Maxi Kleber: Ein Idol Namens Dirk
AZ: Herr Kleber, haben Sie den „Vorgeschmack auf die Playoffs“, wie Sie das 90:97 in der Overtime gegen Bamberg bezeichnet haben, schon verdaut?
MAXIMILIAN KLEBER: In den Playoffs ist das leichter, da kann man gleich im nächsten Spiel einiges gutmachen. Es war eine sehr bittere Niederlage. Wir wissen aber, was wir falsch gemacht haben.
Welche Schlüsse kann man aus der Partie ziehen?
Wir haben über weite Strecken gezeigt, was wir drauf haben, sonst wären wir nicht 17 Punkte vorne gewesen. So einen Vorsprung muss man aber auch verwalten, das haben wir nicht so gut gemacht.
Möglicherweise können Sie es bei einem Wiedersehen in den Playoffs besser machen.
Das wäre das Wunschfinale. Wir müssen uns da nicht verstecken. Unser Ziel ist jetzt, Platz zwei in der Liga zu sichern. In den Playoffs fängt dann alles bei Null an.
Davor geht es heute zum Auswärtsspiel nach Würzburg, Sie kehren erstmals zu ihrem Heimatverein zurück.
Ich werde deshalb schon die ganze Zeit von meiner Familie und Freunden angeschrieben. Ich Freude mich sehr darauf, in der Halle, in der ich jahrelang gespielt habe, viele bekannte Gesichter und die Fans wieder zu sehen. Es wird ein ganz besonderes Spiel für mich.
Wem drücken Ihre Freunde und Familie die Daumen?
Manche sind vielleicht für Würzburg, aber meine Familie steht voll und ganz hinter mir. Die feuern mich an.
Am Sonntag steht dann das Endspiel um Platz zwei in Oldenburg an.
So ein Spiel ist die beste Vorbereitung auf die Playoffs. Der zweite Platz und der Heimvorteil bis ins Halbfinale der Playoffs sind sehr wichtig für uns.
Sind die Playoffs für Sie persönlich ein neuer Belastungstest? Sie haben ja in der Hinrunde wegen einer Fuß-Verletzung ein halbes Jahr pausieren müssen.
Da geht es noch mal mehr zur Sache, die Spiele sind intensiver und körperlicher. Das ist schon eine Herausforderung für mich, die ersten Playoffs für mich. Aber ich bin bereit.
Das Vertrauen in Ihren Körper ist zurück? Sie haben ja schon eine lange Verletzungshistorie hinter sich, schon fast zwei Spielzeiten pausieren müssen.
Mit Verletzungen muss man lernen umzugehen, genau wie mit Niederlagen. Ich hatte viel Pech, will aber gar nicht in negative Gedanken abrutschen. Ich habe jetzt ein gutes Gefühl.
Haben Sie durch die langen Verletzungspausen das Gefühl, etwas verpasst zu haben?
Ich vermisse etwas die Spielpraxis, die ich in jungen Jahren verloren habe. Diese Jahre hätte ich natürlich gerne zurück, aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Ich nehme meine Rolle jetzt an, will nicht groß etwas erzwingen, sondern meinem Team helfen.
Sie haben sich bei Dirk Nowitzki Rat eingeholt. Wie eng ist Ihr Verhältnis?
Als wir mit Würzburg in die erste Liga aufgestiegen sind und ich aus meiner Verletzungszeit zurückkam, habe ich mit ihm telefoniert. Wir haben uns darüber unterhalten, was ich machen sollte: aufs College gehen oder mit Würzburg in die erste Liga. Er hat mir ein paar Sachen gesagt, die mich zum Nachdenken angeregt haben. Ich wollte ein paar Ideen von ihm hören, weil er die Erfahrung hat. Er hat seinen Weg gemacht und konnte mir das aus seiner Sicht erzählen. Das hat mir bei der Entscheidung geholfen.
Sie könnten ihn jederzeit wieder anrufen?
Wenn ich ein Problem haben sollte, könnte ich mich auf jeden Fall bei ihm melden. Er hat mir im Sommer geschrieben und mir gute Besserung gewünscht, als ich verletzt war und die gemeinsame Heim-EM-Vorrunde in Berlin verpasst habe. Das fand ich sehr cool. Denn da war ich mental schon frustriert.
Ist er Ihr Vorbild?
Ich habe seine Karriere immer verfolgt. Er ist ja auch Würzburger. Als kleiner Junge habe ich ihn in der Halle getroffen. Ich bin da mit meinen Brüdern und Freunden hin und wir haben Fotos mit ihm gemacht. Er ist ein Riesenvorbild und war einer der Gründe, warum ich am Basketball drangeblieben bin und dann sieben Tage die Woche in der Halle war. Ein besseres Vorbild kann man nicht haben. Er zeigt jeden Tag durch seinen Trainingseinsatz, dass er zu Recht da hingehört, wo er ist.
Es gibt wieder Hoffnung, dass Deutschland doch noch ein Olympia-Qualifikationsturnier ausrichten könnte. Nowitzki hat signalisiert, dass er dafür zu einem Rücktritt vom Rücktritt bereit wäre.
Das ist seine Arbeitseinstellung. Er sagt nicht: „Ich will nicht, mir tut alles weh.“ Weil er weiß, dass es ein geiles Erlebnis in Rio sein kann. Es ist ja alles noch sehr vage, ich würde mich aber riesig Freude, wenn es klappt.
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