„Meine Frau motiviert mich“

Willy Bogners Mission: Olympische Winterspiele 2018 in München. Hier verrät er seine Visionen – und sagt, wie der Franz und Frau Merkel helfen.
von  Abendzeitung
„Die konsequente Fortführung meines Lebensweges“: Willy Bogner (M. ), hier mit den AZ-Redakteuren Florian Kinast und Gunnar Jans (r.).
„Die konsequente Fortführung meines Lebensweges“: Willy Bogner (M. ), hier mit den AZ-Redakteuren Florian Kinast und Gunnar Jans (r.). © az

Willy Bogners Mission: Olympische Winterspiele 2018 in München. Hier verrät er seine Visionen – und sagt, wie der Franz und Frau Merkel helfen.

AZ: Sie hätten es auch gemütlicher angehen können, Herr Bogner. Aber jetzt, da Sie Chef der Münchner Olympiabewerbung sind, wird es wohl kein ruhiges Olympiajahr für Sie.

WILLY BOGNER: Nein, sicher nicht. Ich werde wieder viel unterwegs sein. Das ging ja schon in den ersten Wochen nach meiner Berufung im November los. Beeindruckend war vor allem das Treffen mit dem IOC in Lausanne. Da haben sie uns und unseren Mitbewerbern Annecy und Pyeongchang klar gemacht, was sie alles erwarten. Das war heftig und interessant.

Inwiefern heftig?

Dass wir einfach jedes einzelne Feld mit dem allerhöchsten Anspruch angehen müssen. Infrastruktur, Verkehr, Sportstätten, Architektur. Das muss alles goldmedaillenverdächtig sein.

Und wie weit ist München noch davon entfernt?

Ich würde sagen, eineinhalb Jahre. Dann trifft am 6. Juli 2011 das IOC die Entscheidung über die Gastgeberstadt 2018. Ich habe ja schon ein paar Spiele mitgemacht, als Sportler und als Filmemacher, das ist jetzt nochmals ein anderer Blickwinkel.

Einer, bei dem Ihr früherer Idealismus nun zwangsläufig dem knallharten Realismus weichen muss?

Nein, wir sind nur gefordert, eine Vision in die Realität umzusetzen. Und da sehe ich durchaus Parallelen zu meiner Arbeit als Filmemacher und Modedesigner. Beim Film brauchst du auch erst ein Drehbuch, das du verarbeitest, in der Mode eine Inspiration für die neue Kollektion. Da ist auch in jedem kleinsten Detail Qualität gefordert.

Nur müssen Sie jetzt beim IOC mehr Lobbyarbeit leisten, um die Ware anzupreisen.

Wir dürfen mit den IOC-Mitgliedern ja gar nicht reden. Weder wir zu ihnen noch sie zu uns.

Wie machen Sie es dann?

Über die erlaubten Wege. Nehmen Sie zum Beispiel jetzt die Winterspiele von Vancouver. Dort werden wir uns im Deutschen Haus präsentieren, dann gibt es natürlich auch andere Konferenzen und Sportveranstaltungen, wo man mit den Entscheidern zusammenkommt.

Und wie sprechen Sie mit denen? Muss doch sicher alles sehr diplomatisch sein.

Natürlich. Es darf nicht zu bescheiden sein und nicht zu aggressiv. Das ist ja auch ein Kern unseres Bewerbungsbuches, das wir ans IOC schicken werden. Das ist in Englisch und Französisch, und auch hier muss man genau die richtigen Worte treffen. Wobei das uns Bayern ja nicht schwer fällt.

Warum?

Weil es ja gar nicht unsere Art ist, alles mit Superlativen auszustatten.

Aber ein bissl selbstbewusstes Mir-san-Mir-Gefühl sollte schon sein.

Ist ja auch dabei. Viele IOC-Mitglieder kennen München schon, das ist ja keine unbekannte Stadt, viele waren schon einmal da. Sei es auf der Wiesn oder sonstwo. Und mit Thomas Bach (Präsident des DOSB, d. Red.) haben wir ja einen wichtigen Mitstreiter, der uns wertvolle Tipps gibt.

Aber genau deswegen hat er ja auch gerade Sie eingesetzt, weil Sie über viele Kontakte und ein enges Netzwerk verfügen. So wie Franz Beckenbauer, der die Fußball-WM 2006 ins Land holte.

Der Franz ist ja auch ein großes Vorbild für mich. Was der Franz geleistet hat, war Weltklasse. Ich hoffe, dass er uns auch berät und uns mit seiner Erfahrung weiterhilft. Er wäre ein ganz wichtiger Mann für uns.

Eine wichtige Frau wäre sicher Bundeskanzlerin Angela Merkel. Schröder hat sich damals ja auch stark gemacht für die WM 2006.

Sie haben Recht, das ist ganz entscheidend. Das IOC will wissen, wie das Land, die Regierung hinter der Bewerbung steht. Wir brauchen nicht in zehn oder fünf Jahren die Unterstützung, wir brauchen sie jetzt.

Schröder hat sich damals gerne als Fußballspieler gezeigt. Wird Frau Merkel jetzt Skifahren für München. Kann die überhaupt skifahren?

Ich hoffe, dass ich sie bald treffe, dann kann ich sie gerne fragen.

Wäre es ein Lebenstraum für Sie, wenn Sie die Spiele nach München holen würden?

Ja. Wobei es vielleicht weniger ein Traum wäre als vielmehr die konsequente Fortführung meines Lebensweges. Mit kommt es vor, als hätte ich ein Leben lang darauf trainiert. Das ist ja das Faszinierende, dass man vielseitig unterwegs sein muss. Du musst die Sprache der Sportler sprechen, die der Wirtschaft, die der Medien. Das ist sehr reizvoll an dieser Aufgabe.

Aber Sie haben auch mit Widerständen zu kämpfen. In Garmisch und Oberammergau etwa rumort es bei vielen Landwirten, da geht es um Grundstücksfragen bei den Wettkampfflächen.

Sie werden keine Bewerbung finden, die ganz ohne Widerstand ausgekommen ist. Man muss nur aufpassen, dass man die Kritiker auch mitnimmt. Und man muss unterscheiden zwischen demokratischer Kritik und einer Fundamentalopposition. Ich habe den Eindruck, dass das Thema oft instrumentalisiert wird und der ein oder andere einfachdrauf springt.

Sie sprechen immerhin die Sprache des Volkes.

Ja, ich kann zumindest Bairisch, und ich kenne mich auch mit Bauern aus. Da gibt es sehr viele Vernünftige, und andere, denen geht es halt ums Geld. Aber das ist ein Thema, das sie in Garmisch-Partenkirchen unter sich lösen müssen. Die Politiker dort müssen den Konsens herstellen, wir unterstützen gerne mit guten Argumenten.

Trotzdem, der Widerstand wirft ja einen Schatten auf die gesamte Bewerbung, da muss doch auch Ihnen an Einigung gelegen sein.

Ich denke, das wird sich legen. Die Leute werden verstehen, dass das allein für Garmisch-Partenkirchen eine Riesenchance ist. Dort gibt es durchaus Nachholbedarf. Warum fahren die Leute denn nach Tirol zum Skifahren und nicht dorthin? Weil seit den Winterspielen 1936 zu wenig gemacht wurde. Jetzt kann der Ort ungemein profitieren, erst von der Ski-WM 2011, dann von Olympia.

Und wie kann München profitieren, was bringt Olympia München?

Das wissen wir doch, wie Olympische Spiele eine Stadt nach vorne bringen.

Mag sein, aber eine U-Bahn haben wir ja schon. Und ein Stadion auch.

Darüber hinaus gibt es noch viele andere Möglichkeiten. Es muss noch ein architektonisches Highlight gesetzt werden. Das Olympische Dorf zum Beispiel könnte ein städtebaulicher Höhepunkt werden. Selbstverständlich ist das Olympiastadion nach wie vor, was es immer war, ein fantastischer Ort.

Einer, der inzwischen baufällig und marode ist.

Natürlich müssen wir investieren, das geschieht ja bereits seit Jahren. Aber die effiziente Nachnutzung haben wir doch schon nach den Sommerspielen 1972 bewiesen. Wo sonst auf der Welt war ein Stadion so gut genutzt wie in München?

Das war einmal. Der Fußball wird deswegen nicht mehr aus Fröttmaning zurückkommen. Jetzt gibt es Weinmessen im Olympiastadion.

Dann lassen wir uns eben Neues einfallen. Ich denke nicht so defensiv. Und im Olympiapark wird ja längst vieles auf den Weg gebracht.

Und was? Sie sind doch Visionär.

Meine Vision sind Eröffnungs- und Schlussfeier 2018. Und wenn man es pfleglich behandelt, können wir 20 Jahre danach vielleicht auch wieder Sommerspiele veranstalten. Ich hatte einfach so viele schöne olympische Momente, für die ich dankbar bin, jetzt möchte ich der Olympischen Idee etwas zurückgeben. Auch das ist ein Grund für mein Engagement.

Wollen Sie München auch etwas zurückgeben?

Natürlich. Diese wundervolle Stadt, in die ich immer gerne zurückkomme, diese Stadt, die die Balance gefunden hat zwischen Tradition und Innovation, zwischen Bodenständigkeit und Moderne. Die weltoffen ist und Charakter hat, das ist einzigartig. Hier groß geworden zu sein, auch dafür bin ich dankbar, und das ist sicher auch ein wesentlicher Grund für mein Engagement.

Welcher noch?

Meine Frau, sie motiviert mich.

Ihre Frau?

Ja. Allein des internen familiären Friedens willen. Sie wissen ja, sie ist Brasilianerin.

Ja, wissen wir.

Eben. Sie kommt aus Rio. Und die haben gerade die Sommerspiele 2016 bekommen. Da hat sie mal vorgelegt. Und das kann ich doch schlecht auf mir sitzen lassen.

Interview: Gunnar Jans und Florian Kinast

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