„Mir wurden schon viele Männer angeboten“

Katarina Witt soll als Nachfolgerin von Willy Bogner Olympia nach München holen. Manche trauen ihr das nicht zu – so wie Uli Hoeneß. Sie nimmt das als Scherz und erklärt hier ihre Pläne
AZ: Frau Witt, seit Montag stehen Sie als Nachfolgerin von Willy Bogner an der Spitze der Münchner Olympia-Bewerbung – und schon gibt es wieder Kritik. Uli Hoeneß hat gesagt, Sie seien auch nicht annähernd in der Lage, Willy Bogner zu ersetzen. Hat Sie das gekränkt?
KATARINA WITT: Ach, wissen Sie, wenn ich jetzt versuchen würde, mich für eine bayerische Fußballmannschaft zu qualifizieren, dann würde ich das ja einsehen. Dafür wäre ich natürlich gänzlich ungeeignet. Aber zum einen komme ich ja aus dem Wintersport, und zum anderen finde ich, jeder sollte einfach eine Chance bekommen. Ich könnte das ja verstehen, wenn er das in zehn Monaten sagt, dann hätte so eine Kritik vielleicht eine Grundlage. Aber jetzt, einfach so? Vielleicht hat das Uli Hoeneß ja auch als Scherz gemeint und gar nicht so ernst.
Ernst sind allerdings die Vorschläge, Ihnen jemand zur Seite zur Stellen.
Ich weiß. Mir wurden ja auch schon viele Männer angeboten.
Und? Wen hätten Sie denn gerne als Traummann?
Ich finde, wir haben schon eine Traumbesetzung. Das hat Thomas Bach ja auch ganz deutlich gemacht, dass wir genau so optimal aufgestellt sind. Ich bin ja nicht alleine, Bernhard Schwank und Jürgen Bühl leisten in der Geschäftsführung auch ausgezeichnete Arbeit.
Aber die beiden sorgen ja eher im Hintergrund für das Handwerkliche. Es geht doch darum, ob die 2018-Bewerbung nicht noch eine weitere Galionsfigur braucht zum Repräsentieren.
Wir haben doch schon so viele prominente Fürsprecher. Allein im Kuratorium. Gerhard Schröder, Anne-Sophie Mutter, Charlotte Knobloch, 26 Prominente aus allen gesellschaftlichen Bereichen.
Das mag sein, aber von denen ist bislang wenig zu hören. Genau wie von den 98 Botschaftern, die meisten davon Spitzensportler, Olympiasieger, Weltmeister. Die sind natürlich für Olympia im eigenen Land, wissen aber nicht, was sie eigentlich tun sollen.
Da haben Sie Recht, das ist eines meiner Hauptanliegen, dass wir genau die noch mehr einbinden.
Auch was die Gespräche mit den Grundstückseigentümern in Garmisch angeht? Wasmeier, Mittermaier, Neureuther als Vermittler?
Natürlich. Wir brauchen die bayerischen Lichtgestalten. Leute aus den Orten selbst, die dort beliebt sind. Sie sind enorm wichtig für unseren Traum. Ein Sympathieträger wie der Wasi, der aus den Bergen kommt, kann viel bewirken in der Region. Auch Christian oder die Rosi, die sprechen die Sprache der Menschen, die können auf die Leute zugehen und mit ihnen reden. Ich hoffe, wir können sie da noch besser in unsere Arbeit einbinden.
Und Sie werden dann wohl eher international auftreten und sich weniger um die Garmischer kümmern.
Ich mache die Arbeit als Kuratoriums-Vorsitzende jetzt ja seit einem Jahr. Anfangs war ich natürlich sehr viel international unterwegs, aber ich würde mich gerne jetzt mehr hier einbringen. Wir müssen die Begeisterung entfachen, da, wo der Funke vielleicht noch nicht ganz übergesprungen ist.
Ein hartes Stück Arbeit.
Ja, aber dabei ist die Mehrheit der Menschen doch für diese Spiele, das zeigen doch die Umfragen. Und die Euphorie und der Enthusiasmus sind ganz wichtig für das IOC. Die wollen ja genau wissen, wie es um die Stimmung bei der Bevölkerung steht, bevor sie die Spiele vergeben. Es kann schon sein, dass es da anfangs gerade in Garmisch-Partenkirchen nicht optimal gelaufen ist. Dass die Einstellung eher war: Wer soll schon etwas gegen Olympische Spiele haben? Man hat die Menschen von vornherein nicht genug eingebunden. Aber da sind wir ja jetzt dafür auf einem guten Weg.
Und wohin führt Sie Ihr nächster Weg?
Es stehen sehr viele Reisen zu Veranstaltungen und internationalen Wettkämpfen an, auf denen wir wieder für München werben wollen. Wer aus unserer Crew wann wohin fährt, das müssen wir erst noch schauen. Ein ganz wichtiger Termin ist von 18. bis 24. Oktober in Acapulco. Das ist das Treffen der ANOC...
...dem Weltverband der Nationalen Olympischen Komitees...
...und da werden wir unsere erste große Präsentation zeigen, genau wie unsere starken Mitbewerber Pyeongchang und Annecy. Da sind ganz viele Entscheidungsträger aus dem IOC beisammen. Irgendjemand hat einmal den schlauen Spruch gesagt: You never get a second chance for the first impression, dass der erste Eindruck, den man macht, also enorm wichtig ist.
Haben Sie es da ob in Acapulco und sonstwo mit dem Charme einer Frau vielleicht auch leichter, die Herren Funktionäre für München 2018 zu gewinnen als ein Mann?
Der Charme ist ja nur der Türöffner. Der Charme zählt nichts, wenn dahinter nicht ordentlich gearbeitet wird. Wenn die Menschen sehen, dass es an der Substanz und Qualität fehlt, dann hilft einem das schönste Lächeln nichts. Und dazu kommt natürlich die tägliche Arbeit in den nächsten Wochen bis Acapulco, wie wir uns darstellen, wie wir die Filme zusammenschneiden, da ist viel zu tun.
Jetzt, da Sie so viel hier sind, sind Sie denn eigentlich schon umgezogen nach München?
Haben Sie denn eine Wohnung für mich?
Im Moment gerade nicht.
Nein, ich wohne weiter in Berlin, ich bin aber eh so viel auf Reisen unterwegs, dass ich meist aus dem Koffer lebe. Das war zu meiner aktiven Zeit schon so, das ist jetzt auch nicht anders. Wobei ich jetzt natürlich noch mehr in München sein werde als im letzten Jahr als Kuratoriums-Vorsitzende. Und das hat auch Auswirkungen.
So? Und welche?
Vor einem Jahr habe ich mir ein Dirndl gekauft, das erste meines Lebens. Jetzt bin ich so oft hier, jetzt brauche ich bestimmt ein zweites und ein drittes.
Interview: Florian Kinast