Martina Eberl: "Kahn ist auf dem Golfplatz sehr friedlich"

Golferin Martina Eberl kämpft bei den British Open um die Qualifikation für den Solheim Cup, den „Ryder Cup der Frauen“. Hier spricht sie über Heimweh nach München – und den golfenden Ex-Bayern-Star.
von  Abendzeitung
Deutschlands beste Golferin: Martina Eberl.
Deutschlands beste Golferin: Martina Eberl. © Bongarts/Getty Images

Golferin Martina Eberl kämpft bei den British Open um die Qualifikation für den Solheim Cup, den „Ryder Cup der Frauen“. Hier spricht sie über Heimweh nach München – und den golfenden Ex-Bayern-Star.

AZ: Frau Eberl, seit Donnerstag sind Sie bei den British Open in Lytham St.Annes am Start. Dort kämpfen Sie um einen Startplatz beim Solheim Cup, dem Pendant der Profi-Golferinnen zum Ryder Cup, der Mitte August in den USA ausgetragen wird. Ihnen fehlen wenige Punkte auf Rang fünf der Europa-Rangliste, um sich zu qualifizieren...

MARTINA EBERL: Ja, und es wäre das Größte, einmal mit den besten Spielerinnen aus Europa gegen die Spitzenspielerinnen aus den USA anzutreten. Das wäre ein Traum.

Einst haben Sie von einer Karriere als Tennisspielerin geträumt.

Oh, das ist schon lange her. Als Kind habe ich davon geträumt, einmal Tennisprofi zu werden. So wie Steffi Graf.

Doch dann kam Ihr Opa und nahm Sie mit zum Golfspielen, als Caddy.

Da war ich sechs Jahre alt und spielte schon seit drei Jahren Tennis. Es dauerte dann auch noch weitere sechs Jahre, ehe ich mich endgültig fürs Golfspielen entschieden hatte. Es ist einfach ein fantastisches Gefühl, den kleinen weißen Ball durch die Luft fliegen zu sehen. Zuerst war ich nur Caddy für meinen Opa. Das war mir auf Dauer jedoch zu langweilig, ich wollte selbst die Keulen schwingen.

Mit großem Erfolg. Sie wurden von der PGA Deutschland zur „Spielerin des Jahres 2008“ gewählt.

Das war eine große Ehre für mich. Ein sehr schöner Pokal – und eine tolle Belohnung für die letzten Jahre, die doch sehr hart waren.

Hart? Das Leben als Golfprofi wirkt doch eher lässig.

Das sieht immer so locker und leicht aus, wenn man im Sonnenschein über den Golfplatz schlendert. Aber da steckt natürlich sehr viel Arbeit hinter. Sechs Tage die Woche läuft mein Trainingsprogramm - im Sommer wie im Winter. Da bleibt nicht viel Freizeit.

Wie sieht ein ganz normaler Tag bei Martina Eberl aus?

Ich stehe um acht Uhr morgens auf, trinke einen Espresso und laufe eine Stunde durch den Wald. Ab zehn Uhr stehe ich auf dem Platz. Hinzu kommen Trainingseinheiten für Kraft, Ausdauer und Koordination. Besonders der Schwung, bei dem 400 Muskeln bewegt werden, beansprucht viel Zeit. Und für den Kopf gibt es „Trained Brain“. Diese Methode hilft mir, zwischen den Schlägen den Kopf frei zu halten. Ich denke an etwas Schönes, um nicht zu verkrampfen, wenn ein Schlag mal daneben geht.

Denken Sie manchmal auch an Ihre Heimat, an München?

Ich liebe München und meine Familie sehr. Und so habe ich ab und zu auch Heimweh auf Reisen. Es ist schon ein verrücktes Leben. Neun Monate im Jahr bin ich auf Tour. Aber zum Glück bin ich ja nicht allein unterwegs. Mein Caddy Andy Danewid ist stets an meiner Seite, auch mein Trainer Danny Wild und natürlich mein Freund Thad sind immer für mich da.

Immer mehr Deutsche spielen Golf. Wird Golfen doch noch ein Breitensport?

Ich finde das super. Es gibt immer mehr Golfplätze und Schnupperkurse. Die Elitesport-Zeiten sind zum Glück vorbei. Zumal Golfen viele soziale Aspekte besitzt.

Soziale Aspekte?

Nicht nur Fußball oder Basketball holen Kids von der Straße! Kostenlose Kurse für Kinder werden immer öfter von Golfclubs angeboten. Ich habe durch das Golfen gelernt, konzentrierter und disziplinierter zu sein. Das hat mir während meiner Schulzeit sehr geholfen.

Auch Ex-Bayern-Keeper Oliver Kahn liebt Golf. Mit ihm haben Sie schon gespielt. Jagt der Golfer Kahn seinen Mitspielern eigentlich Angst ein?

Mir hat Oliver Kahn bislang nie Angst eingejagt. Im Gegenteil. Oliver Kahn ist auf dem Golfplatz sehr entspannt, sehr friedlich. Schimpfen oder schreien musste er nur auf dem Fußballplatz. Und er hat mir erklärt warum: „Wenn du 90 Minuten lang im Tor stehst, umringt von 60000 Fans, und nicht direkt ins Spielgeschehen eingreifen kannst, dann muss die innere Spannung irgendwie raus.“ Das kann ich voll und ganz verstehen.

Interview: Sebastian Schulke

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