Meuterei der Reiter

Bereits vor seinem offiziellen Dienstantritt ist der neue Bundestrainer Otto Becker in einer Zwickmühle. Die Springreiter meutern wegen des strikten Vorgehens gegen den des Doping überführten Christian Ahlmann.
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Noch ist er gar nicht in seinem Amt als Bundestrainer, schon gibt es viel Ärger für Otto Becker.
AP Noch ist er gar nicht in seinem Amt als Bundestrainer, schon gibt es viel Ärger für Otto Becker.

Bereits vor seinem offiziellen Dienstantritt ist der neue Bundestrainer Otto Becker in einer Zwickmühle. Die Springreiter meutern wegen des strikten Vorgehens gegen den des Doping überführten Christian Ahlmann.

Erbost sind die meisten Spitzenreiter, dass der nationale Verband seinen Reiter zusätzlich und härter bestraft hat als der internationale: Nachdem die FEI Ahlmann wegen verbotener Medikation bei seinem Olympia-Pferd Cöster für vier Monate gesperrt hatte, schloss die FN den Reiter für zwei Jahre aus dem Nationalteam aus. Europameisterin Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) findet das „unfair“ und „schockierend“, Ludger Beerbaum (Riesenbeck) spricht von „Wildwest.“ Lars Nieberg (Homberg) kritisierte: „Ein Zeichen bei der Doping-Bekämpfung zu setzen, das ist richtig, aber ob das auf Christians Rücken ausgetragen werden muss, das bezweifle ich.“

Viele Reiter sehen Ahlmann als Bauernopfer, weil die FN nach dem Aus der Tour-de-France-Berichterstattung in ARD und ZDF um die TV-Zukunft des Pferdesports fürchtet. „Jeder Sport, der unter Manipulationsverdacht steht, ist weg vom Fenster“, sagte FN-Generalsekretär Hanfried Haring.

„Es war eine Dummheit, die er gemacht hat“, sagte der zukünftige Bundestrainer über Ahlmann, bei dessen Pferd Capsaicin gefunden worden war. Die verbandsinterne Strafe hält Becker für zu hoch, will sich aber dazu öffentlich lieber nicht äußern. Die Gefahr, sich schon vor dem ersten Arbeitstag den Mund zu verbrennen, ist viel zu groß.

Becker arbeitet mit Bedacht. Die Vorbereitung auf seinen letzten großen Erfolg am Sonntag in Hannover ist fast symbolisch für seine Art. „Ich habe mich in eine Ecke zurückgezogen, ein paar Mal durchgeschnauft und versucht, mich runterzufahren“, berichtete der ehemalige Weltcupsieger und Mannschafts-Olympiasieger von seiner Strategie. „Dadurch wirke ich vielleicht ein wenig emotionslos“, sagte er. Der rührende und tränenreiche Abschied bewies aber, dass Becker auch eine andere Seite hat.

Spätestens seit Montag ist Becker nur noch der zukünftige Nationaltrainer. Durch den Misserfolg der deutschen Springreiter in Hongkong ist die Erwartungshaltung ohnehin schon enorm, doch durch die Wirren und Wirkungen des Ahlmann-Falles ist die Belastung noch deutlich gewachsen. Gerade in so einer Situation gilt für Becker sein Motto: „Manchmal muss man Fingerspitzengefühl haben, manchmal muss man Stärke zeigen.“

dpa

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