Mit dem Leihwagen durch die Toskana
Michael Schumacher fährt in Mugello zum ersten Mal wieder ein Formel-1-Auto – allerdings ein bereits zwei Jahre altes Modell.
MUGELLO Er gibt Gas. Keine 48 Stunden nach seiner sensationellen Comeback-Ankündigung ist Michael Schumacher schon wieder ins Rennauto gestiegen.
Es ist 10.15 Uhr am Freitag, als auf der privaten Ferrari-Strecke in Mugello heiser kreischend ein flacher roter Bolide die Box verlässt. Am Steuer ein Mann im roten Overall mit knallrotem Helm – Schumi. Der Rekordweltmeister ist zurück auf der Rennstrecke. Insgesamt 35 Runden brettert er am Vormittag unter der toskanischen Sonne über den Asphalt. Wegen des Testverbots in der Formel 1 sitzt Schumacher, der ab dem nächsten Rennen in Valencia am 23. August seinen in Budapest verunglückten Freund Felipe Massa vertreten will, allerdings im zwei Jahre altem Ferrari F 2007, jenem Modell, mit dem Kimi Räikkönen Weltmeister wurde.
Der F 2007 hat weder das Hybridsystem Kers noch die neuen superbreiten Frontspoiler und die schmalen Heckflügel – aber immerhin profillose Slicks. „Zwar kann ich hier keine aktuellen oder letztjährigen Autos fahren, aber ich möchte eben so viel wie möglich fahren, und da ist das schon mal eine gute Option“, ließ Schumacher auf seiner Homepage erklären.
Wegen des Testverbots sind beim Test in Mugello keine Renningenieure und Mechaniker vom Formel-1-Team anwesend. Offiziell handelt es sich um einen Privattest, durchgeführt von der Ferrari-Kunden-sparte „F 1 Clienti“, welche die alten Ferrari-Boliden wartet und an Privatpersonen verkauft. Sein Testfahrzeug hat sich Schumacher von einem reichen italienischen Rennwagensammler geliehen.
Wichtigste Erkenntnis der Testfahrten im Leihwagen: Die Geschwindigkeit fühlt sich noch genauso an wie früher, die Fliehkräfte in den Kurven machen ihm keine Angst und der Nacken, den er sich im Februar bei Testfahrten mit dem Motorrad verletzt hatte, scheint zu halten.
Die Vollgasfahrt im Leihwagen durch die Toskana soll nicht die einzige bleiben. „Michael wird versuchen, so häufig wie möglich zu fahren, um die Belastungen in einem Formel-1-Wagen wieder zu erfahren“, sagte Sabine Kehm, die Sprecherin des siebenmaligen Weltmeisters.
Wahrscheinlich ist, dass Ferrari in den nächsten Wochen einen PR-Termin ansetzt, bei dem Schumacher ein paar Demonstrationsrunden mit dem aktuellen Ferrari F 60 drehen kann. Außerdem soll, wie aus dem Ferrari-Umfeld zu hören war, Ferraris Sportdirektor Massimo Rivola allen Formel-1-Rennställen einen Brief geschrieben haben und diese um eine Testerlaubnis für Schumacher gebeten haben.
Zwischendurch muss Schumacher noch an seiner Fitness arbeiten. Von seinen 70 Kilo müssen mindestens fünf runter, Schumacher soll bereits seine Ernährung umgestellt haben. Tabu sind ab sofort auch die kubanischen Zigarren, die er sich in der Rennpause angewöhnt hat, außerdem der Rotwein und die Pokerabende mit seinen Kumpels. Dolce vita? Für Schumacher vorerst vorbei.
Und wenn er nicht im Auto oder Simulator sitzt, wird Schumacher immer wieder nach Bad Nauheim reisen und in der dort ansässigen Sportklinik an seiner körperlichen Fitness arbeiten. Vor Schumi steht ein straffes Programm.
„Normalerweise braucht es Monate, um sich auf die Formel 1 vorzubereiten“, erklärt Schumachers Fitness-Arzt Johannes Peil. Schumi hat weniger als drei Wochen! Peil: „Der Vorteil ist aber, dass Michael kein kompletter Neueinsteiger ist.“
Filippo Cataldo