Mein Weg vom Fußabstreifer zum Box-Terminator

Seit acht Jahren ist Wladimir Klitschko Weltmeister – Samstag boxt er gegen einen Mann, den er bis Ende 2013 so gut wie nicht kannte. Heute hat er Respekt: „Alex Leapai ist gefährlicher als David Haye.“
von  Matthias Kerber

Seit acht Jahren ist Wladimir Klitschko Weltmeister – Samstag boxt er gegen einen Mann, den er bis Ende 2013 so gut wie nicht kannte. Heute hat er Respekt: „Alex Leapai ist gefährlicher als David Haye.“

AZ: Hand aufs Heerz, Herr Klitschko, war Ihnen Ihr Gegner Alex Leapai überhaupt ein Begriff, bevor er Ende 2013 den hochfavorisierten Denis Boytsov geschlagen hat und damit zum Pflichtherausforderer aufstieg?

WLADIMIR KLITSCHKO: Ganz offen, ich kannte ihn nicht groß. Aber Leapai ist ein Boxer, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, die Box-Welt zu schocken. Er war in seiner Karriere meist der Underdog, aber er hat sich durchgesetzt. Ich habe viel Respekt.

Es wäre einer der größten Schocks der Schwergewichtsgeschichte, wenn er Ihnen die Lichter ausknipsen würde...

Er ist ein gefährlicher Mann, der dank der Kraft seiner Gene mit einer unglaublich brachialen Urgewalt gesegnet ist. Ist er technisch filigran? Nein. Ist er ein ausgefuchster Taktiker? Nein. Aber er kennt keine Furcht, das habe ich in seinen Augen, die der Spiegel der Seele sind, gesehen. Er ist ein Mann des Glaubens und er trägt den Glauben in sich, dass er Berge versetzen kann.

Selbst Mount Klitschko?

Das glaubt er, aber ich werde gewinnen. Ich nehme nicht all das seit ich 14 Jahre alt bin auf mich, um mich jetzt besiegen zu lassen. Ich habe meine Lehren aus den Niederlagen der Vergangenheit gezogen. Sie haben mich zu dem Boxer, zu dem Mann gemacht, der ich jetzt bin. Was das bedeutet, wird Leapai erfahren müssen.

Sie sind seit acht Jahren Weltmeister, seit 2004 ungeschlagener Box-Terminator, das hätte sich keiner vorstellen können, als Sie damals bei der Pleite gegen Brewster durch den Ring krochen.

Damals war ich der Fußabstreifer für alle. Ich habe mir den Kampf erst kürzlich angesehen. Er motiviert mich noch heute. Dort, wo ich damals war, werde ich nie wieder landen. Das habe ich mir geschworen. Heute bin ich Brewster dafür dankbar, ich weiß bis heute nicht, was damals passiert ist, warum ich so eingebrochen bin nachdem ich ihn am Boden hatte. Er hat gewonnen, ich verloren – die Gründe für meinen Kollaps habe ich nie erfahren, sie sind nicht mehr wichtig. Ich habe mich deswegen geändert. Wenn ich damals nicht verloren hätte, hätte es vielleicht nicht lange gedauert und ich hätte noch eine viel vernichtendere Niederlage erlitten. Wie heißt es: Es gibt nichts Schlechtes, aus dem nicht etwas Gutes erwächst.

Sie sprachen Leapais Löwenherz an, wie steht es denn um Ihr Boxerherz? Ihr Trainingspartner Sherman Williams sagte ja, dass Sie Körpertreffer nicht gut wegstecken.

Es ist doch bekannt, dass ich ein Softie und Jammerlappen bin. Spaß beiseite: Ich stand mit den härtesten Schlägern im Ring. Ich mag Herausforderungen, meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich mich nicht in ein Schneckenhaus zurückziehe, wenn ich Probleme überwinden muss.

Leapai wird versuchen, Sie mit seinen gefürchteten Heumachern auszuknocken.

Er ist von dem Mut beseelt den Menschen entwickeln, die wissen, dass sie nur eine Chance haben. Seine Heumacher, seine Hayemaker, will keiner abbekommen. Ich bin mir sicher, dass er anders als der Mann, der sich selber den Hayemaker nennt, den Mut haben wird anzugreifen.

Sie reden von Ihrem Intimfeind David „Hayemaker“ Haye, der Sie monatelang übelst provoziert hat, im Ring aber zum ängstlichen Kaninchen mutierte. 

Leapai ist viel mutiger und gefährlicher als Haye.


 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.