Medaillenschmiede ohne Reparatur: Wie geht es weiter am Königssee?

Königssee - Auf ihr nahmen die Karrieren von Ikonen wie Georg Hackl und Felix Loch Fahrt auf. Doch Mitte Juli 2021 beschädigte ein Unwetter die Bob- und Rodelbahn am Königssee im oberen Teil. Von "20 Prozent Schaden" spricht Alexander Resch, Olympiasieger von 2010 und nun im Verband tätig.
AZ-Ortsbesichtigung. Ein oranger Bagger steht noch neben der Unglücksstelle. Er hat einiges Geröll den Hang hinabgetragen, dort liegt ein Haufen von sechs Metern Breite, zehn Metern Länge und vier Metern Höhe. All das hatte sich im Juli am Nadelöhr gesammelt, der Stelle unterhalb des Männer-Starts, an der der Klingerbach unter der Bahn kreuzt.
Berreiter: "Ich habe geweint wie ein Schlosshund"
Durch den Starkregen schwoll der Bach rund acht Meter hoch an, Treibholz staute ihn. Irgendwann in der Nacht drückte die Mure die Bahn auseinander, sprengte sich hinein in das Bob-Häuschen. Dort sind auf drei Metern Höhe bis heute Schlammspuren zu sehen.
"Ich bin am Tag danach herauf gekommen", sagt Rodlerin Anna Berreiter. "Ich habe geweint wie ein Schlosshund." Sie kanalisierte ihre Trauer und Wut, schlüpfte in Gummistiefel und Arbeitshosen. Sie griff wie andere zu Spaten und Wasserschlauch, machte sauber.
Die Bahn ist stillgelegt, kahl anstatt wie sonst im Winter voll Eis. "Wir bräuchten die Sanierung der Hauptammoniak-leitung zumindest bis zum Jugendstart, aber gerne auch wieder die 300 Meter hinauf bis zum Bobstart, dass wir wieder fahren können", sagt Resch.
Wird am Königssee je wieder gefahren?
Ob hier je wieder gefahren wird, hängt nach wie vor in der Schwebe. Der Bund Naturschutz ist gegen die Sanierung der ältesten Kunsteisbahn der Welt, droht gar mit einem Bürgerbegehren. Derzeit hat der Kreistag einen Generalplaner ausgeschrieben, der die Bahn und den Hang dahinter beäugt.
Für die Sanierung der Bahn sind 53,3 Millionen Euro aus dem Aufbaufonds 2021 zugesichert. Der Generalplaner wird wohl im Spätsommer feststehen. Mit Ergebnissen rechnet Resch bis Ende des Jahres - ein weiterer verlorener Winter ist sicher für die Kinder und Nachwuchstalente, die nun vom Fuße des Grünsteins nach Innsbruck ausweichen müssen.
Und für die Olympioniken, die ihr Material nicht vor der Haustür testen und trainieren können. Die Nachteile, meint Resch, wirkten sich "schleichend" aus. Die Sportler harren aus und hoffen, dass überhaupt wieder gefahren wird am schönen Königssee - wie Hackl, Loch und Co.