„Meine Fäuste schmerzen mehr als Worte“

Box-Weltmeister Wladimir Klitschko über den WM-Kampf gegen Rahman am Samstag, Verunglimpfungen, sein vermeintliches Glaskinn und Weihnachten bei seiner Mutter.
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Weltmeister der Verbände IBF, WBO und IBO: Wladimir Klitschko.
dpa Weltmeister der Verbände IBF, WBO und IBO: Wladimir Klitschko.

Box-Weltmeister Wladimir Klitschko über den WM-Kampf gegen Rahman am Samstag, Verunglimpfungen, sein vermeintliches Glaskinn und Weihnachten bei seiner Mutter.

AZ: Herr Klitschko, es sieht fast so aus, als sei mal wieder Zeit für die Rache des Bruders. Sie verteidigen Ihren Titel am Samstag gegen Hasim Rahman. Der sollte im Jahr 2005 gegen Vitali antreten, doch Ihr Bruder musste den Fight wegen eines Kreuzbandrisses absagen und beendete die Karriere. Rahman beleidigte Vitali damals, nannte ihn „einen unwürdigen Champion, einen Feigling, eine Schande für den Boxsport“

WLADIMIR KLITSCHKO: Ich habe all diese Sprüche vernommen und auch auf der Festplatte abgespeichert. Aber sie werden mich nicht beeinflussen, wenn ich am Samstag mit ihm im Ring stehe. Er muss mit seinen Sprüchen leben. Sie zeigen, wie er wirklich denkt. Ich würde mich sicher nicht so präsentieren wollen, aber das muss er wissen. Ich bin jetzt seit zwölf Jahren Profi und musste mir schon so viel anhören: Ich war der Mann ohne Kinn, ohne Eier, ohne Herz, man wollte mein Glaskinn in einem Paket nach Amerika schicken – und das beim Kampf gegen Derrick Jefferson an meinem Geburtstag.

Im Jahr 2001 in München.

Genau, der wollte meine Geburtstagsfeier in eine Totenmesse verwandeln. Das hat damals meinen Bruder gewaltig in Rage gebracht. Aber die Antwort bekam er - wie alle anderen auch – im Ring. Durch meine Fäuste. Und glauben Sie mir, die schmerzen mehr als diese Worte. Es gab oft Momente, in denen ich gerne schon vorher geantwortet hätte – oder nach dem Kampf. Aber die Genugtuung des Sieges reicht mir dann.

Sie müssen in Ihrer Karriere eine Pflichtherausforderung nach der anderen boxen. Wie sehr ärgert es Sie, dass Sie aufgrund dieser Sportpolitik nicht die Kämpfe machen können, die Sie wollen, die auch die Öffentlichkeit will?

Sehr. Manchmal fühlt man sich, als würde man von der Sportpolitik in den Schwitzkasten genommen und immer weiter zugedrückt. Nur ein Beispiel: Nachdem Vitali auf diese sensationelle Weise seinen WBC-Titel zurückgeholt hat, indem er Weltmeister Samuel Peter aussehen ließ wie einen blutigen Anfänger, da hatte ihm WBC-Präsident Jose Sulaiman in die Hand versprochen, dass er eine freiwillige Titelverteidigung machen darf, bevor er wieder einen Pflichtherausforderer boxen muss. Kaum, dass Vitali aber beim WBC-Kongress in China aus dem Flieger steigt, will er nichts mehr davon wissen und setzt die Pflichtherausforderung an. Da weiß man, wie die Sportpolitik regiert – und was das Wort dieses Mannes wert ist.

Ihr Bruder Vitali und Sie sind jetzt Weltmeister im Schwergewicht. Wie werden Sie sich eigentlich Ihre Gegner untereinander aufteilen?

Wir haben noch gar nicht viel Zeit gehabt, darüber zu reden. Aber jetzt kommt dann Weihnachten, da werden wir als Familie alle zusammenkommen und auch darüber sprechen. Vielleicht machen wir uns ja auch gegenseitig Geschenke: Dann liegt für den einen der Walujew unter dem Baum, und für den anderen der David Haye. Mal sehen, wir werden da sicher eine Lösung finden, ohne in Bruder-Streit zu geraten.

Es ist das erste Weihnachtsfest der Doppel-Weltmeister. Wird das gefeiert? Kocht da die Mama besonders auf?

Das tut sie immer. Und glauben Sie mir, es ist meiner Mutter vollkommen egal, ob wir Weltmeister sind. Wir können alle Gürtel der Welt haben, für sie werden wir immer nur Vitali und Wladimir sein, ihre Söhne. Ob wir Weltmeister sind, interessiert sie nur, weil sie will, dass wir glücklich sind. Sie aber ist glücklich, wenn wir gesund sind. Und letztlich ist genau das, die Gesundheit, auch alles, was wirklich zählt. Deswegen wünschen wir echten Freunden auch immer nur Gesundheit.

Interview: Matthias Kerber

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