Martin Kaymer: Der Herzensspieler
Pinehurst - Er hat für sich die neue Leichtigkeit des Seins entdeckt – und damit den Erfolg wiedergefunden. Deutschlands Golf-Ass Martin Kaymer feiert bei den US Open in Pinehurst seine sportliche Wiederauferstehung. Er, der 2010 erstmals bei den US Open triumphiert hatte, der 2011 als zweiter Deutschen nach Bernhard Langer den Golf-Thron besteigen und sich zur Nummer 1 der Welt aufgespielt hatte, der seit zwei Jahren aber eine extrem sportliche Durststrecke durchlief, der von ständigen Selbstzweifeln gepeinigt wurde, fiert bei den US Open ein grandioses Comeback.
Einen Monat nachdem er bei der Players Championship endlich wieder ein Turnier gewinnen konnte, steht vor dem Triumph bei den US Open. Nach drei Runden (vierte Runde bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen) führt er mit fünf Schlägen Vorsprung auf das US-Duo Rickie Fowler und Erik Compton. „Ich habe mein Spiel gut zusammengehalten“, sagte der 29-Jährige .
Eine irrwitzige Untertreibung. Nach zwei Runde hatte er mit 130 Schlägen sogar den Platzrekord gebrochen. Damit war er besser als Golf-Legende Tiger Woods (2000) und Rory McIlroy (2011), die für ihre ersten beiden Runden einst 131 Schläge benötigt hatten. Für seinen Erfolg macht Kaymer in seiner berühmten Bescheidenheit auch seinen Freund und Mentor Langer verantwortlich. „Bernhard hat mir im Laufe des Turnier schon einige sehr nette Sachen geschrieben. Das pusht mich ungemein“, sagte Kaymer, den man dieser Tage auf dem Platz wieder lächeln sieht. Er, der das Lächeln verloren hatte, nur noch die Last, nicht mehr die Lust sah, ist mit der Welt und sich selbst wieder im Reinen.
Tags zuvor hatte er sich im Fernsehen noch Robert Redfords Film „Die Legende von Bagger Vance“ angesehen, die Geschichte vom Golfer auf der Suche nach sich selbst und dem einfachen Spiel. Kaymer realisierte beim Zuschauen, dass dieser Streifen ein bisschen auch seine Geschichte erzählt. „Das ist es, was wir machen. Wir können eine Menge Dinge, die auf dem Platz passieren, nicht kontrollieren. Genau das habe ich in den vergangenen drei Jahren aber versucht. Du musst einfach dein Spiel spielen, mit Gefühl und Herz. Und das tue ich ich jetzt.“
Den Herzspieler Kaymer, den fürchten sie alle wieder. Die Amis haben dem Deutschen schon in Anspielung an den Filmklassiker „Terminator“ den Spitznamen „Germanator“ verpasst. Titelverteidiger Justin Rose (England) meinte lapidar: „Nehmt Martin raus, und wir haben ein großartiges, spannendes Turnier.“
Doch Spannung, das ist das letzte, was Kaymer jetzt noch will.
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