Mary Poppins vorm Tor

Groß, bunt und farbenfroh: Die Eröffnungsfeier von Peking. "Glückwunsch, Peking! Du bist der Gastgeber der Gegenwart und das Tor zur Zukunft.“ Der IOC-Boss Rogge lobt den Veranstalter, doch es gab auch weltweit Proteste gegen die Chinesen.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

PEKING - Groß, bunt und farbenfroh: Die Eröffnungsfeier von Peking. "Glückwunsch, Peking! Du bist der Gastgeber der Gegenwart und das Tor zur Zukunft.“ Der IOC-Boss Rogge lobt den Veranstalter, doch es gab auch weltweit Proteste gegen die Chinesen.

Wie war sie nun, die Eröffnungsfeier? „Das war gigantisch, als der letzte Fackelläufer hoch in der Luft eine Runde im Stadion drehte“, meinte Entertainer Harald Schmidt in der ARD. „Wobei ich sagen muss, das habe ich schon mal imTheater gesehen – bei Mary Poppins.“

Und auch bei Ex-Olympionikin Franziska van Almsick mischten sich Bewunderung und Skepsis angesichts der Massen-Instrumentalisierung: „Die Chinesen haben schon das erste Gold verdient - im Massengleichschrittstanzen oder so. Das können sie.“ Den Arbeitern in Pekingwenigstens wird sie gefallen haben, die Eröffnungsfeier am Freitagabend, auch wenn sie keinen Einlass ins Stadion bekamen – aber immerhin, sie bekamen frei. Volksfeiertag in China, so kann man die Begeisterung auch staatlich verordnen. Den Arbeitern wurde empfohlen, sich die Eröffnungsfeier im TV anzusehen, auf Ausflüge zu verzichten.

Lob für Land und Leute

Und so hörten sie dem obersten Olympioniken zu, wie er das Land und die Leute lobte: „Liebe chinesische Freunde, China hat lange davon geträumt, seine Türen zu öffnen und die Athleten der Welt nach Peking einzuladen. Und heute ist dieser Traum wahr geworden – Glückwunsch, Peking! Du bist der Gastgeber der Gegenwart und das Tor zur Zukunft“, sagte IOC-Präsident Jacques Rogge in seiner Eröffnungsrede. Und appellierte an die Sportler: „Diese Spiele gehören euch. Liebe Athleten, denkt daran, dass ihr Vorbilder für die Jugend der Welt seid. Lehnt Doping und Betrug ab. Macht uns stolz auf eure Leistungen und euer Verhalten.“

Das Olympische Feuer brennt also, doch auch die Proteste gegen die chinesische Regierung reißen nicht ab: Weltweit gab es am Tag der Eröffnungsfeier zahlreiche Aktionen und Kundgebungen. Zu schweren Krawallen mit der Polizei kam es in Nepals Hauptstadt Kathmandu. Dort wurden mindestens 1400 Exil-Tibeter verhaftet.

In Berlin demonstrierten RSF-Mitglieder vor der chinesischen Botschaft, ebenso in Paris und Brüssel. In der türkischen Hauptstadt Ankara versuchte sich ein Demonstrant vor der chinesischen Botschaft selbst anzuzünden. Dort demonstrierten 300 Menschen, die meisten von ihnen Uiguren, eine von der chinesischen Regierung unterdrückte muslimische Minderheit. In der indischen Hauptstadt Neu Delhi wollten tibetische Mönche in die chinesische Botschaft eindringen, sie wurden aber vor dem Gebäude von der Polizei abgefangen. An der Aktion beteiligten sich nach Polizeiangaben etwa 150Mönche. Sie wurden alle in Gewahrsam genommen.

Menschenrechte statt Olympia

Der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) gelang es, einen Piratensender in Peking einzurichten. „Wir sind in Peking mit einer mobilen Radiostation unterwegs gewesen, heute Morgen lokaler Zeit um 8.08 Uhr, haben dort 20Minuten lang Beiträge gesendet, zu Presse- und Meinungsfreiheit“, sagte die RSF-Deutschland- Geschäftsführerin Elke Schäfter. Die Sendung war angeblich in mehreren Vierteln der chinesischen Hauptstadt zu hören. „Wir wollen keine Olympischen Spiele, sondern Menschenrechte“, sagte die Stimme auf Mandarin-Chinesisch und auf Französisch.

IOC-Boss Jacques Rogge aber meinte: „Heute konnte die Welt zusammenstehen in großartiger Wertschätzung für die Athleten und den olympischen Geist.“ Und für Mary Poppins. Vorm Tor der Zukunft.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.