Missbrauchsvorwürfe: Österreichs Ski-Legende Karl Kahr wehrt sich
Schock in der Skination Österreich: Die Vorwürfe gegen ehemalige Trainer, Sportler und Funktionäre haben es in sich.
Wien - Kurz vor dem Start der Olympischen Winterspiele in Südkorea holt die Vergangenheit die Skination Österreich ein. Die Süddeutsche Zeitung berichtet von einem schweren Missbrauchsskandal.
Mehrere ehemalige Rennläuferinnen werfen Trainern, Serviceleuten und Funktionären sexuelle Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung vor. Die Anschuldigungen reichen teilweise 50 Jahre zurück. Entsprechende eidesstattliche Erklärungen liegen der SZ vor.
Zwei ehemalige Sportlerinnen beschuldigen Karl "Charly Kahr. Der heute 85-Jährige war einer der erfolgreichsten Trainer des Österreichischen Ski-Verbandes (ÖSV). Er hatte von 1966 bis 1970 die österreichischen Alpinfrauen trainierte. Demnach soll Kahr Ende der 1960er-Jahre eine damals 16 Jahre alte Sportlerin vergewaltigt haben.
Kahr weist Vorwürfe zurück
Eine zweite ehemalige Fahrerin schildert zwei Übergriffe, zwischen denen mehrere Jahre gelegen hätten. Über einen Anwalt ließ der Ex-Star-Trainer mitteilen, dass "die gegen meinen Mandanten erhobenen Vorwürfe samt und sonders aus der Luft gegriffen sind und kein einziger der von Ihnen genannten Vorfälle jemals stattgefunden hat".
Kahr und dem 2009 verstorbenen österreichischen Ski-Helden Toni Sailer werden in drei Fällen sexueller Missbrauch vorgeworfen, schreibt die Zeitung. Der ÖSV gab an, von den Vorwürfen gegen Kahr nichts zu wissen.
Sailer und Kahr hätten "Sodom und Gomorrha" in die alpine Szene gebracht, sagt die ehemalige Weltcup-Fahrerin Nicola Werdenigg.
Die Vorwürfe gegen Sailer, 1956 der erste dreifache Olympiasieger im alpinen Ski-Rennsport und bereits zu Lebzeiten eine der Ikonen in Österreich, sind nicht neu. Im März 1974 soll er am Rande eines Weltcup-Slaloms im polnischen Zakopane eine 28 Jahre alte Prostituierte misshandelt haben.
Sailer war damals 38 Jahre alt und ÖSV-Alpinchef. Der Vorwurf der Behörden: "Notzucht", Vergewaltigung. Dies geht aus den Akten hervor, die die Zeitung Der Standard, das Recherchekollektiv Dossier und der Radiosender Ö1 ausgewertet haben.
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