – mit den Munich Cowboys. Später spielte er auch bei Frankfurt Galaxy in der NFL Europe, wurde 1996 zum „Besten Europäischen Angreifer des Jahres“ gewählt. Heuer wird er nun wird sein Comeback in München geben. Als Running Back bei den Cowboys.

Der Running Back ist die Position im American Football, bei der der Spieler den Ball in die Hand nimmt und sich durch die gegnerischen Reihen kämpft. Das passt zu Rebensburg, über die DSV-Technik-Trainer Christian Schwaiger sagte: „Die geht immer mit dem Kopf durch die Wand.“

Weil sie den Slalom am Freitag nicht fuhr, konnte sie am Donnerstag lange feiern. Als sie das Kufenstüberl verließ, stand links von ihr noch das Büffet mit dem Desert. Obst. Trauben. Äpfel. Orangen. Keine Himbeeren und keine Bananen. Die hatten an diesem Tag auch nichts verloren.

Florian Kinast

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.