Matchball Bayern: Basketball-Finale zwischen großem Sport und Schlammschlacht
Berlin - Steffen Hamann war sich ziemlich schnell ziemlich sicher. "Ich glaube, dass wir nicht mehr im Audi Dome spielen müssen", prophezeite der Kapitän der Bayern-Basketballer nur Minuten nach Spiel drei der Finalserie. Heißt: Die Münchner planen fest damit, ihren ersten Meistertitel seit 1955 bereits in Partie vier am Mittwoch bei Alba Berlin (19.30 Uhr/ Sport1) einzufahren und nicht auf eine fünfte Begegnung in heimischer Halle angewiesen zu sein.
Bis dahin ist es aber noch ein ordentliches Stück Arbeit, das mussten die Bayern in ihrem ersten Spiel in Berlin bereits feststellen. 95:81 hatte Alba vergangene Woche gewonnen und dabei vor über 12.000 Zuschauern vor allem mit einer starken Offensivleistung geglänzt. Nach drei Heimsiegen in den bisherigen drei Partien der Serie best of five ist ein fünftes Spiel am Sonntag in München deshalb ganz und gar nicht unwahrscheinlich.
Das glaubt auch Alba-Trainer Sasa Obradovic. "Wir stehen jetzt vor der Aufgabe, es in eigener Halle besser zu machen. Aus Spiel zwei wissen wir, wie es funktioniert. Wir müssen es nur erneut umsetzen", sagte der Serbe. Sein Landsmann und Trainerkollege Svetislav Pesic erwartet eine schwere Aufgabe: "Wir haben unseren Plan, allerdings steht auf der anderen Seite eine sehr erfahrene Mannschaft."
Die Berliner Anhänger und den Großteil der deutschen Basketball-Fans würde eine fünfte Begegnung sicher Freude, denn was die beiden besten Mannschaften des Landes bisher zeigten, war Werbung für den Sport: Drei Spiele von höchster Intensität, körperlich stets an der Schmerzgrenze und mit reichlich Gesprächsstoff auf und vor allem neben dem Platz. "Es wäre für mich am schönsten, wenn es fünf Spiele geben würde", sagt sogar Jan Pommer, Geschäftsführer der Basketball Bundesliga (BBL).
Jüngster Höhepunkt der immer heftiger ausartenden Schlammschlacht war die Verbal-Attacke von Bayern-Trainer Svetislav Pesic und seinem Sohn Marko, Geschäftsführer bei den Süddeutschen. Ziel der Wutrede: Alba-Geschäftsführer Marco Baldi, der nach Ansicht der Münchner seine Doppelfunktion als Alba-Geschäftsführer und Vizepräsident der Bundesliga massiv missbraucht.
"Er soll aufhören, Ausreden zu finden, und den Verein lieber weiter nach vorne bringen", verkündete Pesic bei der Pressekonferenz am Sonntag. Irgendwer sei immer schuld daran, "dass es Marco Baldi nicht gelungen ist, Titel zu gewinnen". Der 52-Jährige, der bei Alba lange mit Pesic zusammengearbeitet hatte, führe eine "Kampagne" gegen die Münchner und sei undankbar.
Pesic junior legte nach: "Ein Präsidiums-Mitglied der Bundesliga kann sagen, was es will, Schiedsrichter bestimmen und so weiter, und es gibt keine Konsequenzen." Baldi hatte sich im Gespräch mit dem SID zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern wollen: "Was ich ihm zu sagen habe, das werde ich ihm direkt und persönlich sagen, wenn er denn Lust dazu hat."
Pesic wartet allerdings noch auf ein Telefonat. "Ich würde mich sehr Freude, wenn Marco mich anrufen würde – aber bis jetzt hat er es nicht bei mir versucht", sagte er auf SID-Anfrage. Auf seinen zwei Handys sei bisher kein Anruf eingegangen. Alba-Pressesprecher Justus Strauven widersprach der Darstellung: "Das Gegenteil ist der Fall. Noch am selben Abend hat Marco Baldi viermal versucht, ihn anzurufen."
Seitens des Liga-Verbandes droht Vater und Sohn Pesic zudem ein Nachspiel. "Ich kann mir schwer vorstellen, dass es keine Strafe geben wird", sagte BBL-Geschäftsführer Pommer am Dienstag in Bonn: "Man kann sich mal missverständlich ausdrücken, aber hier liegt das anders." Zuvor hatte die Liga alle Vorwürfe eines Amtsmissbrauchs von Baldi bereits zurückgewiesen.