Mercedes: War's das mit Formel 1?

Der Stuttgarter Autobauer steht in der Reifenaffäre vor Gericht. Es droht das Aus in der Königsklasse des Motorsports. „Wir sind vorbereitet”, sagt Sportchef Wolff.
Ralf Loweg |
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Der Stuttgarter Autobauer steht in der Reifenaffäre vor Gericht. Es droht das Aus in der Königsklasse des Motorsports. „Wir sind vorbereitet”, sagt Sportchef Wolff. Experte Danner rechnet mit „saftiger Strafe”

München - Die Formel 1 blickt nach Paris. Wird mit Mercedes am Donnerstag kurzer Prozess gemacht, dann ist für den Autobauer nach der Reifen-Schummelei in der Formel 1 die Luft raus. Längst geistert das Ausstiegsszenario durchs Fahrerlager. Wenn sich Mercedes vor dem Gericht des Automobil-Weltverbandes FIA verantworten muss, werden unweigerlich die schlimmsten Erinnerungen wach.

2007 standen die Stuttgarter, damals noch mit dem gemeinsamen Rennstall McLaren-Mercedes, wegen der so genannten Spionage-Affäre letztmals vor dem strengen FIA-Tribunal und wurden mit einer Geldbuße von 100 Millionen US-Dollar (etwa 75 Millionen Euro) belegt – bis heute die höchste Geldstrafe der Sportgeschichte.

An diesem Urteil hatte Mercedes sehr lange zu knabbern. Nicht nur wegen der Höhe der Summe, sondern vor allem wegen des entstandenen Imageschadens. Schummeln und betrügen – das passt so gar nicht zu der Marke mit dem Stern. Die Konzernspitze ließ damals anklingen, dass sich Mercedes im Wiederholungsfall mit sofortiger Wirkung aus der Formel 1 zurückziehen könnte.

Sollte es nun für die Silberpfeile eine ähnlich drastische Strafe wie damals geben, dann wird Daimler-Chef Dieter Zetsche nichts anderes übrig bleiben als eine Vollbremsung zu machen. Von daher steht viel auf dem Spiel. Nicht nur für Mercedes, sondern für das komplette Milliardengeschäft Formel 1.

Doch was ist passiert? Was wird Mercedes vorgeworfen? Der Stuttgarter Autobauer hat in der Woche nach dem Barcelona-Grand-Prix auf Einladung von Reifenbauer Pirelli geheime Reifen-Testfahrten durchgeführt. Das ist nach Paragraph 22.4 h des Sportgesetzes strikt verboten. Die Sache flog auf, Red Bull und Ferrari legten Protest ein. Mercedes und Pirelli argumentierten, dass ihnen der Test von Charlie Whiting, dem FIA-Renndirektor, genehmigt worden wäre und dass Pirelli gemäß Vertrag auch unter der Saison Reifentests durchführen dürfte. Das trifft zu, allerdings dürfen dabei keine aktuellen Boliden eingesetzt werden und es müssen alle Teams zu den Tests eingeladen werden.

Für den ehemaligen Formel-1-Rennfahrer Christian Danner ist der Fall klar: „Es geht hier nicht um Pirelli, auch nicht um Mercedes-Teamchef Ross Brawn oder Charlie Whiting. Angeklagt ist einzig und allein Mercedes”, sagt Danner, der als RTL-Experte immer ganz nah am Geschehen ist, im Gespräch mit der AZ.

Das Strafmaß reicht von einer Verwarnung bis zu einem WM-Ausschluss. Danner rechnet zwar mit einer „saftigen Strafe”, doch am Ende werde es wohl ein „salomonisches Urteil” geben. „Keiner will, dass Mercedes oder Pirelli aussteigt. Zu beiden Wettbewerbern gibt es derzeit keine Alternative”, sagt Danner.

Mercedes-Sportchef Toto Wolff hat offenbar keine Angst vor dem Prozess. „Wir sind vorbereitet und begrüßen die Gelegenheit, die Fakten transparent offenzulegen. Wir haben nichts zu verbergen”, meint der Österreicher, der das Amt vor dieser Saison vom langjährigen Motorsportchef Norbert Haug übernommen hatte.

Danner: „Es geht nicht darum, was getestet wurde, sondern nur darum, dass getestet wurde. Und das ist und bleibt verboten.” Fortsetzung folgt.

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