Martin Kaymer: "Das Wunder von Medinah“
Der deutsche Golfer erzielt beim Ryder-Cup den entscheidenden Punkt gegen die USA – dabei schien ein Sieg gar nicht mehr möglich.
Medinah - So explosiv hat man Martin Kaymer selten erlebt. Als sein siegbringender Putt im Loch verschwunden war, mutierte der sonst so kontrollierte Düsseldorfer zum Party-Tier: ballte die Fäuste, sprang seinen Kollegen in die Arme, schwenkte übermütig eine Deutschland-Fahne, wollte die himmelwärts gestreckten Arme gar nicht mehr runternehmen und alberte nach der Siegerehrung mit dem Pott herum, versteckte ihn unter dem graukarierten Sieger-Jackett des Ryder-Cup-Gewinners.
Im Duell mit dem US-Profi Steve Stricker sicherte der 27-Jährige mit einem Putt aus rund zwei Metern den 14. Punkt für sein Team beim traditionsreichen Duell zwischen den besten Golfern aus Europa und den USA, dem 39. Ryder Cup. Das Team aus Europa konnte damit 14,5 Punkte für sich verbuchen, die USA schafften es trotz der deutlichen Führung vom Vortag nur auf 13,5 Zähler.
Kaymers Auftritt war das Ende einer irren Aufholjagd. Auf Twitter überschlugen sich Gratulanten. Boris Becker zwitscherte: „Unbelievable! Germany, baby!“ Ex-Handballer Stefan Kretzschmar jubelte: „Martin Kaymer, du bist der Wahnsinn!“ Auch Pau Gasol, Ruud Gullit und Michael Owen schickten Grüße.
Kaymer konnte sein Glück kaum fassen: „Wir haben darüber gesprochen, dass es möglich ist. Ein unglaubliches Gefühl, ich kann das kaum beschreiben.“ Dabei war gerade der ehemalige Weltranglistenerste beim Kontinentalvergleich nicht in Bestform und wurde von Teamkapitän José Maria Olazábal an den ersten beiden Tagen nur einmal eingesetzt.
Olazábal dachte im Moment des Sieges auch an den heuer verstorbenen Seve Ballesteros. „Seve wird immer Teil dieser Mannschaft sein“, sagte Olazábal, der nach Kaymers erfolgreichem Putt die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, „ich glaube, er wäre sehr glücklich, wenn er heute dabei sein könnte. Hätte Seve das Skript geschrieben, hätte es genau so ausgesehen.“
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