Marlies Schild siegt
„Das war heute kein Riesch-Tag“: Susanne brachte auf den Punkt, was dem Geschwisterpaar beim WM-Slalom widerfahren war. Maria wurde in letzter Sekunde vom Bronzerang verdrängt, Susanne schied aus. Marlies Schild aus Österreich dachte beim Sieg an ihren verletzten Freund.
Garmisch-Partenkirchen Zitterpartie ohne Happy End: In letzter Sekunde hat Titelverteidigerin Maria Riesch im Slalom ihre dritte Medaille bei der Heim-WM verpasst und wurde von der neuen Weltmeisterin Marlies Schild aus Österreich auf Rang vier verdrängt.
„Ich bin jetzt leider nicht Weltmeisterin geworden. Aber eine totale Pleite war es mit zwei Bronzemedaillen auch nicht“, sagte die Dritte aus Super-G und Abfahrt am Samstag. Zweitbeste des deutschen Torlauf-Teams, das außer Maria Riesch am Gudiberg komplett enttäuschte, wurde Fanny Chmelar auf Rang 15.
Susanne Riesch schied ebenso aus wie Christina Geiger. Nur mit einer artistischen Einlage hatte sich Riesch, die von Platz fünf in den zweiten Lauf startete, auf dem Kurs halten können. Im mittleren Streckenabschnitt verlor sie aber zu viel Zeit.
Am Ende fehlten 69/100 Sekunden auf die drittplatzierte Schwedin Maria Pietilä-Holmner und eine Sekunde auf Kathrin Zettel, die den Doppelerfolg der österreichischen Skirennfahrerinnen perfekt machte. „Natürlich habe ich gehofft, dass ich nochmal einen Superabschluss fahren kann.
Dass jeder Gold erwartet hat, ist etwas übertrieben. Ich habe nur einen Slalom diese Saison gewonnen“, sagte Riesch. Die Doppel-Olympiasiegerin litt am Start mit schmerzerfülltem Gesicht mit, als ihre Schwester Susanne in einem komplett verkorksten Lauf auf der Nase landete und mehrere Sekunden enttäuscht im Schnee verharrte.
Damit kam die 23-Jährige nach Platz zwölf im ersten Lauf auch bei ihrem dritten WM-Auftritt nicht ins Ziel. „Das war heute kein Riesch-Tag“, sagte die jüngere der beiden Schwestern, die nun am Sonntag Felix Neureuther im Slalom die Daumen drücken will: „Morgen feuern wir unseren Felix an.“
Gar nicht erst das Finale erreichte Christina Geiger, die im ersten Durchgang ausschied. Katharina Dürr wurde 23. „Manchmal braucht man einen Schuss vor den Bug“, meinte Alpin-Direktor Wolfgang Maier zur Teamleistung. „Das war zu wenig“.
Vor den Augen von Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, und der italienischen Ski-Legende Alberto Tomba konnte Slalom-Dominatorin Schild hingegen ihrer Favoritenrolle endlich gerecht werden. Mit ihrem ersten Einzel-Titel bei einer Großveranstaltung holte die 29-Jährige das erste WM-Gold für Österreichs Alpin-Damen seit 18 Jahren. „Ich kann es gar nicht fassen“, sagte Schild.
Im Moment des Sieges dachte sie unter Tränen an ihren Freund Benjamin Raich, der sich bei der WM schwer verletzt hatte. „Was da in den vergangenen Tagen passiert ist mit der Verletzung vom Benni und heute dieser Sieg, das passt gar nicht zusammen. Ich hoffe, es geht ihm jetzt auch wieder besser“. Schild hatte diese Saison fünf von sieben Weltcup-Slaloms gewonnen.
Während die rot-weiß-roten Damen bereits den vierten Sieg in Garmisch-Partenkirchen feierten, dürften in der deutschen Slalom- Mannschaft die alpinen Kuschelwochen endgültig beendet sein. „Vielleicht war die Kritik von Zwiesel zu spät“, meinte Maier.
Bereits bei der WM-Generalprobe im Bayerischen Wald hatten die Damen hinter Riesch stark enttäuscht und waren vom Alpin-Direktor deutlich kritisiert worden.