Mein Leben mit Gold

Noch keine zwei Monate ist es jetzt her, dass Natalie Geisenberger in Sotschi Olympiasiegerin wurde. Hier erzählt sie, was sich seitdem getan hat.
von  AZ

Frau Geisenberger, was ist anstrengender: Olympiasiegerin werden oder sein?

NATALIE GEISENBERGER: Ich muss schon sagen, der Winter war richtig hart. Auch das Programm nach Sotschi war anstrengend. Mir ist fast ein bisschen die Puste ausgegangen. Aber ich möchte beides nicht missen. Ich durfte mich mal ohne Helm auf einer großen Bühne zeigen, zum Beispiel in der Quizshow von Jörg Pilawa. Besonders Freude haben mich die Ehrungen bei der Polizei, da durfte ich mal wieder die Uniform rausholen.

Ihr Vater Helmut hat ein bisschen geklagt, dass er Sie kaum mehr sehen würde.
Ja, ein paar Tage mehr Ruhe daheim hätte ich mir auch gewünscht. Aber ich bin auch niemand, der wochenlang zu Hause sitzt und seine Medaillen anglotzt – irgendwann ist’s auch wieder gut!

Wie gefällt Ihnen das, im Mittelpunkt zu stehen?
Ich mag das schon. Auf Facebook komme ich gar nicht mehr hinterher, den ganzen Leuten zu antworten. Aber es gab kein einziges unangenehmes Erlebnis. Ein paar abgefahrene Autogrammwünsche habe ich aber schon bekommen.

Ja?
Jemand wollte keine Autogrammkarte, sondern ein Farbfoto, weil man auf den Karten offenbar nicht gut aussieht. Ich musste mit einem ganz bestimmten Stift unterschreiben und den dann beilegen – und auf gar keinen Fall in Rot, sondern in Schwarz. Ich habe mir gedacht: Okaaaay! (lacht)

Ihre Trainingsgruppe Sonnenschein mit Felix Loch sowie Tobias Wendl und Tobias Arlt, allesamt Doppel-Olympiasieger, hat viel Sympathien für das Rodeln gesammelt.
Alleine, dass Trainingsgruppe Sonnenschein jetzt den Leuten ein Begriff ist, ist schon großartig! Das ist bei uns aus einer Gaudi heraus entstanden, es ist irgendwie unser Motto. Es ist schon was ganz Besonderes, dass unser Team die Goldmedaillen geholt hat, das beste Team überhaupt.

Sie fuhren als Weltmeisterin zu den Spielen, kamen mit zweimal Gold zurück. Was hat sich verändert?
Mit dem WM-Titel bin ich dieses „Ah, wieder nur Zweite“-Image losgeworden. Das war schon sehr wichtig für mich. Die Weltcup-Saison vor Sotschi lief extrem gut – der Druck stieg, ich dachte mir: Ohne Sieg brauchst du gar nicht heimkommen. Und dann kam der Olympiasieg – das kann man nicht mehr toppen. Weltmeisterin, Weltcupsiegerin, Olympiasiegerin – alle Wünsche erfüllt!

Und haben Sie jetzt dann mal Zeit zum Durchschnaufen?
Ein bisschen Urlaub werde ich mir schon noch gönnen: Ab in die Sonne – und wirklich nichts tun. Gut, ein bisschen Golfen vielleicht.

Ihre Leidenschaft, richtig?
Vergangenes Jahr habe ich es ein bisschen schleifen lassen, weil ich auf die Rennen fokussiert war. Dieses Jahr werde ich wieder an meinem Handicap arbeiten.

Wo stehen Sie?
Deutlich unter 30! Also, 29! (lacht) Aber die Jungs sind gewaltig nahe gekommen.

Ihre Rodel-Kollegen?
Ja, die Golfen mittlerweile auch alle. Früher hieß es oft noch „A geh, du mit deinem Golfen“, von allen Dreien. Mittlerweile üben wir schon Abschläge bei uns in der Trainingshalle, hauen Tischtennisbälle gegen die Trennwände. Und manchmal ziehen wir uns gegenseitig auf, wenn jemand am Wochenende nicht Golfen war. Eine schöne Gemeinsamkeit ist das geworden.

Julian Galinski

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.