„Mein Kleiner hat sich gefreut“

FC Bayern- Kapitän Oliver Kahn über den Moment, als er zu Hause mit seinen Kindern Meister wurde.
von  Abendzeitung
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FC Bayern- Kapitän Oliver Kahn über den Moment, als er zu Hause mit seinen Kindern Meister wurde.

MÜNCHEN Tag eins nach der Meisterschaft. Weil schon am Mittwoch gegen Arminia Bielefeld (20 Uhr, Allianz Arena) das nächste Bundesliga-Spiel ansteht, lud Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld am Nachmittag zum lockeren Anti-Kater-Training an die Säbener Straße.

Die Mannschaft machte ein Spielchen, lief sich die Müdigkeit aus den Knochen. Torhüter Oliver Kahn war nicht dabei, er trug Laufschuhe und drehte abseits ein paar Runden, um zu testen, wie es seinem lädierten Rücken geht.

AZ: Glückwunsch zum Titel, Herr Kahn! Nun haben Sie Mehmet Scholl eingeholt und auch Ihre achte Meisterschaft geholt. Oder bedauern Sie, dass Sie nicht dabei waren in Wolfsburg, als die Meisterschaft durch das 0:0 tatsächlich perfekt gemacht wurde?

OLIVER KAHN: Nein, nein überhaupt nicht. Dass wir Meister werden, kam ja jetzt nicht mehr überraschend, oder?

Das nicht. Aber es ist ihr letztes Mal und der Moment des Triumphes ist doch der schönste überhaupt.

Stimmt schon, doch das Gefühl war jetzt auch nicht mehr ein so besonderes, weil wir eben so einen großen Vorsprung hatten. Für mich ist ja jetzt auch schon die achte Meisterschaft. Es ist zwar schade, dass es so ist, aber irgendwann wird man – wenn man so viel erlebt hat wie ich – selbst im Umgang mit so einer Meisterfeier etwas routinierter.

Also hat am Sonntagabend bei „Käfer“ auch keiner auf den Tischen getanzt?

Ich würde sagen, die Feier war eher dezent. Es ging ja ziemlich spät los, nachdem die Mannschaft zurückkam, die Spieler waren alle müde. Früher, als wir immer samstags gespielt haben, konnte man dann abends so richtig Party machen. Aber na ja. Ich bin um zwei Uhr schon gegangen, viele andere auch.

Wo haben Sie sich das Wolfsburg-Spiel angeschaut?

Bei mir zu Hause auf der Couch.

Ganz alleine?

Nein, mit meinen Kindern.

Und? Gefeiert?

Ach, es ist doch egal, wo Du Meister wirst. Ich bin glücklich über das Double und dankbar für meine letzte Saison, aber ich kann ja nicht zu Hause durchdrehen und die Faust ballen. Wie sähe das denn aus?

Was bekommen Ihre beiden Kinder denn überhaupt schon mit?

Meine Tochter (Katharina-Maria, d.Red.) schaut es an, aber das Ganze interessiert sie nicht so wirklich. Mit knapp zehn Jahren hat man ja als Mädel andere Interessen. Der Kleine (David ist fünf Jahre alt, d. Red.) hat sich Freude – vor allem, weil mir erzählt wurde, dass er sich letzten Donnerstag bei unserem 0:4 in St. Petersburg so aufgeregt und geärgert hat. Als das 0:2 fiel, ist er raus gerannt in den Garten und hat selbst ein paar Bälle aufs Tor gebolzt. Neuerdings hat er immer Angst, wenn ein Freistoß geschossen wird. Dann ruft er: ,Die blöde Mauer!’

Soll er denn einmal Torhüter werden?

Nein (lacht), um Gottes Willen – bloß nicht. Das hat über 20 Jahre meines Lebens bestimmt, das muss mich nicht noch eine Zeit lang begleiten. Er spielt zwar Fußball, auch gerne Basketball – mal sehen. Ich werde ihm aber auch weder was aufzwingen, noch verbieten.

Wie geht’s dem Rücken? Wie viele der drei letzten Spiele machen Sie noch?

Es geht schon wieder ganz gut. Am Mittwoch gegen Bielefeld will ich auflaufen, und dann schauen wir mal, was der Rücken macht. Mir ist es sehr wichtig, am letzten Spieltag gegen Hertha BSC (am 17. Mai, d. Red.) im Tor zu stehen, wenn wir die Meisterschale überreicht bekommen. Da will ich fit sein.

Interview: Patrick Strasser

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